Ende des 19. Jahrhunderts war das Zeitalter der Single-Lokomotive bereits vorbei, weil die schwerer gewordenen Züge Zugkräfte verlangten, die von einer Triebachse alleine nicht mehr aufgebracht werden konnten. Einzig Samuel Waite Johnson, der Oberingenieur der MR setzte Ende der 1880er-Jahre nochmals auf diese Bauart, weil die von James Gresham 1885 erfundenen dampfbetriebenen Sandstreueinrichtungen[2] sehr effektiv waren und die Traktion der einzelnen Triebachse merklich verbessern konnte. Johnson ließ zwischen 1887 und 1900 nicht weniger als 95 Single-Lokomotiven von den bahneigenen Werkstätten in Derby bauen, die sich in baulichen Details leicht unterschieden. Sie wurden vor hochwertigen Schnellzügen eingesetzt und erreichten Geschwindigkeiten bis 90 mph (ca. 145 km/h).
Die Lokomotiven waren beim Personal sehr beliebt. Auch bei hohen Geschwindigkeiten hatten sie dank den geringen hin- und hergehenden Massen einen ruhigen Lauf und waren sparsam im Brennstoffverbrauch. Trotz der Dampfsander war es schwierig, schwere Züge mit den Single-Lokomotiven anzufahren. Die Triebachse neigte trotz der Sandstreueinrichtungen unbemerkt durchzudrehen, denn es machte sich auf dem Führerstand kein Klappern bemerkbar, wie das bei durchdrehenden Lokomotiven mit mehreren Kuppelachsen üblich war. Aus diesem Grund erhielten die Lokomotiven den Spitznamen Spinner‚Schleuderer‘[3] oder zusammen mit dem Namen des Oberingenieurs auch Johnson Spinner.
Die Klasse 2601 war die letzte der vier gelieferten Serien und wurde zwischen 1899 und 1900 gebaut. Die Lokomotive wurde an der Weltausstellung Paris 1900 in der Lokomotivausstellung gezeigt, wo sie durch ihre Eleganz bestach, aber zumindest von den Kommentatoren auf dem Festland als überholt betrachtet wurde.[4] Die Serie wurde in den Jahren 1919 bis 1922 ausrangiert.
Lokomotive Nr. 673 aus der sehr ähnlichen dritten Serie ist erhalten geblieben. Sie gehört zur Klasse 115 und ist im National Railway Museum in York ausgestellt.
Technik
Die Lokomotive besitzt einen doppelten Rahmen, das heiß sowohl Außen- wie Innenrahmen. Das Fahrwerk besteht aus der Treibachse mit den Treibrädern von 2375 mm Durchmesser, einem vorlaufenden Drehgestell und einer hinteren fest im Rahmen gelagerten Laufachse. Die Triebachse weist eine für damalige Zeiten sehr hohe Achslast von 18,8 t auf, die nur auf den Hauptstrecken gefahren werden konnte. Sie ist sowohl im äußeren wie im inneren Rahmen gelagert und weist somit vier Lager auf. Ihre Federung ist mit Spiralfedern ausgeführt. Die hintere Laufachse besitzt nur Lager im Außenrahmen. Das Zweizylinder-Naßdampf-Innentriebwerk wird durch eine ebenfalls innen liegende Stephenson-Steuerung mit unten an den Zylindern angebrachten Kolbenschiebern gesteuert. Die Lokomotiven waren in der Lage 200 t-Züge auf einer Steigung von 5 ‰ zu befördern.[4]
↑James Gresham. In: steamindex.com. Abgerufen am 8. Dezember 2021.
↑O. S. Nock: The pocket encyclopaedia of British steam locomotives in colour,. Blanford Press, London 1964, ISBN 0-7137-0350-4, A Johnston Spinner, S.137–138.
↑ abM. Weiß: Die Lokomotiven an der Pariser Weltausstellung. 1901, S.210, doi:10.5169/SEALS-22707.
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