Historisch waren Mehlspeisen sättigende, fleischlose[5] Hauptgerichte aus Mehl, aber auch anderen Getreideerzeugnissen[6] oder anderen stärkehaltigen Lebensmitteln.[7] Sie entstanden durch die rigorosen Fastengebote der katholischen Kirche, da an rund 150 Tagen im Jahr Gläubige kein Fleisch essen durften und Fisch häufig sehr teuer war. Diese Tradition der meist herzhaften Mehlspeisen lässt sich im Österreichischen und Süddeutschen Raum bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen.[8] 1798 definierte Johann Christoph AdelungsGrammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart eine Mehlspeise als „eine jede aus Mehl bereitete Speise“.[9]
In Wien wurden um 1900 diese deftig-bäuerlichen Speisen nach dem Geschmack der Großstadt weiterentwickelt, und zunehmend luftiger und süßer.[8] Im Zuge dessen wanderten die Mehlspeisen an das Ende der Speisenfolge. Die Versüßung der Mehlspeise bedeutete damit die Erfindung der süßen Nachspeise, die zu der Zeit nicht üblich war.[13] Seither wird der Begriff für süße Nachspeisen, insbesondere, aber nicht ausschließlich, nach Art der Wiener Küche verwendet.[14] Dazu zählen etwa Buchteln, Palatschinken, Koche, Dalken, sowie süße Schmarren, Strudel, Knödel, Nockerl und Tascherl. Neben Mehl bestehen Mehlspeisen heute vor allem aus Grieß, Reis, Erdäpfeln[8] und Weißbrot als stärkehaltige Stoffe, sowie Eiern, Zucker, Milch, Butter, Früchten.[7] Allen Mehlspeisen ist gemein, dass sie durch Backen, Braten oder Kochen zubereitet werden.[6]
Literatur
Hannes Etzlstorfer (Hrsg.): Die süße Lust. Geschichte(n) der Mehlspeise. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2013.
↑Die Küche von heute. In: Unser Kreis. Die aktuelle Monatsschrift und das Programm der Frau von heute, Mode von heute(,) Handarbeiten, Gesundheitsfürsorge(,) Kosmetik, die Küche von heute, Heft 18/1937, S. 18 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/mhh
↑ abIngrid Haslinger: Die Wiener Mehlspeisküche. In: Julia Danielczyk/Isabella Wasner-Peter (Hrsg.): „Heut’ muß der Tisch sich völlig bieg’n“. Wiener Küche und ihre Kochbücher. Wien 2007, S. 49–57.