Aus einem kleinen Dorfe im westlichen Münsterland stammend, genoss Nicolaus Schaten seine Schulbildung in der Bischofsstadt Münster. 1627 trat er in den Jesuitenorden ein und wurde 1638 Lehrer am Münsteraner Gymnasium Paulinum. Es folgte ein Ruf des Osnabrücker Fürstbischofs Franz Wilhelm, der ihn unter anderem mit der Ordnung des Archives des Fürstentums beauftragte. Der Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen stellte Schaten als Historiographen ein. In der neuen Position müssen aber Konflikte aufgetreten sein, so dass er den Wechsel auf eine neue Stellung beim Paderborner Fürstbischof Ferdinand II. von Fürstenberg als „Befreiung“ empfand.[1]
Ferdinand II., selbst als Historiker tätig, bot Schaten hervorragende Arbeitsbedingungen. Es entstanden vor allem die Historia Westphaliae und die Annales Paderbornenses zur Geschichte Westfalens bzw. des Hochstifts Paderborn. Insbesondere die Annales zeichneten sich durch Quellentreue aus. Seine Werke wurden bis ins 19. Jahrhundert mehrmals aufgelegt und von Autoren wie Johann Suibert Seibertz und Jakob Grimm zitiert. In seinen Werken finden sich auch Hinweise auf vorchristliche Stätten, so den Donnersberg zwischen den Warburger Ortschaften Wormeln, Germete und Welda sowie über Riesensteingräber im heutigen Ostwestfalen.
Die Fortschritte in der Urkundenforschung und der historischen Kritik legten die Schwäche von Schatens Werken offen. Er verließ sich überwiegend auf Abschriften und übernahm zahlreiche Fälschungen ohne sie zu erkennen.
Neben seiner Tätigkeit als Historiograph unterrichtete Nicolaus Schaten am Paderborner Theodorianum.
Werke
Historia Westphaliae, in qua in primis de origine gentis, de priscis hujus regionis populis, de bellis, quae cum Romanis pro libertate gesserunt. Deinde de origine Francorum, Rhenum inter & Visurgim degentium, & quomodo hi pro libertate gentis; et limite. Münster, Aschendorff 1773 (Digitalisat) der Bayerischen Staatsbibliothek.
Werner Frese: Nikolaus Schaten SJ (1608-1676). Jesuit und Historiker. In: Westmünsterländische Biografien. Vreden: Bredevoort 2016ff.; Bd. 2 (2016), S. 85–94.
Hermann-Josef Schmalor: Die Jesuiten Athanasius Kircher und Nikolaus Schaten in Paderborn. In: Christoph Stiegemann (Hrsg.): Zur Ehre der Altäre. Jesuitenschätze im Diözesanmuseum. Bonifatius, Paderborn 2014, S. 34–44.
Hermann-Josef Schmalor: Nikolaus Schaten – Jesuit und Historiker am Hofe Ferdinands von Fürstenberg. In: Andreas Neuwöhner / Lars Wolfram (Hg.): Leben am Hof zu Neuhaus. Paderborn: Schöningh 2021, S. 120–139.