Das Adelsgeschlecht der Herren von Neuhaus (auch Herren von Hradec; tschechischPáni z Hradce, lateinischde Novo Domo) entstammte der südböhmischen Dynastie der Witigonen, deren erster Vertreter Witiko von Prčice († 1194) war. Dessen ältester Sohn Heinrich gründete vor 1220 eine Burg, die als „Novum castrum“ bezeichnet wurde, während der um die Burg liegende Ort für das Jahr 1223 als „Nova domus“, für das Jahr 1255 als „Gradecz“ und für 1265 als „Newenhaus“ belegt ist.
Blasonierung des Stammwappens der Herren von Neuhaus: „In Blau eine unbespitzte goldene Rose. Auf dem hersehenden Helm (auf gelehntem Schild) mit blau-goldenen Decken die goldene Rose.“ Eine Wappenvariante: „In Blau eine grünbespitzte, goldene Rose. Auf dem Helm (auf gelehntem Schild) mit blau-goldenen Decken die goldene Rose.“
Geschichte
Der Witigone Witiko von Prčice vererbte seine umfangreichen Ländereien in Südböhmen an seine vier Söhne, die nachfolgend jeweils eigene Familienzweige gründeten und als Standarte eine fünfblätterige Rose auf farbigem Feld führten. Stammvater des Familienastes der Herren von Neuhaus war
Heinrich I. von Neuhaus, belegt 1205–1237. Er besaß Ländereien in Südböhmen und in Westmähren und residierte auf der Burg Hradec im gleichnamigen Ort, der erst ab 1410 mit dem von Heinrich/Jindřich abgeleiteten tschechischen Ortsnamen-Attribut „Jindřichův“ bezeichnet wird.
Durch die geographische Nähe zu Österreich und Baiern entstanden verwandtschaftliche Verbindungen mit den österreichischen Adelsfamilien Hardegg, Walsee, den Kuenringern und den Schaunbergern, sowie den bayerischen Grafen Leuchtenberg und Hals. Der politische Einfluss der Witigonen, deren mächtigste Äste die Herren von Neuhaus und die Rosenberger waren, soll schon im 13. Jahrhundert an die landesherrliche Macht gereicht haben. Nach der Herrenstandsordnung vom Jahre 1501 stand ihnen zusammen mit den Rosenbergern der ersten Rang gleich hinter dem König und vor allen anderen Herrenstandsgeschlechtern zu. Im 16. Jahrhundert erlangten sie die Reichsgrafenwürde. Mitglieder der Familie bekleideten höchste politische Ämter im Königreich Böhmen. Bei einigen kam es zu Auseinandersetzungen mit den Herrschern, u. a. den Königen Johann von Luxemburg und Georg von Podiebrad. Während der Hussitenkriege waren sie in beiden Lagern vertreten.
Die Herren von Neuhaus gehörten zu den reichsten Familien des böhmischen Königreichs und besaßen u. a. Neuhaus, Zlabings, Winterberg, Fraunberg, Teltsch u. a. Im 16. Jahrhundert bauten sie ihre Schlösser und andere Gebäude im Stil der Renaissance um, z. B. ihr Prager Palais sowie die Schlösser Teltsch und Neuhaus, auf dem sie residierten.
Nach dem Erlöschen des Mannesstammes mit Joachim Ulrich von Neuhaus (1579–1604) gingen die Besitzungen sowie die Rechte nach der Herrenstandsordnung auf den späteren böhmischen Oberstkanzler Wilhelm Slavata aus dem gräflichen Hause Slavata von Chlum und Koschumberg, Gemahl von Joachim Ulrichs Schwester Lucie Otilie von Neuhaus (1582–1633) über. Die Herrschaft Neuhaus fiel 1716 an die Grafen Czernin, die sie bis 1945 besaßen,[1] die Herrschaft Teltsch kam 1712 an Franz Anton von Liechtenstein-Kastelkorn, der sie an Alois Podstatský von Prusinowitz vererbte, bei dessen Nachkommen, die sich seit 1762 Podstatzky-Lichtenstein nennen, sie bis 1945 verblieb.
