Dieser Artikel behandelt die anglikanische Kathedrale von Liverpool. Zur römisch-katholischen Kathedrale siehe Liverpool Metropolitan Cathedral.
Liverpool Cathedral, 2012
Liverpool Cathedral ist die im 20. Jahrhundert erbaute Kathedrale der anglikanischenDiözese Liverpool. Sie ist eine der letzten Großkirchen, die im Stil der Neogotik errichtet wurden. Die Kirche, deren offizieller Name Cathedral Church of Christ in Liverpool lautet, ist Jesus Christus dem Auferstandenen (Risen Christ) geweiht.
Die Church of England schuf schon im Jahre 1880 eine eigene Diözese für die rasch wachsende Hafenstadt. Es fehlte aber zunächst an einem adäquat repräsentativen Kirchenbau. Als Ergebnis eines Wettbewerbs, an dem unter anderem auch Charles Rennie Mackintosh teilnahm, wurde 1903 das Projekt des damals erst 23-jährigen (und noch dazu katholischen) Studenten Giles Gilbert Scott prämiert. Der aus einer renommierten Architektenfamilie stammende Scott, später bekannt durch seine Battersea Power Station und durch das Design der roten britischen Telefonzellen, blieb sein Leben lang mit dem Kirchenbau in Liverpool verbunden. Im Laufe der Zeit reduzierte er den neugotischen Charakter des Baus, bemühte sich um eine zeitgemäßere Form der Monumentalität und nahm sogar Elemente aus dem Entwurf Mackintoshs in seine Planung auf.
Die Grundsteinlegung für die auf dem St. James’ Mount im Zentrum der Stadt gelegene Kathedrale erfolgte 1904, der Baufortschritt ging zunächst relativ langsam vonstatten. Im Jahr 1924 konnte das Gotteshaus geweiht werden, den Gläubigen stand allerdings nur ein Teil des Querschiffs zur Verfügung und regelmäßige Gottesdienste wurden erst ab 1940 abgehalten. Der ca. 100 Meter hohe wahrzeichenhafte Vierungsturm wurde als Laternenturm konzipiert und im Jahr 1942 fertiggestellt; das Hauptschiff wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Etappen benutzbar, der Abschluss der Bauarbeiten erfolgte erst im Jahr 1978.
Die Kathedralorgel wurde ursprünglich im Jahr 1926 vom Sohn von Henry Willis errichtet. Mit insgesamt 150 Registern (10.268 Pfeifen), die sich auf fünf Manuale und Pedal verteilen, ist es die größte Orgel Großbritanniens. 1977 erfolgten umfassende Restaurierungsarbeiten durch die Firma Harrison & Harrison.
Im Jahr 1998 erfolgte die Erweiterung um das Register Trompette Militaire 8′ im Bombardwerk. Dieses Hochdruck-Zungenregister gibt es außerdem noch in der Kathedrale von Exeter sowie in St. Paul’s in London, und es wird nur zu besonderen Anlässen verwendet.
Die Orgel ist aufgeteilt in jeweils zwei Gehäuse im Altarraum. Spielbar ist das Instrument von zwei Spieltischen, wobei einer mobil im Kirchenraum steht.
Der fünfmanualige Spieltisch der Orgel.
