Lutz Riemann (* 19. Dezember 1940 in Stettin; † 23. Oktober 2023 in Greifswald) war ein deutscher Schauspieler, Journalist und Autor. Er wurde vor allem durch seine Rolle als Oberleutnant Zimmermann in der Reihe Polizeiruf 110 des DFF bekannt.
Leben
Riemann wuchs in Lubmin auf und erlernte nach seinem Schulabschluss zunächst auf der Peene-Werft in Wolgast den Beruf des Schiffbauers. Dort fand er durch die Mitarbeit in einer Laienspielgruppe Interesse am Schauspielerberuf und studierte dann an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und anschließend bis 1964 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin.
Sein Debüt als Schauspieler hatte Riemann Anfang der 1960er-Jahre am Meininger Theater; anschließend spielte er am Deutschen Nationaltheater in Weimar. Nach einem schweren Autounfall im Jahr 1973 war er freiberuflich tätig. Er hatte Gastspiele an den Theatern in Neustrelitz und Meiningen und am Theater im Palast in Berlin. Bei der DEFA übernahm er erstmals 1962 eine Rolle; der Film Wind von vorn wurde jedoch nicht fertiggestellt. In den darauffolgenden DEFA-Filmen stellte er häufig Proletarier dar.
In den 1980er-Jahren spielte er in den Filmen Das Ermittlungsverfahren und Die Mahnung den KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann. Die Rolle des Oberleutnant Lutz Zimmermann, den er in der Fernsehreihe Polizeiruf 110 von April 1983 bis Januar 1991 insgesamt 25 Mal verkörperte, brachte ihm eine große Popularität beim DDR-Fernsehpublikum. In dieser Reihe hatte er schon zuvor fünfmal mitgewirkt, allerdings in jeweils anderen Rollen. Riemann wirkte von 1962 bis 1991 in mehr als 50 Film- und Fernsehproduktionen mit.
Nach der Wiedervereinigung arbeitete er bis zu seiner Pensionierung hauptsächlich als Redakteur und Moderator beim NDR Fernsehen. Dort war er unter anderem als Außenreporter des Nordmagazins zu sehen. Gemeinsam mit Michael Schmidt gab er das Buch Der Untergang der Beluga heraus, in dem sich die beiden Autoren mit dem Schiffsunglück des Sassnitzer Fischkutters SAS 104 Beluga befassen.
Lutz Riemann war verheiratet und Vater einer Tochter. Er starb im Oktober 2023 im Alter von 82 Jahren in Greifswald.[1][2]
IM bei der Staatssicherheit
Im August 2013 wurde aus den Rosenholz-Dateien bekannt, dass Riemann ab den 1960er-Jahren unter dem Decknamen Richard König als Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit tätig gewesen war. Er spionierte dabei sein gesamtes Thüringer Umfeld aus und berichtete auch über den SPD-Politiker Peer Steinbrück, mit dessen Cousine er verheiratet war. Riemann gab an, er habe sich aus „weltanschaulicher Überzeugung“ zu dieser Tätigkeit verpflichtet. Er sei immer Kommunist gewesen und werde es immer sein. Er erklärte, dass er von seinem Führungsoffizier auf Steinbrück angesetzt worden war, die Bespitzelung jedoch abgelehnt habe, was durch die Unterlagen allerdings nicht bestätigt wird.[3][4] Seine Tochter Petra Riemann arbeitete diesen lange Zeit im Dunklen liegenden Teil der Familiengeschichte in einem 2019 erschienenen Buch auf.[5]
Filmografie
Hörspiele
Veröffentlichungen (Auswahl)
Literatur
- Frank-Burkhard Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7, S. 281.
- Peter Hoff: Polizeiruf 110. Filme, Fälle, Fakten. Das Neue Berlin, Berlin 2001, ISBN 3-360-00958-4.
- Petra Riemann: Die Stasi, der König und der Zimmermann. Eine Geschichte von Verrat, Metropol, Berlin 2019, ISBN 978-3-86331-465-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Lutz Riemann ist tot. In: Seite des Eulenspiegel Verlags. Eulenspiegel Verlag, 25. Oktober 2023, abgerufen am 27. Oktober 2023.
- ↑ Axel Seitz: Schauspieler und Autor Lutz Riemann mit 82 Jahren gestorben. In: ndr.de. 25. Oktober 2023, abgerufen am 25. Oktober 2023.
- ↑ Dirk Banse, Michael Behrendt: Steinbrück, Stasi und „die Freunde“. In: Welt am Sonntag vom 18. August 2013, S. 2–3.
- ↑ Steinbrück als „Vorlauf-IM“ bei der Stasi erfasst In: Focus vom 18. August 2013
- ↑ Petra Riemann, Die Stasi, der König und der Zimmermann – Eine Geschichte von Verrat – Metropol Verlag. Abgerufen am 1. Februar 2021 (deutsch).