Muhr ist eine der 15 Gemeinden im Bezirk Tamsweg (Lungau), Land Salzburg in Österreich und hat 489 Einwohner (Stand 1. Jänner 2023). Im Gemeindegebiet entspringt der – fast – gleichnamige Fluss Mur.
Das Gemeindegebiet umfasst das oberste Murtal. Unter „Oberstes Murtal“ kann man im weiteren Sinne auch den ganzen Lungau verstehen – Oberes Murtal bezeichnet speziell den steirischen Abschnitt bis Bruck an der Mur. Hierorts versteht man unter Murtal aber insbesondere den Abschnitt von St. Michael über Ramingstein bis an die Landesgrenze bei Kendlbruck/Predlitz, der als Talweitung von St. Michael bis Tamsweg den Kernraum des Lungau darstellt, und auch als Teil des Lungauer Beckens gesehen werden kann.[1][2]
Um das Tal von Muhr als eines der Nebentäler dieses Kernraumes zu kennzeichnen, hat sich der Begriff Muhrtal – wie die Gemeinde in der alten Schreibung mit «h» – eingebürgert.[3]
Ortsüblich bezeichnet man die Talung, wie im oberdeutschen häufig, schlicht nur als die Muhr.[4]
Daneben findet sich auch der Name Murwinkel.[5] Dieser alte Flurname bezeichnet ursprünglich die Pfarrei,[6] also die Gegend um Hl. Rupert und die Bergbauregion Rotgülden. Er findet sich sowohl für das ganze Muhrtal im Sinne des Gemeindegebiets,[7]
auch entsprechend den heutigen Ortschaften Vorder- und Hintermuhr als Vorderer und Hinterer Murwinkel,[8]
als auch speziell für das unbesiedelte oberste Tal oberhalb von Rotgülden.[2]
Das Muhrtal misst etwa 20 Kilometer. Es bildet in seinem äußeren Teil noch eine Fortsetzung der Mur-Mürz-Furche, und um Schellgaden noch einen Ausläufer des Lungauer Beckens. Es zieht sich etwas südlich von St. Michael am Fuß des Katschbergs westwärts. Es führt dann über Hemrach und die Vordermuhr bergeinwärts; letztere gliedert sich in Untere und Obere Au. Auf etwa halber Länge ist es durch den Murfall gegliedert, ab diesem Raum spricht man von Hintermuhr.[9] Hier zweigt das Altenbergtal südwestwärts ab. Ab Rotgülden führt es stärker nordwestwärts und bildet den Murwinkel im engeren Sinne. Hier zweigt südwestwärts das Rotgüldental zum Rotgüldensee ab. Bei Jagdhaus Muritzen folgt ein weiters Nebental, das Muritzental mit dem Karwassersee. Bei der Sticklerhütte knickt dann auch das Tal der Mur – noch immer taleinwärts gesehen – südwestwärts. Der allerhinterste Teil heißt dann Schmalzgrube. Hier entspringt am Fuß des Frauennocks die Mur (Murursprung).
Die Gemeinde kooperiert mit den anderen Lungaugemeinden und den angrenzenden Kärntner Gemeinden im UNESCO-BiosphärenparkSalzburger Lungau und Kärntner Nockberge. Außerdem gehört sie – als einzige Lungauer Gemeinde – zu den Nationalparkgemeinden Nationalpark Hohe Tauern, wobei zum Nationalpark nur die jeweiligen Talschlüsse des Rotgüldentals, des Muritzentals und beim Murursprung gehören.
1813 wurde das vormalig Michaeler Vikariat zur PfarreMuhr im Lungau (urspr. Murwinkel)[6] erhoben.[15] Während der Goldabbau in Schellgaden 1818 beendet wurde,[8] war das Bergwerk Rotgülden noch Ende des 19. Jahrhunderts das größte Arsenikwerk der Habsburgermonarchie.[8]
Die Produktion in der Arsenhütte wurde 1994 eingestellt.[12] Die britische Bergbaufirma Noricum Gold hatte Mai 2015 die mehrjährige Goldsuche um das ehemalige Goldbergwerk Rotgülden aus Kostengründen wieder eingestellt. Mehrere Probebohrungen waren bis in 150 m Tiefe vorgetrieben worden.[16]
Am 29./30. Oktober 2018 wurde der tiefliegende Ortskern nach starken Regenfällen von der ausufernden Mur überschwemmt.[17]
Blasonierung: Ein Schild, schräg geteilt von einem doppelten Wellenband in Blau, darüber im linken Feld in Silber ein Mann mit rot-silber verwechselten Kleidern, rechts ein Schwert, links einen goldenen Ring mit Rubin haltend, darunter im rechten Feld in Gold ein Blahhaus in Schwarz.
