Bereits mit 19 Jahren konnte 1862 de Ricard mit Unterstützung von Auguste Poulet-Malassis mit seinem Gedicht „Les chants de l’aube“ erfolgreich debütieren. Dadurch ermutigt und mit einer kleinen Erbschaft konnte de Ricard im März des darauffolgenden Jahres die Zeitschrift La revue du progès gründen und zu seinen ersten Mitarbeitern zählten u. a. Charles Longuet und Paul Verlaine. Diese Zeitschrift stellte bereits nach einem Jahr ihr Erscheinen ein, als Bischof Félix Dupanloup sie wegen „atheistischer Umtriebe“ anklagte.
Als ihr Besitzer und Chefredakteur wurde de Ricard zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. In diesem Prozess wurde er von dem jungen Rechtsanwalt Léon Gambetta verteidigt, welcher die Haftstrafe in der Revisionsverhandlung auf drei Monate (abzuleisten im Gefängnis Sainte-Pélague) reduzieren konnte.
Im Winter 1866/67 leistete de Ricard zusammen mit Catulle Mendès wichtige Vorarbeiten für Alphonse Lemerre und daraus entstand dann die später berühmt gewordene Anthologie Le Parnasse contemporain. Als 1868 de Ricards Vater starb, wurden die wöchentlichen Treffen dieser antiklerikal eingestellten Republikaner in die Wohnung von Nina de Callias verlegt.
Seine Ehefrau starb 1880 und zwei Jahre später wanderte de Ricard nach Südamerika aus und ließ sich in Buenos Aires nieder. Dort heiratete er später in zweiter Ehe Louise Kirchner. 1885 (nach anderer Lesart 1886) kehrte de Ricard wieder nach Frankreich zurück. 1887 ging er nach Barcelona und 1890/91 verlebte er ein Jahr auf der Insel Java. Von dieser Reise zurückgekehrt ließ er sich in Marseille nieder und starb dort am 2. Juli 1911.
Werke (Auswahl)
Histoire mondaine du Second Empire. Librairie Universelle, Paris 1904.
Officier de fortune. Aventures de Marie-Armand de Guerry de Mabreuil. Montgredien, Paris 1899.
Un poète national. Auguste Fourès. Laffrin, Paris 1889.
Literatur
Jean-Marie Carbasse: Louis-Xavier de Ricard. Félibre rouge. Lacave, Montpellier 1977.
Georges Peyronnet: Un féderaliste méridional du XIXe siècle. Louis-Xavier de Ricard, 1843–1911. Lacour, Nizza 1997.