Lotte Schloß war eine Tochter von Louis Schloß und Johanna Bildesheim.[1][2] Die Familie zog 1920 nach Wolfenbüttel, wo Schloß die Anna-Vorwerk-Oberschule besuchte. Schloß kam 1932 nach Berlin, heiratete und hieß nun Lotte Kahle; die Ehe wurde wieder geschieden. Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten versuchte sie, beruflich in Mailand Fuß zu fassen, was ihr aber nicht gelang, und sie kehrte nach Deutschland zurück. Der Plan, nach Großbritannien auszuwandern, wurde bei Kriegsbeginn hinfällig. Ihrem Bruder Helmut Schloss (1915–1991) gelang 1937 die Emigration nach Palästina.
Lotte Strauss arbeitete für einige Zeit als Verwaltungsangestellte bei der League of Women Voters im Staat New York. Von 1982 bis 1990 hielt sie sich in Deutschland auf, als ihr Mann an der TU Berlin als Gründungsdirektor das Zentrum für Antisemitismusforschung aufbaute. Strauss veröffentlichte 1997 ihre Erinnerungen an die Zeit in Deutschland bis zu ihrer Flucht im Jahr 1943 unter dem Titel Over the Green Hill.
In Wolfenbüttel wurden 2012 Stolpersteine für sie und ihre Familienangehörigen verlegt.[7]
Autobiografie
We Were German Jews. Video mit Herbert Arthur Strauss und Lotte Strauss, 1981. San Francisco : Kanopy Streaming, Michael Blackwood Productions, 2019, 59 min
Over the Green Hill. A German Jewish Memoir, 1913–1943. New York : Fordham Univ. Press, 1999
Über den grünen Hügel : Erinnerungen an Deutschland. Übersetzung Irmtrud Wojak und Irmhild Wojak. Berlin : Metropol, 1997 ISBN 978-3-926893-37-6
Literatur
Marten Düring: Verdeckte soziale Netzwerke im Nationalsozialismus : Die Entstehung und Arbeitsweise von Berliner Hilfsnetzwerken für verfolgte Juden. Berlin : De Gruyter, 2015, S. 90ff.
Herbert A. Strauss: Über dem Abgrund. Eine jüdische Jugend in Deutschland 1918–1943. Frankfurt am Main : Campus, 1997, ISBN 3-593-35687-2
Strauss, Herbert Arthur, in: Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900–1945. Würzburg: Schöningh, 1989, S. 613f.
Roman
Fredrik Uhlson (Pseudonym von Friedrich Strindberg): Under jorden i Berlin. Übersetzung aus dem deutschen Manuskript Britta Höglund. Stockholm : Bonnier, 1945
↑Die Fluchtumstände von Kahle und Strauss werden auch in der Biografie über den Judaisten Ernst Ludwig Ehrlich beschrieben, dem ebenfalls auf diesem Weg die Flucht gelang. Hartmut Bomhoff: Ernst Ludwig Ehrlich. Ein Leben für Dialog und Erneuerung. Berlin : Hentrich & Hentrich, 2011, ISBN 978-3-942271-11-0