Der Mann ist der örtliche Samson. Blahhaus meint eine kleine Hochofenanlage und bezieht sich insbesondere auf den Arsenbergbau Rotgülden.
In Muhr beginnt der über 300 km durch Österreich führende Murradweg. Bis hinauf zur Sticklerhütte führt ein grober, zuletzt sehr steiler Fahrweg aus Schotter. Ganz hinauf zum Murursprung im Kar verläuft ein eher flacher Wanderpfad. Schattseitig, in der Hafnergruppe, liegt die Rotgüldenseehütte.
↑Den Mitterberg als Inselberg im Beckenraum betrachtet.
↑ ab(F.C. Weidmann, Hrsg.:) Touristen-Handbuch auf Ausflügen und Wanderungen in Salzburg. Band 1 (Erster Haupttheil Allgemeine Uebersicht. Stadt Salzburg, Umgebung der Stadt, Pongau und Lungau.), Verlag Carl Gerold, Wien 1845, Abschnitt Die Thauerntäler des Pongau’s und Lungau’s, 7. Murwinkel und Murthal (Lungau), S. 290–303 (Google eBook, vollständige Ansicht): „Von der Wandung [d.i.: Wendung] am Roßkogl bis zum Blasnerlehen [bei Rotgülden] trägt das Thal den Namen des Murwinkels. […] Der Bach […] strömt an dem Orte Mur vorüber, an St. Michael und Tamsweg,[…] und bildet so das Hauptthal des Lungaues, welches vom Blasnerlehen, wo das Murwinkel den Namen Murthal annimmt, …“ (Zitat S. 292).
↑so etwa: Peter Holl: Niedere Tauern. Reihe Alpenvereinsführer: Zentralalpen, Bergverlag Rother, 2005, ISBN 978-3-7633-1267-2, Zur Geographie der Niederen Tauern, S. 18 und Täler und Talorte: Murtal, S. 396 f und Muhrtal, S. 397 f.
↑So etwa: Christian Steinwender, Lukas Plan: Kontaktkarst im Bereich Murursprung-Rosskar (Lungau, Salzburg). In: Die Höhle 62 (2011), S. 15–26, zobodat.at [PDF] „die Muhr (das Tal, in dem die Quelle der Mur liegt) …“ (Zitat S. 16 unten).
↑ abSo etwa: Benedikt Pillwein (Hrsg.): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Mit einem Register, welches zugleich das topographische und genealogische Lexikon ist und der Kreiskarte versehen. Geographisch-historisch-statistisches Detail nach Distrikts-Kommissariaten. 1. Auflage. Fünfter Theil: Der Salzburgerkreis. Joh. Christ. Quandt, Linz 1839, Kapitel 17) Pfleggericht St. Michael, S.480 (Google eBook – Faks. Druckhaus Nonntal, Salzburg 1983). 2. Auflage 1843 (Google Book) desgleichen Touristen-Handbuch 1845, S. 294: „Mur (eigentlich Murwinkel) ist eine Pfarre …“
↑So etwa: Adolph Schaubach: Die deutschen Alpen. Band 1, Verlag F. Frommann, 1845, Kapitel I) Die Centralalpen, 4. Die Muhrtaler Alpen, 1) Die Lungauer Alpen, insb. S. 100 (Kap. I.4 ab S. 98; Google eBook, vollständige Ansicht): „Der Mittelpunkt des Landes fällt in die Gegend von St. Michael und Tamsweg und dahin laufen die innern Rücken zusammen, und ebenso die zwischen ihnen liegenden Thäler: Murwinkel, Zederhaus, Tweng, Weißbriach, Lignitz, Göriach, Lessach und Leisnitz.“ Der Autor spricht in Folge von „Schellgaden im Murwinkel“.
↑ abcdeHistorisches, auf vs-muhr.salzburg.at (abgerufen am 14. November 2016).
↑Die Ortslage Unterm Fall gehört aber schon zu Hintermuhr.
↑Pfarrgemeinde, auf vs-muhr.salzburg.at (abgerufen am 14. November 2016).
↑Joseph Ernst von Koch-Sternfeld (Hrsg.): Salzburg und Berchtesgaden in historisch-statistisch-geographisch- und staats-ökonomischen Beyträgen.Verlag Mayr, 1810, S. 294 und 323 (Google eBook, vollständige Ansicht).
↑Pfarre Muhr im Lungau. Erzdiözese Salzburg: kirchen.net → Wen finde ich wo? (abgerufen am 14. November 2016).