Heinrich II. von Neuhaus († 1363); verheiratet in erster Ehe mit Margarete von Hals (Markéta z Halsu), geborene Leuchtenberg, in zweiter Ehe mit Margarete von Hardegg (Markéta z Hardeku), die am 8. Juni 1369 als Klarissin starb
Heinrich III. von Neuhaus († 1398), Höchster Burggraf, verheiratet mit Elisabeth von Hardegg (Eliška z Hardeku)
Johann der Jüngere (Jan mladší; † 1420), verheiratet in erster Ehe mit Agnes/Anežka von Kappeln, in zweiter Ehe mit Elisabeth von Wartenberg (Eliška z Vartenberku)
Elisabeth/Alžběta, verheiratet mit Georg/Jíři von Puchheim
Heinrich/Jindřich, * 1419, gestorben im Kindesalter
Johann/Jan auf Teltsch (1419–1451), verheiratet mit Katharina/Kateřina von Sternberg
Ulrich/Oldřich († 1453), verheiratet mit Margarethe/Markéta von Pottenstein
Heinrich/Jindřich; † im Kindesalter
Elisabeth/Eliška († 1437), verheiratet mit Ernst Flaška von Pardubitz (Arnošt Flaška z Pardubic)
Herrmann/Heřmann († 1404), verheiratet in erster Ehe mit Kunka N. N., in zweiter mit Petruška N. N.
Klara († 1389), Klarissin in Krumau
Meinhard/Menhart († 1391), verheiratet mit Anna von Velhartice (Anna z Velhartic)
Elisabeth/Eliška († 1417), verheiratet in erster Ehe mit Johann von Krawarn (Jan z Kravař), in zweier Ehe mit Georg von Lichtenburg (Jiři z Lichtenburka)
Witiko II. von Neuhaus (Vítek II. z Hradce); seine Töchter Katharina/Kateřina, Jitka und Barbara sollen an der Gründung des Klosters Pohled beteiligt gewesen sein
Otto; belegt 1281
Katharina/Kateřina, heiratete in erster Ehe 1285 Heinrich von Kuenring († 1286), in zweiter Ehe 1289 Walter von Sternberg
Die Herren von Hradec aus der Linie von Teltsch (Linie Telecká)
Nachdem mit Ulrich/Oldřich, einem Sohn des Meinhard von Neuhaus 1453 die Hradecer/Neuhauser Linie ausstarb, erbten die Besitzungen Heinrich/Jindřich und Herrmann/Heřmann, Söhne des Johann († 1451) aus der Teltscher Linie der Herren von Neuhaus. Da Herrmann im Jahr 1464 vor Erreichen der Volljährigkeit starb, wurde Begründer der Teltscher Linie:
Anna, verheiratet mit Ulrich Felix von Lobkowitz (Oldřich Felix Lobkovic na Kosti)
Zacharias von Neuhaus (1527–1589), Oberstkämmerer von Mähren und Landeshauptmann; verheiratet in erster Ehe mit Katharina/Kateřina von Waldstein († 1571), in zweiter Ehe mit Anna von Schleinitz (Anna ze Šlejnic)
Meinhard/Menhart Lev na Polné († 1579)
Katharina/Kateřina, verheiratet mit Ladislav Berka von Dubá
Anna († 1570), verheiratet in erster Ehe mit Hynek Boček von Kunstadt († 1518); in zweiter Ehe mit Ladislav von Sternberg auf Bechyně († 1521) und in dritter Ehe mit Heinrich VII. von Rosenberg (1496–1526)
Literatur
Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien. Neustadt an der Aisch, Verlag Degener & Co 1973, Herrengeschlecht Neuhaus (Böhmen) (de Nova Domo, von Hradecz) mit Teilstammfolge und Wappen- und Siegelbeschreibung, Seite 208–211, ISBN 3-7686-5002-2
František Teplý: Dějiny města Jindřichova Hradce. Dílu I. svazek 1., Jindřichův Hradec 1927 (einschließlich Stammliste bis 1453)
František Teplý: Dějiny města Jindřichova Hradce. Dílu I. svazek 2., Jindřichův Hradec 1927 (einschließlich Stammliste der Linie Teltsch 1453–1604)
Johanna von Herzogenberg: Zwischen Donau und Moldau – Bayerischer Wald und Böhmerwald – Das Mühlviertel und Südböhmen. Prestel Verlag München 1968, Neuhaus und Wittengau Seite 320–328
Hans Ulrich Engel: Burgen und Schlösser in Böhmen – Nach alten Vorlagen, Wolfgang Weidlich, Frankfurt am Main, 2. Auflage 1968, Burg Neuhaus Seite 103–105, Abbildung Seite 227 ISBN 3-8035-8013-7
Josef Claudius: Die Herren von Neuhaus. Neuhaus i. B. 1830
Karel Plicka, Emanuel Poche: Prag – Ein Bildführer, Panorama Prag (deutsche Übersetzung 1982), Palast der Herren von Hradek (Neuhaus) Seite 52, Text-Nr.: 72 und 73
Weblinks
Commons: Neuhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien