Nicolaus Oest war ein Sohn des Pastors Johann Georg Oest in Ulderup (1686–1747), später Pastor in Satrup, und dessen Frau Christiana (1700–1788), Tochter von Nicolaus Kühl, Johann Georgs Vorgänger in Ulderup.
Kirche in Neukirchen
Zunächst von seinem Vater zu Hause unterrichtet, besuchte er 1738/39 für ein Abschlussjahr das Akademische Gymnasium in Hamburg und studierte ab Ostern 1739 Evangelische Theologie an der Universität Rostock.[1] 1744 heiratete er Christina Sophia, die Tochter von Friedrich Andreas Petersen (1673–1763). Sein Schwiegervater war Pastor im KirchspielNeukirchen in Angeln. Obwohl die kleine Kirchengemeinde mit nur 30 Familien einen Pastor kaum ausreichend beschäftigte und nur spärlich ernährte, blieb Oest Adjunkt seines Schwiegervaters. Bewerbungen auf andere Stelle wie 1757 nach Westensee führten nicht zum Erfolg.[2] Erst 1763 starb Petersen und Oest folgte ihm als Pastor nach. Um das geringe Einkommen aufzubessern, nahm Oest Kostkinder auf, die von ihm auf den Besuch des Gymnasiums vorbereitet wurden.
Daneben bestanden seine Einkünfte als Landpastor hauptsächlich aus den Erträgen des Pfarrlandes. Nicolaus Oest widmete sich daher neben seinen wenigen Amtsgeschäften der Landwirtschaft. Vor allem beschäftigte ihn, wie die Erträge gesteigert werden konnten. So sorgte er dafür, dass die 1737 von König Christian VI. angeordnete Verkoppelung auch im bis 1779 bestehenden TeilherzogtumSchleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, zu dem Neukirchen gehörte, umgesetzt wurde. Während der kurzen Zeit ihres Bestehens von 1764 bis 1767 war er Mitglied der von seinem vorgesetzten Propst Philipp Ernst Lüders gegründeten Königlich Dänischen Ackerakademie, eines losen Zusammenschlusses von Bauern, Lehrern und Pastoren. Sie war die erste ökonomische Gesellschaft im Herzogtum Schleswig. Oest wurde zum praktischen Agrarreformer und ein weithin bekannter Experte für das Anlegen von Knicks in der Landschaft Angeln. Sein Werk Oeconomisch-practische Anweisung der Einfriedigung der Ländereien, das er 1767 in Flensburg veröffentlichte, trug wesentlich zur Entwicklung der schleswig-holsteinischen Knicklandschaft bei.[3]
Nicolaus Oest: Einfriedigung der Ländereien (1767)
Mit Christina Sophia (1714–1778) hatte er acht Töchter und den Sohn Johann Friedrich Oest. Mehrere seiner anderen Töchter heirateten Pastoren der Nachbargemeinden, darunter Dorothea den 1777 seines Amtes enthobenen Pastor von ToestrupMartin Friedrich Lihme (1733–1807). Die jüngste Tochter Maria Johanna Margaretha (* 1759) heiratete 1784 ihren Cousin, den Kunst- und Handelsgärtner in Sønderborg, Johann Georg Vothmann, dessen Mutter Oests Schwester Maria Dorothea war. Ab 1793 beschäftigte Oest Georg Petersen, den Ehemann einer Enkelin, als Adjunkt. Dieser gab 1800 Oests Gedichte samt einer kurzen Biographie heraus.
Werke
Oeconomische Abhandlung von dem Acker-Umsatz: nebst zwey Tabellen. Flensburg: Korte 1765
Oeconomisch-practische Anweisung der Einfriedigung der Ländereien, nebst einem Anhang von der Art und Weise, wie die Feldsteine können gesprenget und gespalten werden, auch nöthigen Kupfern Flensburg: Korte 1767
Berthold Hamer: Biografien der Landschaft Angeln. Husum 2007, ISBN 978-3-89876-339-4, Band 2, S. 546
Lars N. Henningsen: „Ein Pastor im Bauernkleid“. Pastor Nicolaus Oest in Neukirchen und seine Gedichte 1745–1795. In: Detlev Knaack/ Martin Rheinheimer (Hrsg.): Aus der Mitte des Landes. Festschrift für Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt. Neumünster 2013, S. 218–234
Jörg Matthies: Oest, Bechstedt und Hirschfeld. Drei Schöpfer einer neuen Kulturlandschaft im 18. Jahrhundert, in: Rainer Hering (Hrsg.): Die Ordnung der Natur. Vorträge zu historischen Gärten und Parks in Schleswig-Holstein (Veröffentlichungen des Landesarchivs Schleswig-Holstein, Band 96), Hamburg 2009, ISBN 978-3-937816-65-4, S. 71–94, (Digitalisat)
Bernd Wendland: Historische Pfarrhöfe und Pastoratsgärten: Ein Buch für Geistliche, Historiker, Landwirte, Natur- und Gartenfreunde. Husum 2004, ISBN 978-3-88042-984-0, S. 233f
↑Paul von Hedemann: Die ältere Geschichte der Kirche zu Westensee. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Band28. Kiel 1889, S.66.
↑Veronika Janssen: „Ei ei, Herr Pastor, das ist ja eine ganz neue Religion!“ Die Adlersche Kirchenagende von 1797 zwischen Gemeinden, Predigern und Obrigkeit. Kiel 2017, S. 88 f. und 489.