Bei den Livery Companies handelt es sich um 110[1] englische Berufsverbände innerhalb der City of London. Nahezu alle tragen die Bezeichnung „Worshipful Company of …“ („ehrwürdige Zunft der …“), gefolgt von dem Namen ihrer jeweiligen Wirtschaftssparte oder ihres Handwerks. Die mittelalterlichen Livery Companies waren Gilden bzw. Zünfte und damit verantwortlich für die Zunftregeln und deren Einhaltung. Der Name Livery Company leitet sich aus der traditionellen Kleidung, der Livree der Bediensteten einer Company, ab, die innerhalb der City of London das Recht hatten, die Marktplätze zu kontrollieren und Nichtmitgliedern die Ausübung ihres Gewerbes zu untersagen.
Erste Companies entstanden bereits im 14. Jahrhundert und wurden durch Royal Charter vom jeweiligen König anerkannt. Bis zur Reformation waren die Livery Companies auch in religiösen Aktivitäten engagiert, vor allem unterstützten sie die Kirche mit Kantoreien und nahmen an kirchlichen Zeremonien und Mysterienspielen teil. Einige Livery Companies sind noch heute im ursprünglichen Sinne aktiv, z. B. die Scriveners (Berufsschreiber), viele andere beschränken sich jedoch auf die Unterstützung der Wohlfahrtspflege, z. B. die Bowyers (Bogenmacher). Vor allem die in den letzten Jahren neu gegründeten Companies sind rein wohltätig orientierte Organisationen. Sie spielen eine wichtige Rolle im sozialen Leben und Netzwerk in der City of London.
1515 legte der Court of Aldermen, die Versammlung der Ratsherren der City of London, eine Rangfolge für die damals bestehenden 48 Livery Companies fest, die auf deren wirtschaftlicher und politischer Macht basierte. Die ranghöchsten zwölf Livery Companies werden Great Twelve City Livery Companies genannt. Die Merchant Taylors (Schneider) und die Worshipful Company of Skinners (Pelzhändler) haben sich von Anfang an um ihre Platzierung gestritten, ohne dass Einigung erzielt werden konnte. Daher beschloss man, dass beide Companies jährlich zu Ostern zwischen dem 6. und 7. Rang wechseln.
Nachdem die Fan Makers (Fächermacher) 1709 gegründet und 1809 als Livery anerkannt worden waren, wurden für über 100 Jahre keine neuen Companies gegründet, bis 1926 die Master Mariners (Livery 1932) folgten. Companies, die nach 1926 aufgenommen wurden, werden auch die Modern Livery Companies genannt. Die Company of Arts Scholars (Geisteswissenschafter), gegründet 2014, ist die 110. und bisher letzte neue Company. Ihr Antrag auf Livery wurde vom Court of Aldermen der City of London Corporation im Februar 2014 angenommen.
Innere Struktur
Die Führungsebene der Livery Companies besteht üblicherweise aus einem vorsitzenden Master (auch: Prime Warden oder Bailiff), einer Reihe von Warden (auch: Upper, Middle, Lower oder Renter Warden) und einem Beigeordnetenrat, der die Master und Warden wählt. Der leitende Geschäftsführer der Company wird Clerk genannt.
Mitglieder fallen generell in eine der Kategorien Freeman oder Liverymen, wobei Freeman aber nur eine Zwischenstufe auf dem Weg zum Liveryman darstellt. Man kann zu einem Freeman werden und die freedom of the company erlangen, indem man bestimmte Vorgaben der Company erfüllt: man kann über die patrimony (Herkunft) zugelassen werden, wenn ein Elternteil Liveryman der Company war, über die servitude (Dienstzeit), wenn man eine geforderte Anzahl von Jahren als Anwärter abgeleistet hat, oder durch redemption (Auslösung), wenn man eine entsprechende Gebühr bezahlt. Nach Erlangung der freedom of the company wird dem neuen Mitglied dann von der City of London die Freedom of the City verliehen. Im Anschluss daran wiederum wird er in einer besonderen Zeremonie als Liveryman und damit Vollmitglied der Company eingekleidet (englisch enclothed).
Viele Companies verfügen über eigene Versammlungshallen, wo sich Mitglieder und Gäste treffen und die internen Angelegenheiten geregelt werden können. Die ältesten Companies, von denen eigene Hallen bekannt sind, waren im 14. Jahrhundert die Merchant Taylors und die Goldsmiths, doch weder ihre noch andere Hallen sind original erhalten. Die wenigen 1666 nach dem Großen Brand von London übrig gebliebenen Hallen fielen im Zweiten Weltkrieg den deutschen Luftangriffen zum Opfer. Heute haben noch rund 40 Companies eigene Hallen, die auch für soziale oder gewerbliche Veranstaltungen zur Verfügung stehen oder auch gelegentlich von anderen Companies ohne eigene Halle genutzt werden.