1987 wurde Popp zum Staatssekretär des Hessischen Ministeriums für Umwelt und Reaktorsicherheit in Wiesbaden ernannt, wo er sich vorrangig der Modernisierung der Umweltverwaltung, der Förderung einer modernen Abfallwirtschaft und der Durchführung der zuvor schleppenden Genehmigungsverfahren für die Hanauer Nuklearbetriebe widmete. Er konnte nachweisen, dass die Pläne zur Nutzung der Grube Messel als Mülldeponie nicht mehr modernen Anforderungen entsprachen und stoppte deshalb die aussichtsreiche Berufung im Rechtsstreit um den Planfeststellungsbeschluss. Das ermöglichte den Erhalt der Grube als Fossilienfundstelle und ihre spätere Anerkennung als UNESCO-Welterbe.[2]
Von 1991 bis 2006 war Popp Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Karlsruhe, das sich unter seiner Leitung vom ehemaligen Kernforschungszentrum zu einer Forschungseinrichtung auf den Gebieten der Energieforschung, der Nano- und Mikrotechnologien und der Astroteilchenphysik wandelte. Unter seiner Leitung entstanden bedeutende Großprojekte, wie das Neutrinoexperiment KATRIN, das internationale Höhenstrahlungs-Observatorium AUGER, die für industrielle Nutzung ausgelegte Synchrotronstrahlungsquelle ANKA, die Versuchsanlage für synthetische Brennstoffe BioLiq, und die Entwicklung eines klimaschonend herstellbaren Betons (Celitement). Sein gemeinsam mit der Universität Karlsruhe entwickeltes Konzept des Zusammenschlusses von Forschungszentrum und Universität zum Karlsruher Institut für Technologie (KIT) führte 2006 in der ersten Runde des Exzellenzinitiative der deutschen Universitäten zum Erfolg.[3]
2013 erschien sein Buch Deutschlands Energiezukunft im Wiley Verlag Weinheim. Seither widmet er sich der Geschichte des deutschen Uranprojekts im Zweiten Weltkrieg, gewissermaßen der Vorläuferorganisation des Kernforschungszentrums Karlsruhe. Als Kernphysiker und Wissenschaftsmanager hat er dabei neue Aspekte gefunden, die zeigen, warum der Uranverein erfolglos blieb und dass nie an der Entwicklung einer Atombombe gearbeitet wurde. Seine Ergebnisse hat er in zahlreichen Fachzeitschriften veröffentlicht.
Manfred Popp ist verheiratet mit Susanne Popp und hat zwei Töchter.
Ehrungen
1972: Heinrich-Hörlein-Preis der Universität Bonn für die beste Dissertation in den Naturwissenschaften
2023: Ehrensenator der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim
Publikationen
Deutschland Energiezukunft – Kann die Energiewende gelingen. Wiley-VCH, 2013.
Wie kommt das Neue in Technik und Medizin? Karl Heinz Beckurts-Stiftung, München 2014.
Misinterpretations and ignored physical facts. In: Ber. Wissenschaftsgesch. 39, 2016, S. 265–282.
Hitlers Atombombe – warum es sie nicht gab. In: Spekrum der Wissenschaft. 12, 2016, S. 12–21.
Werner Heisenberg und das deutsche Uranprojekt im 3. Reich. In: K. Kleinknecht (Hrsg.): Quanten. 6, S. 9–67.
1939–1945. Geheimberichte zur Nutzbarmachung von Atomkernenergien. In: A. Fahrmeir (Hrsg.): Deutschland – Globalgeschichte einer Nation. Beck, München 2020.
mit A. Kernbauer: Paul Otto Müller – Schrödingers talentierter Schüler, Publikationen aus dem Archiv der Universität Graz, Band 50, 2020.
mit Piet de Klerk: The Peculiarities of the German Uranium Project 1939-1945, J. Nucl. Eng. 2023, 4(3), 634-653; https://doi.org/10.3390/jne4030040 - 13 Sep 2023
↑Bundesministerium für Forschung und Technologie: Programm für Energieforschung und Energietechnologien 1977–1980 und 2. Programm Energieforschung und Energietechnologien 1981. Bonn.
↑Janka Holitzka: Der Mann, der die Grube rettete und Ein Welterbe hat Geburtstag. In: Darmstädter Echo. 18. November 2020.