Rainer Voss, ein ehemaliger Investmentbanker Anfang fünfzig, der sich zur Ruhe gesetzt hat, schildert seine ganz persönliche Sicht. Er erzählt, wie es im Inneren der Banken zur Zeit des Aufschwungs zuging, was in den „Trading Rooms“ und bei den „Deal Makers“ passierte und wie es seiner Meinung nach zur Finanzkrise kommen konnte. Er schildert seine Ansichten zum in sich geschlossenen System der Banken und zu den darin Agierenden, die sich immer weiter von der Wirklichkeit entfernt haben. Wie ein Wirtschaftsjournalist versucht er, auch komplizierte Sachverhalte und Mechanismen bildhaft zu veranschaulichen.
Der einzige Schauplatz des Films ist ein heute verlassenes Bankgebäude im Frankfurter Bankenviertel.
Die Suche nach einem Bankmitarbeiter, der vor der Kamera über seine Tätigkeit redet, gestaltete sich für Bauder sehr schwierig. Auf Annoncen in einschlägigen Zeitungen bekam er keine Antwort. Er hat „relativ schnell gemerkt, dass man ohne Kontakte keinen Zugang in diese hermetisch abgeschottete Parallelwelt bekommt“.[5] Bei Recherchen für sein Spielfilmprojekt „RAZZIA“[6] lernte er einen Bundestagsabgeordneten kennen. Dieser erzählte, er hole sich bei speziellen Kapitalmarktfragen Rat von einem hochrangigen Investmentbanker, und vermittelte den Kontakt mit Rainer Voss. Es wurde vereinbart, dass keine Namen von Mitarbeitern oder Banken genannt werden, für die Voss gearbeitet hat. Außerdem hatte er während der Interviews das Recht, Fragen nicht zu beantworten.
„Ich wehre mich gegen diese stark simplifizierte Vorstellung, dass da kriminelle Elemente am Werk sind, die sich irgendwelche Dinge überlegen, um andere Leute übers Ohr zu hauen; wir reden hier nicht über albanische Hütchenspieler. Sondern wir reden darüber, dass Produkte existieren, die auf der einen Seite Sinn machen und auf der anderen Seite – falsch angewandt – Unheil anrichten können.“
Auf die Frage „Ist den Kunden überhaupt klar, was sie da kaufen?“ antwortete Voss: „Nein, das ist halt genau die Schweinerei, ja. Also das will ich jetzt nicht aufgezeichnet haben, bitte … im Ernst, ja.“
„Ich glaube auch, dass draußen die Leute überschätzen, welche Funktion so ein Händler in diesem Bankensystem spielt. Das ist ja keine Führungskraft. Ja, das ist letzten Endes ’n Chefschrauber am Band von Daimler. Ja, natürlich haben die Händler – Juniorhändler, Seniorhändler – unterschiedliche Limits, das ist völlig klar. Aber mir fällt kein anderer Beruf ein jetzt spontan, wo man in so einer Position solche Schäden verursachen kann. Das muss man sich vorstellen wie eine auf’n Kopf gestellte Pyramide: Die Leute, die richtig Schaden anrichten können, die sitzen unten. Ja, also ich hoff’, man versteht das. Ich glaub’, da ist auch draußen immer die Vorstellung, dass das alles Leute sind, die sind Managing-Direktor oder haben also Riesentitel – nein, das sind … So’n Händler, der wird gut bezahlt, ja. Aber der hat in dem Sinne keine … der hat keine Verantwortung außer die für seinen begrenzten Bereich. Das sind keine Manager, das sind … ja, Legehennen, wenn ich’s bös’ formulieren müsste. Also es ist völlig normal, dass ein Handelstisch in so ’ner Bank – ob der jetzt mit Aktien handelt oder mit Derivaten oder festverzinslichen Wertpapieren … so’n Handelstisch mit drei, vier Mitarbeitern, also ich sag’ mal drei Leute plus Assistentin: Der hat den Umsatz und den Gewinn von einem mittelständischen Betrieb mit hundert Angestellten.“
Grand prix du jury beim 12. Festival international du film des droits de l’homme de Paris (Internationales Filmfestival der Menschenrechte) 2014 in Paris[10]
„Voss beschreibt die Bankenwelt als geschlossenes, bedingungslose Loyalität verlangendes System. Ein System, das seine Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern mit unfassbar hohen Provisionen ausdrückt – und sie so an sich bindet.“
„Marc Baude[r] hat eher eine Doku-Skulptur erschaffen und die Äußerungen seines einzigen Zeugen mit bekannten und etwas weniger bekannten kalten Bildern von Frankfurter Hochhausbeton unterschnitten.“
↑Peter Uehling: Wer freut sich über 100 Euro? In: Berliner Zeitung. 6. November 2013, abgerufen am 25. März 2015 (Der Name des Regisseurs wurde von der Berliner Zeitung falsch geschrieben.).