Mit einer Amtszeit von 23 Jahren, 6 Monaten und 16 Tagen war Häupl der längstdienende demokratisch gewählte Bürgermeister in der Geschichte Wiens, insgesamt übertroffen nur von Josef Georg Hörl (Bürgermeister 1773–1804).
Aufstieg zum Bürgermeister und Verlust der absoluten Mehrheit
Von 1983 bis 1988 war er Mitglied des Wiener Gemeinderats und Landtags, anschließend bis 1994 Stadtrat und Landesrat für Umwelt und Sport. 1993 folgte er Hans Mayr als Landesparteivorsitzender der SPÖ und am 7. November 1994 Helmut Zilk als Bürgermeister und Landeshauptmann nach.
Bei der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien 1996 verlor die SPÖ unter Häupl erstmals in der zweiten Republik die absolute Mandatsmehrheit. Daraufhin koalierte die Partei mit der ÖVP, die mit Bernhard Görg den Vizebürgermeister stellte. Zuvor waren sowohl eine Ampelkoalition als auch eine rot-schwarze Regierung unter Beteiligung des Liberalen Forums[6] diskutiert, aber nicht ernsthaft in Betracht gezogen worden.
Wiedererstarken 2001 und 2005
In der Wahl 2001 errang Häupl mit der SPÖ wieder die absolute Mandatsmehrheit im Gemeinderat. Häupl war stellvertretender Bundesparteivorsitzender der SPÖ und war Mitglied des Österreich-Konvents von 2003 bis 2005.
Bei der Landtags- und Gemeinderatswahl 2010 verlor die SPÖ abermals die absolute Mehrheit und kam auf 44,34 % und 49 Mandate (von insgesamt 100). Die neue Stadtregierung wurde von der SPÖ in einer Koalition mit den Wiener Grünen gebildet.
2013 wurde seine Äußerung „Es gibt kein Budgetloch. Es gibt nur Einnahmen und Ausgaben, die auseinanderklaffen“ von der Forschungsstelle für Österreichisches Deutsch als Unspruch des Jahres ausgezeichnet. Er bagatellisiere damit „den plötzlich aufgetretenen, enormen Fehlbetrag im Staatshaushalt und deklarierte diesen als harmlose Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben.“[7]
Wahl 2015
Bei der Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien waren nur mehr 39,6 Prozent für die Wiener SPÖ. Die Stadtregierung wurde von SPÖ und den drittplatzierten Wiener Grünen gebildet. Am 5. April 2017 kündigte Häupl an, sich nach der nächsten Nationalratswahl als Bürgermeister und Wiener SPÖ-Landesparteivorsitzender zurückzuziehen.
Im Oktober 2017 wurde bekannt, dass Michael Häupl am 27. Jänner 2018 im Rahmen des Landesparteitages der SPÖ Wien 2018 seine Funktion als Wiener SPÖ-Landesparteiobmann übergeben wollte, die Übergabe des Bürgermeisteramtes wurde für 24. Mai 2018 festgelegt.[8][9][10][11] Seine Äußerung „Mei Wien is net deppat!“ wurde im selben Jahr von der Forschungsstelle für Österreichisches Deutsch als Spruch des Jahres ausgezeichnet. Häupl habe nach der Nationalratswahl, bei der seine SPÖ gegen den Bundestrend hinzugewann, „damit wohl vielen WienerInnen aus der Seele gesprochen.“[12]
Nach dem Rücktritt als Landesparteiobmann
Wie angekündigt hat Häupl am 27. Jänner 2018 am Landesparteitag sein Amt als Landesparteiobmann zurückgelegt. Häupls Nachfolger wurde Michael Ludwig.[13]
Aus Häupls erster Ehe ging eine Tochter hervor. In zweiter Ehe war er mit Helga Häupl-Seitz verheiratet, woraus ein Sohn hervorging. Am 20. Mai 2011 heiratete er Barbara Hörnlein, 2015 ärztliche Direktorin des Otto-Wagner-Spitals, bis etwa Juni 2016 ärztliche Direktorin des Wilhelminenspitals, danach Direktorin der Wiener Gebietskrankenkasse.[17][18]
In seinen jungen Jahren war Renate Brauner, bis 2018 amtsführende Stadträtin und frühere Vizebürgermeisterin, seine Lebensgefährtin. Die enge Freundschaft blieb bis heute bestehen, nur „auf wenige Menschen kann sich“, so Die Presse im Oktober 2010, „Häupl so blind verlassen wie auf seine Stellvertreterin“.[19]
Michael Häupl, Marxismus und Ökologie. ÜBERHOLTES DOGMA? in: Renate Marschalek, Peter Pelinka (Hrsg.): Rot-Grüner Anstoß. Aufsatzsammlung, Mit einem Vorwort von Kurt Steyrer, Verlag Jugend und Volk, Wien 1983, ISBN 3-224-16510-3.
Michael Häupl, Wirtschaft für die Menschen. Alternativen zum Neoliberalismus im Zeitalter der Globalisierung. Löcker Verlag, 2003, ISBN 978-3854093947.
Helmut Schneider (Hrsg.): „Dosen abfüllen können andere billiger.“ Michael Häupl im Interview über Politik, Wissenschaft, Wien und Kultur. Echomedia, Wien 2013, ISBN 978-3-902900-26-5.
Michael Häupl, Patrick Horvath, Bernhard Müller, Thomas Weninger (Hrsg.): Zukunft Stadt. Wirtschaftspolitische Visionen für die urbanen Zentren von morgen. New Academic Press, Wien 2016, ISBN 978-3-7003-1932-0.
Michael Häupl, Peter Ahorner, Michael Pammesberger: Man bringe den Spritzwein! Die legendärsten Sprüche von Michael Häupl, Ueberreuter, Wien 2018, ISBN 978-3-8000-7716-8.
↑Presse-Service: Häupl mit höchstem tschechischen Orden ausgezeichnet. In: Presseservice der Stadt Wien. 29. Oktober 2017 (wien.gv.at [abgerufen am 29. Oktober 2017]).