Die Geschichte der Nordkoreanischen Seestreitkräfte ist im Vergleich zu den meisten modernen Seestreitkräften kurz. Sie begann mit der Schaffung einer „Maritimen Sicherheitstruppe“ am 5. Juni 1946. Das Hauptquartier der Truppe befand sich in der nordkoreanischen Stadt Wŏnsan und war ab Juli 1946 in Betrieb. Das Hauptquartier wurde dann erweitert und in die Hauptstadt Pjöngjang verlegt, um den Seeverkehr effektiver zu steuern. Zudem wurden die Maritime Sicherheitstruppe im Dezember desselben Jahres in Marine Patrouillen umbenannt. Die Marine Patrol Academy wurde im Juni 1947 in Wŏnsan gegründet, um ein professionelles Korps von Marineoffizieren auszubilden und aufzustellen.[1]
Ursprünglich unter dem Dach des nordkoreanischen Innenministeriums tätig, wurde die Befehlsgewalt am 20. August 1949 an das Ministerium für nationale Sicherheit übertragen. Mit der Indienststellung eines Torpedogeschwaders am 29. August wurde sie offiziell als Seestreitkraft anerkannt und das Datum wurde als Marinetag gefeiert, bis dieser im Jahr 1993 auf den 5. Juni gelegt wurde.[1]
Flotte
Als kleinste Teilstreitkraft des nordkoreanischen Militärs verfügt die Marine über eine Personalstärke von rund 60.000 Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften. Sie gliedert sich in zwei Flottenkommandos (Gelbes Meer im Westen / Japanisches Meer im Osten), 16 Geschwader, zwei Brigaden Spezialkräfte und Küstenschutzeinheiten.[2]
Die größten Schiffseinheiten sind zwei Fregatten der Najin-Klasse. Hierbei handelt es sich um nordkoreanische Eigenkonstruktionen, über die wenige gesicherte Informationen vorliegen. Sie ähneln der ehemals sowjetischen Kola-Klasse, haben eine Verdrängung von 1500 bis 2000 Tonnen und eine vor allem aus modernen Flugkörpern, Artillerie und leichten Schnellfeuerwaffen bestehenden Bewaffnung. Zwei leichte Fregatten der Tuman-Klasse wurden Anfang der 2010er Jahre in Dienst gestellt. Diese haben eine Länge von knapp 80 Metern und eine Verdrängung von 1300 Tonnen.
Eine große Zahl von kleinen, überwiegend überalterten Einheiten (unter 200 Tonnen Verdrängung) bilden das Rückgrat der nordkoreanischen Flotte. Es handelt sich um rund 140 Raketen- und Torpedoschnellboote zum küstennahen Einsatz, etwa 75 leicht bewaffnete Patrouillenboote. Um die Jahrtausendwende hinzugekommen sind Raketenschnellboote der Nongo-Klasse. Als Katamarane gebaut, erreichen diese Einheiten Geschwindigkeiten von bis zu 48 Knoten. Beobachtet wurden von dieser Klasse nur sechs Einheiten.[2]
26 dieselelektrische U-Boote der russischen Romeo- und Whiskey-Klasse sind offiziell im Dienst. Ergänzt wird die U-Boot-Waffe durch eine unbekannte Zahl an Kleinst-U-Booten (Sang-o-Klasse), die vor allem zum Absetzen von Spionage- und Aufklärungstrupps in Südkorea dienen. Solche primitiven, aber in der Erfüllung ihrer Aufgabe durchaus wirksamen Boote sind bereits des Öfteren durch Unfälle oder technische Defekte in die Hand der südkoreanischen Marine gefallen (siehe koreanischer U-Boot-Zwischenfall (1996)). Die Versenkung der südkoreanischen Korvette Cheonan wird im internationalen Untersuchungsbericht zum Fall einem von einem solchen Mini-U-Boot abgefeuerten Torpedo zugeschrieben.[3][4]
Die Marine verfügt auch über eine bemerkenswert starke amphibische Komponente von etwa 270 Landungsschiffen (davon etwa 130 Luftkissenboote), was die offensive Kampfdoktrin Nordkoreas unterstreicht. Zur Unterstützung amphibischer Operationen sind 23 kleine Minenleger sowie etwa 100 kleine Küstenkanonenboote vorhanden.
Am 24. August 2016 erfolgte vor der Ostküste nahe der Stadt Sinp’o-shi der erneute erfolgreiche Start einer U-Boot-gestützten ballistischen Rakete (SLBM) vom Typ KN-11 entgegen internationaler Vereinbarungen. Die Rakete flog rund 500 Kilometer in Richtung der japanischenAir Defense Identification Zone (ADIZ).[6]