Louis Kugelmann stammt aus einer jüdischen Familie in Lemförde, er arbeitete seit 1845 als Buchhalter und Korrespondent in Köln und betrieb daneben sein Selbststudium. 1848 beteiligte er sich an der Märzrevolution in Düsseldorf. Kugelmann gehörte dem Düsseldorfer Volksklub an, der seine „Adresse an die demokratischen Vereine Deutschlands“ und sein Programm und die Statuten in der Neuen Rheinischen Zeitung[5] und in der „Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln“ veröffentlichte.[6]
In Göttingen schloss er sich dem Bund der Kommunisten an, weswegen er unter politische Beobachtung geriet. Kugelmann war seit 1857 verheiratet mit Gertrud Oppenheim (* 27. Januar 1839 in Bonn; † 1920 in Wiesbaden). Er hatte eine Tochter Franziska Kugelmann (* 9. Oktober 1858 in Hannover; † 31. August 1939 in Wiesbaden),[11] die ihre Erinnerungen an Marx und seine Familie[12] niederschrieb.
Nach der Promotion 1854 ließ Kugelmann sich in Hannover als Arzt und Gynäkologe nieder. Auf dem Gebiet der Gynäkologie war er durch Erfindungen, Veröffentlichungen und Vorträge innovativ. Seine Tätigkeit als Fabrikarzt bei der mechanischen Weberei in Linden bei Hannover und in anderen Betrieben Hannovers musste er aufgrund des Eingreifens des hannoverschen Generalpolizeidirektors Karl Wermuth (1804-1867), der Kugelmann als „Demokraten“ abstempelte, einstellen.
Eine enge Freundschaft verband die Familie Kugelmann mit Bertha Markheim. 1862–1883 standen er und seine Frau Gertrud im Briefwechsel mit Karl Marx, mit dem sie mehrmals zusammentrafen und der sie auch in Hannover besuchte.[13] Den Wohnsitz inklusive der Praxis Kugelmanns verzeichnete das Adreßbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Hannover für das Jahr 1867 in der Große Wallstraße 3, I,[14] später in Georgswall umbenannt.[15] 1865 wird Kugelmann als Freimaurermitglied geführt.[16]
Auch Friedrich Engels besuchte Louis Kugelmann Anfang August 1867.[17] Kugelmann setzte sich auch für die Verbreitung von Marx’ Hauptwerk Das Kapital (verlegt bei Otto Meissner in Hamburg 1867) ein. Kugelmann war Mitglied der Ersten Internationale und später der SPD; beim SPD-Parteitag 1899 in Hannover erhielt er hohen Besuch der Parteiführer August Bebel, Karl Liebknecht, Paul Singer und Karl Kautsky. Sein Nachlass wurde 1902 dem Archiv der SPD übergeben. In der Zeitschrift Die Neue Zeit wurde 1902 der größte Teil der Briefe von Karl Marx an Louis Kugelmann veröffentlicht.
Ignaz Philipp Semmelweis: Offener Brief an sämmtliche Professoren der Geburtshilfe. Universitäts-Buchdruckerei, Ofen 1862, S. III–VI (Kugelmann an Semmelweis 18. Juli 1861 und 10. August 1861.)
Rudolf Virchow: Mittheilung einer von Dr. Kugelmann eingereichten Krankengeschichte. In: Monatsschrift für Geburtskunde und Frauenkrankheiten. August Hirschfeld, Berlin 1861, S. 328–334
Gynäkologische Mittheilungen, besonders über die chronische oophoritis und über Neurosen, erzeugt durch Krankheiten der weiblichen Sexualorgane. In: Deutsche Klinik. Zeitung für Beobachtungen aus deutschen Kliniken und Krankenhäusern. Berlin 1865, Nr. 14–18
Die Behandlung der acuten Exantheme durch continuirliche Ventilation. Deutsche Klinik. Zeitung für Beobachtungen aus deutschen Kliniken und Krankenhäusern. Berlin Nr. 17 vom 24. April 1869, S. 156–157
Die Behandlung der acuten Exantheme (Masern, Scharlach, Blattern) durch continuirliche Ventilation. Schmorl & von Seefeld, Hannover 1873
Wie ist die Sterblichkeit bei Scharlach, Masern und im Wochenbette auf ein Minimum zu reduciren. Vortrag gehalten im Verein für Öffentliche Gesundheitspflege in Hannover am 25. Mai und 12. October 1875. Schmorl & von Seefeld, Hannover 1876
Literatur
Antiquariatskatalog, enthaltend die Bibliothek des weiland Dr. Louis Kugelmann. Hannover 1902
Briefe von Karl Marx an Dr. L. Kugelmann. Die neue Zeit. Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie.1901-1902, 2. Bd.(1902), Heft 1, S. 26–32; Heft 2, S. 60–64; Heft 3, S. 91–96; Heft 4, S. 125–128; Heft 6, S. 188–192; Heft 7, S. 221–224; Heft 12, S. 381–384; Heft 13, S. 412–416; Heft 15, S. 472–480; Heft 17, S. 541–544; Heft 19, S. 604–608; und Heft 25, S. 797–800
Karl Marx: Briefe an Kugelmann (aus den Jahren von 1862 bis 1874) mit einer Einleitung von N. Lenin. Vereinig. Internat. Verl.-Anst., Berlin 1927 (Elementarbücher des Kommunismus 4)
Karl Marx: Briefe an Kugelmann (aus den Jahren von 1862 bis 1874) mit einer Einleitung von N. Lenin. Dietz Verlag, Berlin 1948 ff.
