Ensemble Kloster Waldsassen mit Manufaktursiedlung
Das Ensemble der Kloster-Stadt zeigt die einzigartige Kombination der Stiftsanlage einer im 12. Jahrhundert gegründeten Zisterzienserabtei mit einer kalvinistischen Manufaktursiedlung des frühen 17. Jahrhunderts. Nachdem 1548 das Stiftland seine Selbständigkeit verloren und 1556 nach Angliederung an die Oberpfalz das evangelische Bekenntnis angenommen hatte, wurde von Kurfürst Friedrich III. auch das Kloster Waldsassen aufgelöst. 1613 erhielten die drei Brüder Geisel, die sich als kalvinistische Glaubensflüchtlinge zuerst in Tirschenreuth niedergelassen hatten, den kurfürstlichen Auftrag, in diesem wirtschaftlich darniederliegenden Waldsassen 40 Häuser zu errichten und eine Tuchindustrie aufzubauen.
Bis 1630 hatten sie in klarer Rastergeometrie auf dem von der Wondreb leicht ansteigenden Gelände 42 Häuser in schlichter zweigeschossiger Verputzbauweise mit traufseitigen Satteldächern erstellen können, die im Kern der heutigen Bebauung noch bestehen. Entgegen barocker Gepflogenheit nahm die Manufaktur-Stadt weder im Rechtecksystem noch in einer zentralen Blickachse Bezug auf die damals ihres Sinnes entleerte Klosteranlage, obwohl sie in sich selbst großzügig angelegt und auf breite Straßenachsen und gute Proportionalität bedacht ist.
Auch als das durch Kurfürst Ferdinand Maria 1661 wieder ins Leben gerufene Kloster gegen Ende des 17. Jahrhunderts seine Konvent- und Kirchengebäude in eindrucksvoll dominanter Form erneuerte, konnte dieser Integrationsmangel nicht mehr ausgeglichen werden; die Achse des Klosters und somit die verquerte Lage gegenüber dem Rastersystem musste beibehalten werden. Dessen keilförmige Verschneidungen und Abrundungen an den Außenbereichen sind bedingt durch den äußeren Verlauf der Ringmauer, welche seit der Zeit der Hussiteneinfälle in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein ausgedehntes Areal mit landwirtschaftlichen Betriebsgebäuden, Wiesen-, Wildgarten- und Teichflächen mit einschloss und durch die große Kapazität an unbebauten, aber dennoch geschützten Grundstücken sicher die Verlegung der Geiselschen Tuchfabrikation von Tirschenreuth nach Waldsassen beeinflusste.
Das Rastersystem wurde auf optimale Nutzung der ummauerten Grundfläche ausgerichtet: im rechten Winkel zur Wondreb und parallel zur Klostermauer zwischen Abtei, Schloss und Pfarrhof – in seiner funktionalistischen Denkweise eines der frühesten Beispiele künftigen Industriebauwesens. Der barocke Idealplan einer dreifach größeren Industriestadt, umgeben von einer zehngliedrigen symmetrischen Sternwerksbefestigung, kam nicht mehr zur Ausführung, als 1620 nach der Niederlage am Weißen Berg die Oberpfalz von Kurfürst Friedrich V. an Herzog Maximilian von Bayern überging, und die Gebrüder Geisel bei der Rekatholisierung von ihrem kalvinistischen Bekenntnis nicht abgehen wollten.
Da nun die Abtragung der Ringmauer und die Anlegung eines geplanten Rechteckplatzes an der Kreuzung der mittleren Straßenachsen unterbleiben musste (heute Kreuzung Kolpingstraße/Prinzregent-Luitpold-Straße), wurde nur noch im Südwesten und Westen parallel zur Mauer eine geschlossene Reihe von Traufseithäusern erbaut, die 1670 als Vorstadt bezeichnet wurde und von denen die Außenreihe an der Karolinenstraße noch weitgehend erhalten blieb. Als Teil der barocken Neugestaltung des Klosters erfolgte unter Abt Eugen Schmid (1724–44) die Anlage der Neuen Gärten jenseits der Wondreb, wozu die Ringmauer nach Südosten erweitert und mit repräsentativen Portalen ausgestattet wurde.
Gegründet 1133, nach Reformationszeit wiederbegründet 1661, säkularisiert 1803, seit 1863 von Zisterzienserinnen aus Landshut-Seligenthal als Filialkloster besiedelt, selbstständige Abtei seit 1925.
