Lü Jiamin (chinesisch呂嘉民, PinyinLǚ Jiāmín, * 1946 in Jiangsu, China) ist ein chinesischer Schriftsteller und ehemaliger Professor für Wirtschaftspolitik. Er ist mit der in China sehr bekannten Schriftstellerin Zhang Kangkang verheiratet. Er war seit den 1970er Jahren in der Xidan-Bewegung aktiv und beteiligte sich 1989 an den Demonstrationen auf dem Tian’anmen-Platz.
Sein RomanDer Zorn der Wölfe (chinesisch狼圖騰, PinyinLáng Túténg), den er 2004 unter dem Namen Jiāng Róng (姜戎) veröffentlicht hat, ist in China ein Bestseller. Es geht um das Leben von Chen Zhen, einem jungen Mann aus Peking, der während der Kulturrevolution in der Inneren Mongolei gelebt und gearbeitet hat. Dort lernt er das „Ethos der Steppe“, d. h. die Weltsicht der dort lebenden Nomaden, kennen. Diese Weltsicht zeichnet sich durch einen starken Willen zum Überlebenskampf aus, andererseits durch ein ökologisches Bewusstsein von der Notwendigkeit, im Lebensraum Steppe ein natürliches Gleichgewicht zwischen allen Pflanzen- und Tierpopulationen zu erhalten.
„Der Roman (…) ist eine schlechte Kopie von Jack London (…), dessen Bücher Jiang Rong (…) während der Kulturrevolution vor der Verbrennung rettete. Seine Ideologie spiegelt den Sozialdarwinismus von Romanen wie White Fang (…) wider – eine Ideologie, die in einer globalisierten Welt, die Zusammenarbeit und nicht das Überleben des Stärkeren betont, völlig veraltet erscheint.“[2]
Das Buch wurde 2008 unter dem Titel Wolf Totem von Howard Goldblatt ins Englische und unter dem Titel Der Zorn der Wölfe von Karin Hasselblatt ins Deutsche übersetzt.