Während der Diktatur Somozas leistete er aktiven Widerstand und erneuerte die Kirche in kritischer Haltung gegenüber dem Regime.[2] Genauso konsequent opponierte Obando gegen das Regime der sozialistischen Sandinisten, die ein Bündnis mit progressiven, marxistisch orientierten Teilen der Kirche eingegangen waren, die stark von der aus den innerkirchlichen Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils hervorgegangenen Befreiungstheologie inspiriert waren. Zu Beginn der Regierungszeit der Sandinisten hatte Miguel Obando Bravo diese noch unterstützt.
Mit dieser sogenannten „Volkskirche“ («iglesia popular») stand er in heftigem Konflikt. Stattdessen unterstützte er offen die gewaltlosen Teile der antisandinistischen Opposition, besonders die Gruppe um die spätere Präsidentin Violeta Barrios de Chamorro. Dafür wurde er von den linksgerichteten Teilen angefeindet. Er wird in der Literatur je nach Autor sowohl als liberal, als auch als erzkonservativ bezeichnet. Er genoss immer die volle Unterstützung von Papst Johannes Paul II. Bei den Verhandlungen, die schließlich zum Waffenstillstand 1990 und zu freien Wahlen führten, setzte er sich aktiv vermittelnd ein.
Papst Johannes Paul II. nahm Miguel Obando Bravo am 25. Mai 1985 als Kardinalpriester mit der TitelkircheSan Giovanni Evangelista a Spinaceto in das Kardinalskollegium auf. Er war damit der erste Kardinal aus Nicaragua. Kardinal Obando Bravo nahm 1992 an der vierten Generalkonferenz der lateinamerikanischen Bischöfe in Santo Domingo teil. Am 12. März 2005 trat er aus Altersgründen vom Amt des Erzbischofs von Managua zurück[3]. Er nahm am Konklave 2005 teil. Am Konklave 2013 nahm er aus Altersgründen nicht mehr teil. Im Juli 2003 bat Daniel Ortega, der frühere Anführer der Sandinisten, Kardinal Obando um Vergebung für das Vorgehen des Regimes gegen die Kirche, nach seinem erneuten Amtsantritt als Präsident 2007 berief er ihn zum Präsidenten der nationalen Kommission für Frieden und Versöhnung.
Nach ihm wurde bereits zu Lebzeiten eine Straße in Managua benannt. Die Pista Cardenal Miguel Obando ist knapp 500 Meter lang und an der breitesten Stelle etwa acht Meter breit. Zu seinem 90. Geburtstag im Februar 2016 würdigte ihn Präsident Ortega als „nationalen Helden des Friedens und der Versöhnung“.[4]
2012: „Orden kultureller Unabhängigkeit Ruben Dario“ für seinen Einsatz für den Frieden[6]
Literatur
Domingo Urtasun Martínez: Miguel Obando Bravo cardenal por la paz. Managua 1994.
Guido Heinen: „Mit Christus und der Revolution“. Geschichte und Wirken der „iglesia popular“ im sandinistischen Nicaragua (1979–1990) (= Münchner Kirchenhistorische Studien, 7). Stuttgart, Kohlhammer, 1995.
Biografische Notiz zu Kardinal Obando Bravo In: Presseamt des Heiligen Stuhls: Documentation – The College of Cardinals, abgerufen am 10. Juni 2023 (englisch)