Ehemalige Abteikirche, heute katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und St. Johannes Evangelista, mächtige Wandpfeilerkirche, Vierung mit Pendentivkuppel, eingezogenem Langchor, 1685/89–1704 nach Plänen von Abraham Leuthner und Georg Dientzenhofer, Zweiturmfassade ab 1697 von Bernhard Schießer, an der Nordseite sind zwei Geschosse eines Turms ausgeführt, mit Dachreiter, unter der Kirche dreischiffige Gruftanlage; mit reicher Ausstattung;
Kloster, drei- bzw. viergeschossige Trakte um annähernd quadratischen Innenhof, verputzter Massivbauten mit Putzgliederung, Ostflügel mit Sakristei und Kapitelsaal, der Westflügel mit Bibliothek und ehemaligem Refektorium, 1681–1704; mit Ausstattung;
Klosterkirche der Schwestern Mariae Himmelfahrt im Kreuzgarten an den westlichen Flügel angebaut, neubarocke Saalkirche, verputzter Massivbau mit Walmdach und eingezogenem Rechteckchor, Putzgliederung, von Hans Schurr 1924; mit Ausstattung;
ehemaliges Gästehaus des Klosters, seit 1803 katholisches Pfarrhaus, langgestreckter, zweigeschossiger und verputzter Satteldachbau, letztes Viertel 17. Jahrhundert, Umbauten 1974/75; mit Ausstattung;
sogenannte Neue Gärten, Klostergärten südlich der Wondreb, um 1730, heute überformt, mit langer Begrenzungsmauer mit Blendbögen und Portalen, in den Gärten an der Südmauer Grabkapelle für Amanda Gräfin Raigersberg mit Eckpilastern, geschweiftem Giebel und großem Rundbogenportal, 1873, im Zentrum gusseiserner Brunnen, bezeichnet mit „1880“;
Schulgebäude, zweigeschossiger, verputzter Massivbau mit Schweifgiebeln, Zwerchhaus und Hausfigur, bezeichnet mit „1909“; mit bauzeitlicher wandfester Ausstattung;
Nebengebäude, eingeschossiger Flachsatteldachbau mit einfacher Putzgliederung, wohl zweite Hälfte 19. Jahrhundert; in den Klöstergarten;
zweibogige Steinbrücke über die Wondreb, Granitquader, 1730 von Philipp Muttone;
Teile der Klosterbefestigung, 15. Jahrhundert, gegenüber Haus Nr. 68 mit erneuerten Blendarkaden und kapellenartiger Nische für Ölberggruppe mit Satteldach und Schweifgiebel, um 1760, vereinfachend erneuert;
Reste der Stiftsmauer mit Rondell, 15. Jahrhundert, an der Karolinenstraße gegenüber Haus 6.
Dreigeschossiger, verputzter Massivbau mit Steildach, gekehltem Steinportal des 15. Jahrhunderts sowie Eisentür mit Beschlagwerk, um 1680, und angeschlossener, dreigeschossiger Zwischentrakt zum Pfarrhaus, 1676 unter Verwendung von mittelalterlichem Mauerbestand errichtet, 1976/77 mit Verputz, Bänderung und Eckrustizierung wiederhergestellt; mit Ausstattung;
Gartenpavillon, eingeschossiger Rundbau mit Ringpultdach und Laterne, um 1730, im Kern Befestigungsturm; erhaltene Teilstücke der Ummauerung und der Mauertürme;
Bogenbrücke über den eingeebneten Wassergraben, Bruchsteinmauerwerk.
Zweiflügeliger, ein- und zweigeschossiger, verputzter Massivbau mit Satteldächern und Aufzugsgaube, im Kern 15./16. Jahrhundert, teilweise modern überformt.
Zweifach abgewinkelter Massivbau mit Satteldächern, gekuppelten Fenstern mit geohrten Faschen und zwei Toreinfahrten, 18. Jahrhundert, verändert im 19. Jahrhundert.
Langer, dreigeschossiger und verputzter Massivbau mit Satteldach und Putzgliederung, die östliche Giebelseite reich gegliedert mit Portal mit gesprengtem Giebel und geschweiftem Kranzgesims, 1732–37 von Philipp Muttone, im westlichen Teil evangelisch-lutherische Pfarrkirche mit Dachreiter und spitzbogigen Fenstern, 1861 integriert, östlicher Teil jetzt Finanzamt;
mit Hausfigur des heiligen Florian, Johann Karl Stilp zugeschrieben.
Grenzsteine der Hofmarksbegrenzung, überwiegend bezeichnet mit den Buchstaben „CM“ und der jeweiligen Nummer, Granit, 1693;
von den ursprünglich siebzig Steinen drei im Stiftlandmuseum, in der Flur rings um Waldsassen noch die Nummern 1, 2, 8, 9, 14, 23, 25, 27, 28, 35, 39, 50, 59 und 69 erhalten.
