Die Koksan ist eine in Nordkorea zu Beginn der 1970er-Jahre entwickelte 170-mm-Kanonenhaubitzen-Selbstfahrlafette. Von der NATO erhielt sie die Bezeichnung M-1978 und später M-1989, da sie erstmals 1978 beobachtet wurde. Weitere Bezeichnungen sind Chuch’e p’o oder Juche-po. Mit einem Kaliber von 170 mm ist sie das schwerste Artilleriegeschütz im Arsenal des nordkoreanischen Heeres.
Die Selbstfahrlafette wurde in den 1970er-Jahren in Nordkorea entwickelt. Sie wurde für den Beschuss über sehr große Distanzen konzipiert und war viele Jahre die konventionelle Artilleriewaffe mit der größten Reichweite und das schwerste Artilleriegeschütz im Arsenal der Armee.[2] Die Bezeichnung Koksan wurde von westlichen Nachrichtendiensten ersonnen, indem sie das Geschütz nach dem Landkreis Koksan (Koksan-gun (곡산군; 谷山郡) in der Provinz Hwanghae-pukto) benannten, in der sie zuerst gesichtet wurde. Die ursprüngliche nordkoreanische Bezeichnung ist nicht bekannt.[3][4] Ein Teil der Koksan-Selbstfahrlafetten sind in der Nähe der DMZ stationiert und können aufgrund ihrer Reichweite den Ballungsraum der südkoreanischen Hauptstadt Seoul erreichen.
Technik
Fahrzeug
Die M-1978-Koksan besitzt ein Fahrgestell, das von der Wanne des KampfpanzersType 59 abgeleitet ist. Das Rollenlaufwerk besteht aus fünf gummibereiften Doppellaufrollen. Die Federung erfolgt über Torsionsstäbe. Zwischen den ersten beiden Laufrollen besteht eine deutlich größere Lücke als zwischen den restlichen Laufrollen. Das Leitrad ist vorne und das Antriebsrad hinten. Am Fahrzeugheck befinden sich zwei hydraulisch absenkbare Erdsporne, welche die Rückstoßkraft in das Erdreich ableiten. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Straße beträgt rund 40 und im Gelände rund 15 km/h. Der Fahrbereich beträgt auf der Straße 200–350 km. Das Fahrzeug kann Steigungen von 40 % und 1 m hohe Hindernisse überwinden. Die maximal zulässige Querneigung liegt bei 20 % und das Fahrzeug kann Gewässer bis zu einer maximalen Tiefe von 1,2 m durchfahren. Der Fahrer sitzt vorne links und die Geschützmannschaft fährt aufgesessen oder auf einem gesonderten Fahrzeug mit. Munition für das 170-mm-Geschütz kann das Fahrzeug keine mitführen. Diese wird in einem Lastkraftwagen oder einem Raupenschlepper transportiert.
Die neuere Ausführung M-1989-Koksan basiert auf dem Fahrgestell des AT-S- oder ATS-59-Raupenschleppers.[2] Bei dieser Ausführung befindet sich an der Fahrzeugfront eine gepanzerte Kabine für die Besatzung. Am Fahrzeugheck ist ein absenkbares Spornschild angebracht. Die M-1989 kann 12 Geschosse Bereitschaftsmunition für das 170-mm-Geschütz mitführen.
Geschütz
Das 170-mm-Geschütz ist offen auf dem Fahrzeugheck montiert. Der Seitenrichtbereich beträgt in Fahrrichtung ±10°. Der Höhenrichtbereich liegt bei 0 bis +75°. Das Geschützrohr hat rund 55 Kaliberlängen (L/55) und die Rohrlebensdauer beträgt rund 500 Schuss.[5] Am hinteren Rohrende sind der Schraubenverschluss sowie die Ladungskammer angebracht. Weiter ist dort eine halbautomatische Ladehilfe montiert. Diese verwendet einen hydraulischen Ketten-Ladestock (Ketten-Stampfer bzw. Förderstempel). Die Ladehilfe führt das Geschoss zu und setzt es im Rohr an. Danach werden die Treibladungsbeutel geladen und zugeführt. Das Geschütz wird hydraulisch gerichtet. Bei der Rohrwiege sind am Geschützrohr zwei hydropneumatische Rohrbremsen und Rohrvorholer montiert. Am Rohrende ist eine Mehrkammer-Mündungsbremse angebracht, die den Rückstoß mindert. Auf der linken Seite der Rohrwiege ist der Arbeitsplatz vom Kanonier. Dort befinden sich die Richtmittel sowie die Visiereinrichtung für direktes Richten. Mit einem dort angebrachten Zielfernrohr können Ziele im Direktschuss bekämpft werden.[6][7]
Um das Geschütz feuerbereit zu machen, benötigt die bis zu achtköpfige Besatzung rund 10 Minuten. Bei der M-1978 wird die Munition mit einem Lastkraftwagen mitgeführt. Die einzelnen Geschosse werden von dort mit einem Handwagen zum Geschütz transportiert. Kurzzeitig ist mit der Koksan eine Schussfolge von 1 Schuss pro Minute möglich. Für anhaltendes Feuer ist eine Schussfolge 1–2 Schuss innerhalb 5 Minuten möglich.[2][8]
Munition
Die Koksan verwendet getrennt geladene Munition mit variablen Treibladungsbeuteln. Das heißt, das Geschoss und die Treibladung werden nacheinander geladen. Mit der Koksan wird folgende Munition verwendet:[2][8][9]
Neben den Standardgeschossen wurden in Nordkorea vermutlich auch Geschosse für chemischen Kampfstoffe sowie Exerzier- und Übungsgeschosse entwickelt und produziert.
Varianten
M-1978: Das ursprüngliche Koksan-Modell, welches erstmals 1978 beobachtet wurde. Es basiert auf einem Type-59-Kettenfahrgestell. Es kann keine Bereitschaftsmunition mitführen.[3]
M-1989: Dies ist ein verbessertes Koksan-Modell, welches erstmals 1989 beobachtet wurde. Es basiert auf dem AT-S- oder ATS-59-Kettenfahrgestell. Es kann 12 Schuss Bereitschaftsmunition mitführen.[3]
Die M-1989 Koksan wird beim russischen Überfall auf die Ukraine auf Seiten Russlands eingesetzt. Am 16. November 2024 wurde berichtet, dass rund 50 Koksan-Geschütze in der Nähe von Kursk, Russland, eingetroffen sind. Experten vermuten einen Einsatz an der Front in Kursk. Dort sind im Zuge der russisch-nordkoreanischen Militärkooperation eine unbekannte Anzahl nordkoreanischer Soldaten im Einsatz.[11][12]
↑The International Institute for Strategic Studies (IISS): "The Military Balance 2024." Routledge, Vereinigtes Königreich, 2024, ISBN 978-1-032-78004-7. S. 282–284
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