Melchior Cibinensis, Melchior von Hermannstadt[1], auch Nicolaus Melchior Cibinensis, war ein alchemistischer Autor des 16. Jahrhunderts aus Siebenbürgen. Er war wahrscheinlich Priester und ist bekannt als Autor einer alchemistischen Messe (Addam et processus sub forma missae), bzw. der Darstellung des alchemistischen Verfahrens in Form einer Messe, die wahrscheinlich um 1525 entstand und 1602 im Theatrum Chemicum und 1617 in der Symbola Aureae Mensae von Michael Maier veröffentlicht wurde.
Identifikationsversuche mit weiteren bekannten Personen der Epoche
Melchior Cibinensis wurde von Carl Gustav Jung mit dem Hofastrologen und Hofkaplan von Vladislav II. und Ludwig II., Nicolas Melchior Szebeni, identifiziert, der nach dem Tod von Ludwig II. in der Schlacht bei Mohács 1526 an den Wiener Hof kam. Der Processus ist dem ungarischen König Vladislav II. gewidmet.
Nach anderen Angaben ist er mit einem Nicolas Melchior aus Hermannstadt identisch, den Karl II. 1531 in Prag mit dem böhmischen Adligen Andreas Schampasa enthaupten ließ, weil sie Münzen geprägt hatten, die mehr Wert waren als die des Königs[2]. Dieser Nicolas Melchior stammte aus einer Goldschmiedefamilie in Hermannstadt und hatte in Wien studiert.[3] Er soll aber nicht der eigentliche Autor gewesen sein, sondern nur den älteren Text übermittelt haben.[4]
Der Autor wurde auch mit Miklós Oláh (Nicolaus Olahus) identifiziert, welcher 1568 starb.[5]
Schriften
Farkas Gábor Kiss, Benedek Láng, Cosmin Popa-Gorjanu: The Alchemical Mass of Nicolaus Melchior Cibinensis: Text, Identity and Speculations. Ambix, Band 53, 2006, S. 143–159
Zuerst erschien die alchemistische Messe in: Nicolas Barnaud, Commentariolum in aenigmaticum quoddam epitaphium, Leiden 1597, 37–41. Digitalisat (nachgedruckt im Theatrum Chemicum)
Weitere Ausgaben des Processus:
Arch. dell'Unicorno 2, 1976, 15–20, 49–56
Nicolas Melchior de Szeben: Processus Chimique sous forme de la Messe dedié à Ladislas, Roi de Hongrie et de Bohème, Verlag: Archè, Mailand 1977
Literatur
Joachim Telle: Melchior Cibinensis. In: Lexikon des Mittelalters. Band 6, Artemis & Winkler, München [u. a.] 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 491 (dort wird er mit Melchior Szebeni identifiziert)
↑Offiziell wegen Chimischer Kunst, was wahrscheinlich für Falschmünzerei stand
↑Rudolf Soukup: Chemie in Österreich. 2007, Band 1, 325
↑Soukup, S. 325 zitiert ein Manuskript, wonach es von einem Kaplan des letzten bosnischen Königs Stjepan Tomašević stammt, der 1463 von den Türken enthauptet wurde. Das Manuskript übergab der König vorher Ladislaus Postumus.
↑Cristiana Neagu: Servant of the Renaissance: the Poetry and Prose of Nicolaus Olahus. 2003