Die Mlynická dolina (deutsch Mühlbachtal oder Mlinicatal, ungarisch Malompataki-völgy oder Mlinica-völgy, polnisch Dolina Młynicka) ist ein Tal in der Slowakei auf der südlichen Seite der Hohen Tatra. Es ist ein etwa sechs Kilometer langes, terrassenartiges Kartal mit der dominanten Erhebung des 2381 m n.m. hohen Bergs Štrbský štít am Nordende.
Der Name des Tales ist vom Namen des Flusses übernommen worden. Das Wort Mlynická (f.) ist ein Adjektiv zum Wort mlynica, das im Slowakischen einen Bach, der durch eine Mühle fließt und das Mühlrad antreibt, bezeichnet und somit dem deutschen Mühlbach entspricht. Obwohl die Bachkaskaden in der Volksfantasie mit dem Abschlägen eines Mühlkanals verglichen wurden, der Name selbst entstand außerhalb im südlichen Vorgebirge, wo es tatsächlich Wassermühlen in Orten wie Štrba oder Lučivná gab.[1] Im 19. Jahrhundert waren auch die Namen Csorbaer Tal (deutsch), Dolina Szczyrbska (polnisch), Štrbská dolina (slowakisch) und Csorbai-völgy (ungarisch) wegen der Zugehörigkeit zur Gemeinde Štrba verbreitet.
Schon lange vor dem Aufkommen des Tourismus im 19. Jahrhundert besuchten Bergleute, Hirten, Jäger und Kräutler das Tal. 1267 erhielt der Graf böhmischen Ursprungs Bogomel das Tal durch einen Schenkungsakt von Béla IV. Nach der Gründung des Tatraortes Štrbské Pleso im Jahr 1872 durch den Gutsbesitzer Jozef Szentiványi begann die touristische Entwicklung, obwohl keine genauen Angaben über die ersten Touristen in der Mlynická dolina bekannt sind. Von 1913 bis 1918 organisierte der Ungarische Karpathenverein Skiausflüge, während des Ersten Weltkrieges führte die k. u. k. Armee hier Skiausbildungskurse durch.
1899 ließ Szentiványi den alten Pfad zum Bergsee Pleso nad Skokom zu einem Wanderweg ausbauen, 1934–1935 verlängerte der Klub Tschechoslowakischer Touristen den Weg über den Sattel Bystré sedlo ins Tal Furkotská dolina. Im Tal selbst wurde keine Berghütte erbaut, die nächste ist die 1944 eröffnete Chata pod Soliskom am Südhang von Predné Solisko.
Am 25. Juni 1979 verunglückte unweit von Capie pleso ein Hubschrauber des Bergrettungsdiensts, beim Unfall kamen sieben Bergretter ums Leben. An der Unfallstelle steht eine Gedenktafel.
Tourismus
Bergsee Vyšné Kozie pleso und Seitengrat Solisko
Dank der Nähe des Tatraortes Štrbské Pleso gehört die Mlynická dolina zu den meistbesuchten Tälern der slowakischen Hohen Tatra. Durch das Tal verläuft ein gelb markierter Weg von Štrbské Pleso heraus über den Wasserfall Skok zum ca. 2300 m n.m. hohen Sattel Bystrá lávka am Übergang ins Tal Furkotská dolina und zurück nach Štrbské Pleso. Nur am westlichen Rand führt ein blau markierter Weg zur Berghütte Chata pod Soliskom. In Štrbské Pleso besteht ein Anschluss an den rot markierten Wanderweg Tatranská magistrála.
Literatur
Ivan Bohuš: Od A po Z o názvoch Vysokých Tatier. Hrsg.: ŠL TANAPu. 1. Auflage. Tatranská Lomnica 1996, ISBN 80-967522-7-8, S.262 (Unterkapitel VII. 1523. Mlynická dolina).
Juraj Kucharík: Tatry – Vysoké, Belianske, Západné. Hrsg.: Dajama. 1. Auflage. Bratislava 2019, ISBN 978-80-8136-098-5, S.88–89.
VKÚ a. s. (Hrsg.): Vysoké Tatry – 1 : 25 000. 6. Auflage. Harmanec, ISBN 978-80-8042-552-4.
Ivan Bohuš ml.: Tatranské doliny – Tatra valleys. Hrsg.: I&B. 1. Auflage. Tatranská Lomnica 2015, ISBN 978-80-89575-09-1, S.26–31.
↑Ivan Bohuš: Od A po Z o názvoch Vysokých Tatier. Hrsg.: ŠL TANAPu. 1. Auflage. Tatranská Lomnica 1996, ISBN 80-967522-7-8, S.338 (Stichwort 1808. Mlynica).