Mike „Spike“ (eigentlich: Michael) Froidl wuchs ab 1970 in München auf. Von 1985 bis 1991 absolvierte er ein Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste München bei Robin „Bluebeard“ Page, der ihn zum Meisterschüler ernannte. Von 1994 bis 1997 war Froidl Assistent in der Klasse Page. Daneben hatte er von 1990 bis 1998 Unterricht beim Zenmönch K. Kuwahara in der Kunst der fernöstlichen Kalligraphie.[1] Ende der 1990er Jahre war Froidl Mitglied der Anarchistischen Pogo-Partei Deutschlands (APPD) und im Bundestagswahlkampf 1998 "Schattenaußenminister" der Partei.[2]
Werk
Seit seiner Kindheit in den 1970er Jahren war Froidl einerseits durch die Comickultur beeinflusst, andererseits durch das Werk der alten Meister wie Albrecht Dürer. Froidl hat sich sogar mehrere Dürermotive großflächig tätowieren lassen: „Die vier Reiter der Apokalypse“, „Ritter, Tod und Teufel“ etc. Froidl war 1990 in die Live Talkshow Club 2 des österreichischen Fernsehens eingeladen, um als Kunstmaler mit Experten über das Phänomen Tätowierung zu diskutieren.[3] Froidl wird aber auch inspiriert durch Künstler der Moderne wie Toulouse Lautrec und Egon Schiele.
Seit Mitte der 1980er Jahre ist Mike Spike Froidl in der Münchener Punkszene aktiv. Auf seiner Punkgeburtstagsfete am 17. Dezember 1985, auf der Froidl und seine Punkfreunde sich die Irokesenschnitte nachfärbten, wurde der schneeweiße Holzfällerbart des eingeladenen Kunstakademieprofessors Robin Page blau eingefärbt. Das inspirierte Page, dass er nach 1987 für immer seinen Bart blau trug und sich fortan „Bluebeard“ nannte. Diesen blauen Bart behielt „Bluebeard“[4] bis zu seinem Tod am 12. Mai 2015 in Kanada.[5]
1986 gründet Mike Spike Froidl die Aktions- und Performancegruppe „Flexheadorden“. Es entstehen Film- und Fotowerke.
In dieser Zeit beginnt er auch mit Kampfkunsttraining, das ihn im Laufe der Jahre zur Meisterschaft im philippinischen Modern Arnis[6] und im japanischen Aikido führt. Die Bilder aus den achtziger Jahren tragen eine deutliche comichafte Sprache. Beispielhaft dafür ist die Porträtserie berühmter deutscher Punks und die Schlachtenbilder, beispielsweise über die Jugoslawienkriege und den Zweiten Golfkrieg im Irak.[7]
Mit dem Kalligraphiestudium beim japanischen Zenmönch Kuwahara spielen ab Mitte der 90er Jahre mehr asiatische Bildelemente und Kompositionskonzepte in Froidls Malerei eine Rolle. (Beispiel)
1992 startet Froidl eine Performanceaktion in Spanien, die ihm den Beinamen „Don Chaos“ gibt: Er reiste in selbstgebauter Ritterrüstung aus Dachblech als moderner Don Quijote als „Don Chaos“[8] wochenlang durch Spanien und dokumentiert diese Aktionen in Film[9], Fotos (Beispiel) und Zeichnungen.
1997 reiste Froidl nach China[10] und dokumentierte seine Eindrücke in dem dort gedrehten Film „Don Chaos-Tse“[11]. Im selben Jahr erscheint im Peter Seyferth-Verlag sein Buch „Pogo-Do – der Weg des Kampftanzes“.[12]
Seit seinem Umzug[13] nach Berlin (1998) malt Froidl nun ausschließlich Rollbilder im Stil der japanischen Kakemono. Froidls Werke sind eine Mischung von fernöstlicher und westlicher Maltechnik mit einer politischen oder gesellschaftskritischen Botschaft. Es fließen Drucktechniken wie zum Beispiel Linolschnitt in seine Arbeiten ein.[14]
2005 erhielt der Künstler in der von den Münchner Projektraum-Kuratoren und Kultur-Aktivisten Michael Wladarsch (84 GHz) und seiner Frau Sylvia Katzwinkel veranstalteten Outdoor Galerie auf dem Corso Leopold von der bayerischen Polizei eine Strafanzeige wegen angeblicher Verbreitung von Pornografie. Froidls Werk wurde von der Polizei beschlagnahmt.[15] Wenige Zeit später stellte die Staatsanwaltschaft München das Verfahren ein und bestätigte damit, dass die Kunst Froidls kein Porno, sondern Kunst ist. 2013 bekam das Kulturprojekt 84 GHz für seine Leistungen für das Münchner Kulturleben den Schwabinger Kunstpreis[16] – Laudator Mike Spike Froidl.
Mit seinen Bildserien wie beispielsweise „Climate Change“, „Fukushima“, und „Festung Europa“ reagiert Mike Spike Froidl auf die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche und Verwerfungen des aktuellen Zeitgeschehens.
Film
Die wiederkehrenden Chaostage der Punks in Hannover (1994 bis 2000) dokumentiert Froidl in Filmen, sowie in einer Serie von Straßenschlachtgemälden. Mike Spike Froidl erscheint in Person und mit seiner Kunst in den Punk-Politsatirefilm „Nie wieder Arbeit“ von 1998 (M. Mayr aka De Sastro)[17]
und im Spielfilm Chaostage – We Are Punks!, 2008 von Tarek Ehlail. Mike Spike Froidl wird als Kunstschaffender in dem Dokumentarfilm „Mia san dageng“ 2007 von Oli Nauerz und Katz Seger dokumentiert.[18]
Ausstellungen
Auswahl Einzelausstellungen
2024 „Mike Spike Froidl - Beyond No Future, Loft im Künstlerhaus am Lenbachplatz München“[19]
2023 „Mike Spike Froidl - Is there a Planet B.?, Department of Volxvergnuegen, München“[20]
↑Erik Peter, Lilly Schröder: "Das Zeitlose, das ist doch Punk". Interview mit Mike "Spike" Froidl, in Wochentaz, 28.12.2024–3.1.2025, S. 50f.
↑ORF. Club 2. Gastgeber R. Nagiller „Schlangen … Über das Phänomen Tätowierung“. Maler Mike Spike Froidl diskutiert u. a. mit Schriftsteller J. Federspiel, Kulturwissenschaftler M. Martinschnig. 3. Juli 1990.
↑SZ Kultur: Erhellend. Von EDA. „Mike Spike Froidl: Welt in Flammen.“ 17. Dezember 2014
↑Mittelbairische Zeitung. von Gabriele Mayer „Drei Widerborste halten die Eigenart hoch“ Mike Spike Froidl, Hanna Woll, Stefan Fromberger im Kunstverein GRAZ Regensburg. 10. November 2014
↑SZ Kultur. Von EDA: „Kulturkeller zeigt Festung Europa. Mike Spike Froidl und Hanna Woll.“ 12. Dezember 2013
↑Mittelbairische Zeitung. von Gabriele Mayer. Seite 27 „Der Künstler als eigentliche Kunstfigur…“ Mike Spike Froidl und Hanna Woll in der Galerie Knyrim Regensburg. 16. Juni 2010
↑Mike Spike Froidl auf „reclaim the documenta 11“, Kassel. Froidl hängt für einen Tag in Fluxus Tradition uneingeladen seine großformatigen Bilder an die Ausstellungsgebäude der Documenta 11whatulookinart.com