Georg Mende: Die Briefe von Karl Marx an der Arzt Dr. Ludwig Kugelmann. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 4. Jg., 1954/1955, Mathematisch-naturwissenschaftliche Reihe. Heft 1
Bert Andréas: Briefe und Dokumente der Familie Marx aus den Jahren 1862 – 1873 nebst zwei unbekannten Aufsätzen von Friedrich Engels. In: Archiv für Sozialgeschichte. 2. Bd. Verlag für Literatur und Zeitgeschehen GmbH, Hannover 1962 (Enthält Briefe an Familie Kugelmann.)
Franziska Kugelmann: Kleine Züge zu dem großen Charakterbild von Karl Marx. In: Mohr und General. Erinnerungen an Marx und Engels. Dietz-Verlag, Berlin 1965, S. 280–317
Martin Hundt: Louis Kugelmann. Zum 65. Todestag des Korrespondenzpartners von Karl Marx. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Berlin 1967, Heft 2, S. 294–300
Martin Hundt: Der Beitrag Louis Kugelmanns zur Propagierung des "Kapitals" in Deutschland 1867 bis 1869. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Berlin 1968, S. 86–90
Martin Hundt: Gynäkolog und Propagandist des "Kapital". Louis Kugelmann – der berühmte Briefpartner von Marx, ein bedeutender Arzt. In: humanitas (Berlin). Nr. 12 vom 6. Juni 1968
Martin Hundt: Louis Kugelmann. In: Männer der Revolution. Berlin 1970, S. 101–121
Martin Hundt: Kugelmann – Freund von Marx und Bücherfreund. In: Marginalien. 37. Heft, Berlin 1970, S. 1–7
Dr. Louis Kugelmann. In: Helmut Dressler: Ärzte um Karl Marx. Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1970, S. 105–120
Tagebuch der Pariser Kommune. Karl Marx Friedrich Engels. Zusammengestellt und eingeleitet von Erich Kundel, Hans-Dieter Kruse, Ruth Stolz, Evelin Barth. Dietz Verlag 1971 (Enthält Briefe von Louis Kugelmann.)
Rolf Dlubek, Hannes Skambraks: „Das Kapital“ von Karl Marx in der deutschen Arbeiterbewegung (1867 bis 1878). Abriß und Zeugnisse der Wirkungsgeschichte. Dietz Verlag 1967 (Enthält Briefe von Louis und Gertrud Kugelmann.)
Martin Hundt: Louis Kugelmann. Eine Biographie des Arztes und Freundes von Karl Marx und Friedrich Engels, Dietz, Berlin, 1974
Egon Erwin Kisch: Karl Marx in Karlsbad. Aufbau-Verlag, Berlin / Weimar 1983 (Über den gemeinsamen Aufenthalt der Familie Kugelmann und Karl Marx mit Tochter Eleanor in Karlsbad.)
Boris Rudjak: Ein Irrtum ist zu korrigieren. Über fünf Photographien, die Portraits der Frau und der ältesten Tochter von Karl Marx bekannt wurden. In: Marx-Engels-Jahrbuch 13, Berlin 1990, S. 320–328 Digitalisat (Diese Bilder stellen Gertrud und Franziska Kugelmann dar und nicht Jenny Marx und ihre Tochter Jenny wie häufig angenommen.)
Beiträge zur Marx-Engels-Forschung Neue Folge. Sonderband 2. Erfolgreiche Kooperation: Das Frankfurter Institut für Sozialforschung und das Moskauer Marx-Engels-Institut (1924 – 1928). Korrespondenz von Felix Weil, Carl Grünberg u. a. mit David Borisovič Rjazanov, Ernst Czóbel u. a. aus dem Russischen Staatlichen Archiv für Sozial- und Politikgeschichte Moskau. Argument, Hamburg 2000, S. 160, 161, 246 (Wie 15 Fotos von Engels und der Familie Marx nach Moskau gelangten.)
Harald Storz: Louis Kugelmann. Arzt aus Lemförde. – in: Fundstücke. Nachrichten und Beiträge zur Geschichte der Juden in Niedersachsen und Bremen, s.n., Hannover, Heft 3 (2004) S. 8–9
Norbert Weinitschke: Kugelmann, Wermuth und Fabrikkassen in Hannover. In: Hannoversche Geschichtsblätter N.F. Bd. 37 (1983), S. 85–97
↑ abPeter Schulze: Kugelmann, Louis. In: Hannoversches biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlüter, Hannover, 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 217; Vorschau in der Google-Buchsuche
↑Neue Rheinische Zeitung. Beilage zu Nr. 7 vom 7. Juni 1848, Seite 1, Spalte 2.
↑Zeitung des Arbeiter-Vereines zu Köln Nr. 8 vom 18. Juni 1848, S. [86 und 87].
↑Vgl. Klaus Goch: Eleanor Marx (1855–1898). In: Luise F. Pusch (Hrsg.): Töchter berühmter Männer. Neun biographische Porträts. Insel, Frankfurt am Main 1988 (= Insel Taschenbuch. Band 979), S. 275–348, hier: S. 295 und öfter.
↑siehe Ludwig Hoerner: Hannover in frühen Photographien 1848-1910, S. 36f
↑Vergleiche das Adressbuch Hannovers für 1867, I. Abteilung: Adreß- und Wohnungsanzeiger. Alphabetisches Verzeichnis der Einwohner, S. 301; Digitalisat der GWBL
↑Helmut Zimmermann: Georgswall, in ders.: Die Straßennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 90