Die Disposition lautet folgendermaßen:
I Positiv C–g3
Contra Viola
16′
Violon Diapson
8′
Claribel Flute
8′
Stopped Diapason
8′
Viola
8′
Unda Maris
8′
Spitzprinzipal
4′
Suabeflöte
4′
Octav Viola
4′
Nasat
22⁄3′
Octavin
2′
Blockflöte
2′
Terz
13⁄5′
Spitzflöte
1′
Dulciana Mixture V
Cimbel III
Bass Clarinet
16′
Baryton
8′
Trompette Harmonique
8′
Corno di Bassetto
8′
Vox Humana
8′
Clarion
4′
II Hauptwerk C–g3
Contra Violone
32′
Double Open Diapason
16′
Contra Tibia
16′
Bourdon
16′
Double Quint
102⁄3′
Open Diapason I
8′
Open Diapason II
8′
Open Diapason III
8′
Open Diapason IV
8′
Open Diapason V
8′
Tibia
8′
Doppelflöte
8′
Stopped Diapason
8′
Quint
51⁄3′
Principal
4′
Octave I
4′
Octave II
4′
Gemshorn
4′
Flûte Couverte
4′
Tenth
Twelfth
Super Octave
2′
Fifteenth
2′
Mixture V
Fourniture V
Double Trumpet
16′
Trumpet
8′
Trompette Harmonique
8′
Clarion
4′
III Schwellwerk C–g3
Lieblich Bourdon
16′
Contra Geigen
16′
Contra Salicional
16′
Open Diapason
8′
Tibia
8′
Waldflöte
8′
Lieblich Gedackt
8′
Geigen
8′
Salicional
8′
Vox Angelica
8′
Octave
4′
Lieblich Flöte
4′
Octave Geigen
4′
Salicet
4′
Nazard
Fifteenth
Lieblich Piccolo
Seventeenth
Sesquialtera V
Mixture V
Double Trumpet
16′
Contra Hautboy
16′
Waldhorn
16′
Trumpet
8′
Trompette Harmonique
8′
Hautboy
8′
Cornopean
8′
Krummhorn
8′
Clarion
4′
Octave Trumpet
4′
Tremulant
Tremulant
IV Solowerk C–g3
Contra Hohlflöte
16′
Contra Viole
16′
Hohlflöte
8′
Flûte Harmonique
8′
Viole de Gambe
8′
Viole d’Orchestre
8′
Violes Célestes
8′
Octave Hohlflöte
4′
Concert Flute
4′
Octave Viole
4′
Piccolo Harmonique
2′
Violette
2′
Cornet de Violes III
Contra Tromba
16′
Cor Anglais
16′
Tromba Real
8′
Tromba
8′
Clarinet Orchestral
8′
Oboe Orchestral
8′
Bassoon Orchestral
8′
French Horn
8′
Tromba Clarion
4′
Tremulant
V Bombardwerk C–g3
Contra Tuba
16′
Tuba Magna
8′
Tuba
8′
Tuba Clarion
4′
Trompette Militaire
8′
Pedalwerk C–f1
Resultant Bass
64′
Double Open Bass
32′
Double Open Diapason
32′
Contra Violone
32′
Open Bass
16′
Tibia
Open Diapason
16′
Sub Bass
16′
Bourdon
16′
Dolce
16′
Contra Basso
16′
Violon
16′
Geigen
16′
Principal
8′
Octave
8′
Open Flute
8′
Stopped Flute
8′
Bass Flute
8′
Violone
8′
Violoncello
8′
Flute Triangulaire
4′
Gedackt
4′
Fifteenth
4′
Mixture
Fourniture
Contra Bombarde
32′
Contra Trombone
32′
Bombarde
16′
Trombone
16′
Ophicleide
16′
Fagotto
16′
Bombarde
8′
Clarion
8′
Octave Bassoon
8′
Bombarde
4′
Besonderheiten
Alle Pfeifen des Bombardwerkes stehen auf einem besonders hohen Winddruck. Die Register Tuba Magna sowie Trompette Militaire werden sogar mit 50" Wassersäule (1270 mmWs) angeblasen. Damit übertreffen sie auch das Westwerk der Kölner Domorgel. Die Tuba Magna gilt damit als eines der lautesten Orgelregister der Welt.
Architektur
Der apsislose Bau orientiert sich mit seinem kreuzförmigen Grundriss und seiner Dreischiffigkeit an der mittelalterlichen Kathedralarchitektur Englands, wobei insgesamt Formen des Decorated Style dominieren.
Literatur
Vere Egerton Cotton: The Book of Liverpool Cathedral, Liverpool 1964
Paul Smets: Orgel-Monographien 7 – Die Orgel der Christus-Kathedrale zu Liverpool. Rheingold-Verlag, Mainz 1945.
↑Paul McCartney: Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77650-2, S. 202–209 (Ghosts of the Past Left Behind).