Schon als Kind tat sich Maurice als Zeichner hervor und fertigte in der Jesuiten-Schule vor allem Karikaturen seiner Lehrer an.[1] Nach einer Zeichner-Ausbildung arbeitete Morris ab 1944 in dem Trickfilmstudio CBA (Compagnie belge d’actualités), wo er mit Franquin, Eddy Paape und Peyo zusammenkam.[2] 1945 trat er eine Stelle bei den Editions Dupuis, den Herausgebern des Comic-Magazins Spirou, an, wo er Jijé, Will und andere bekannte Zeichner traf.
Lucky Luke
Wegen seiner Vorliebe für die amerikanische Geschichte begann er mit der Arbeit an einem neuen Wildwest-Comic. Seine erste Lucky-Luke-Geschichte Arizona 1880 erschien 1946 im später berühmten Spirou Almanach 1947.[1] Zunächst hatte Lucky Luke, wie auch z. B. Micky Maus, nur vier Finger an jeder Hand. „Ich hatte damals keinen Stil“ sagte Morris einmal über seine frühen Arbeiten. Er habe keine Ausbildung gehabt und viel von Hergé abgeschaut, Walt Disney und die Serie Popeye hätten ihn stark beeinflusst.[3]
Lucky Luke auf der Wand einer Metrostation in Charleroi, Belgien
Es folgte ein sechsjähriger Studienaufenthalt in den USA zusammen mit Franquin und Jijé. Ab dieser Zeit legte er für seine Recherchen ein großes Archiv über die Pionierzeit an.[4] In New York lernte er den Franzosen (und späteren Asterix-Autor) René Goscinny kennen, der nach der Rückkehr nach Europa ab 1955 bis zu seinem Tod 1977 die Geschichten für Lucky Luke schrieb.
Morris starb im Juli 2001 an den Folgen eines Unfalls in seinem Brüsseler Haus.[5] Bis zuletzt hat er an den Abenteuern seines einsamen Cowboys gezeichnet. Kurz vor seinem Tod beendete er mit dem Texter Patrick Nordmann den 70. Lucky-Luke-Band, La Légende de l'ouest (dt. Titel: Eine Wildwest-Legende).
Nachlass
Morris verfügte testamentarisch, dass nach seinem Ableben die Comic-Reihe um den Cowboy, „der schneller zieht als sein Schatten“, von einem anderen Zeichner weitergeführt werden soll. Sein Nachfolger ist der französische Zeichner Hervé Darmenton, der unter dem Künstlernamen Achdé aktiv ist.
1977: Le Fil qui chante (Band 46, Text: René Goscinny; dt. Der singende Draht, Bd. 18 bei Egmont Ehapa): Die letzte Lucky-Luke-Geschichte, an der René Goscinny mitwirkte, da er im selben Jahr verstarb.
1983: Fingers (Band 52, Text: Lo Hartog van Banda; dt. dito, Bd. 41 bei Egmont Ehapa): Der erste Lucky-Luke-Band, in dem der Cowboy statt einer Zigarette einen Grashalm im Mund hat.
2002: La Légende de l'ouest (Band 70, Text: Patrick Nordmann; dt. Eine Wildwest-Legende, Bd. 76 bei Egmont Ehapa): Der letzte von Morris gezeichnete und fertiggestellte Lucky-Luke-Band.[6]
Auszeichnungen
1972: Grand Prix Saint-Michel
1988: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verlieh Morris eine spezielle Medaille, weil er seinem kettenrauchenden Cowboy Lucky Luke 1983 ab dem Band Fingers (Band 52) endgültig das Rauchen abgewöhnte. Die obligatorische Zigarette ersetzte er zeichnerisch durch einen Grashalm. Grund dieser Aktion war der bessere Zugang zum US-amerikanischen Markt.[7]
1992: In diesem Jahr erhielt er unter anderem den ersten Preis des Comic-Festivals in Quebec und den Grand Prix der belgischen nationalen Comic-Vereinigung in Brüssel. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Internationalen Comic-Salons von Angoulême bekam Morris zudem den Grand Prix Special.[8]
Literatur
Philippe Mellot: L’Univers de Morris, Dargaud 1988, ISBN 2-205-03727-7. Das Buch enthält ein längeres Interview mit Morris, zwei von Morris verfasste Texte (Lucky Luke versus les Daltons, Cinéma et dessin animé), eine Liste von Karikaturen, etwa 50 Seiten wenig zugängliches Comic-Material und eine vollständige Bibliographie (1946–1988) (französisch).
Horst Berner: Morris. Der Mann, der schneller zeichnete als sein Schatten, Nachruf in: Eine Wildwest-Legende (Band 76), Egmont Ehapa Verlag, Berlin 2002, S. 47.
Horst Berner: Die Gesetzlosen. Morris inszeniert den ersten Auftritt der Daltons, Vorwort in: Die Gesetzlosen (Band 81), Egmont Ehapa Verlag, Berlin 2007, S. 2, ISBN 978-3-7704-3190-8.