Zweigeschossiger, verputzter Massivbau in Ecklage mit Walmdach und geohrten Faschen, Türsturz modern bezeichnet mit „1628“, Erneuerungen im frühen 19. Jahrhundert.
Ofenhalle, Satteldachbau mit hölzerner Fachwerkbinder-Konstruktion, nach Plänen des Ingenieurs Stefan von der Zimmereifirma Mathäus Weiß hergestellt und montiert, 1906/07, teils erneuert;
Verwaltungsgebäude, zweigeschossiger, langgestreckter Massivbau mit Flachdach, Segmentbogenfenstern, Schweifgiebel und straßenseitiger Putzgliederung, 1906/07, Umbau 1934;
Maschinenhaus, eingeschossiger Massivbau mit einseitig abgewalmtem Satteldach und Putzgliederung, wohl 1906/07;
zugehöriger Teil der Einfriedung, Mauer mit Putzgliederung, wohl 1906/07.
Fachwerkbau mit Frackdach, ein Teil des Erdgeschosses in Blockbauweise, mit verbretterter Laube, 18./19. Jahrhundert; 1990–92 innerhalb des Ortes transferiert.
Kappl 2; Stationsweg; Dreibrunnen; Försterwiese; von Münchenreuth nach Waldsassen; Kappl; von Kappel nach Waldsassen; Kapellenäcker; Forellenteich; im Glasberg; Nähe Egerer Straße; Eichelgarten (Standort)
Zentralbau über dreipassförmigem Grundriss, drei Rundtürme mit eingezogenen Zwiebelhauben mit Laternen sowie Kegeldach mit drei Laternen als
zwiebelbekrönte Dachreiter, um den gesamten Baukörper niedriger Umgang mit Pultdach, von Georg Dientzenhofer im Auftrag des Klosters Waldsassen, 1685–89, 1880
vereinfachte Wiederherstellung des Dachstuhls und der Türme nach Brand; mit Ausstattung;
Eucharistie-Kapelle, verputzter Massivbau mit Zeltdach und Glockentürmchen, um 1790;
fünfzehn Rosenkranzstationen zwischen Waldsassen und Kappel, gemauerte Pfeiler, Verdachung mit griechischem Doppelkreuz, um 1698.
Wohnstallhaus eines Vierseithofes, zweigeschossiger, verputzter Massivbau mit Steildach, ausladendem Traufgesims und Dachreiter sowie profilierten, geohrten Granitfaschen, im Kern 16./17. Jahrhundert;
Kapelle, verputzter Massivbau mit Satteldach und geohrtem Granitportal, bezeichnet mit „1832“; mit Ausstattung;
Remisen- und Stallgebäude, Walmdachbau mit holzverschaltem Obergeschoss, im Erdgeschoss erhaltene Teile der ehemals offenen Ständerkonstruktion.
Gotische Chorturmanlage, Saalkirche mit eingezogenem, quadratischen Chor, Turm mit Achteckaufsatz, Zwiebelhaube und Laterne sowie östlich angebauter Sakristei, in der Barockzeit entscheidend verändert, 1689 geweiht; mit Ausstattung;
Friedhofskapelle, Walmdachbau mit zierlichem Dachreiter mit Laternenzwiebelhaube, bezeichnet mit „1795“; mit Ausstattung;
Wohnstallhaus und Mühle eines ehemaligen Vierseithofes
Eingeschossiger, verputzter Massivbau mit Satteldach, Giebel mit Gitterfachwerk und Umschrot, zweite Hälfte 18. Jahrhundert, der Wohnteil durch Zwerchhaus mit schlichter Putzgliederung erweitert, 19. Jahrhundert;
Teile der Mühleneinrichtung bezeichnet mit „1865“, im Untergeschoss.
Wohnstallhaus eines Vierseithofes mit einseitig abgeflachtem Satteldach
Das Erdgeschoss in verputzter Blockweise, mit hofseitig vorkragendem Fachwerkobergeschoss und hohem Umschrot, bezeichnet mit „1764“, straßenseitige Erweiterung zweite Hälfte 19. Jahrhundert.
Teil der Grenzsteinreihe der sogenannten "Preußensteine" der ehemaligen, von 1791 bis 1810 gültigen Landesgrenze zwischen Preußen und Pfalz-Bayern, zwischen Buchbrunnen (Tschechien) bis Haingrün mit ursprünglich ca. 200 Grenzsteinen des im Vertrag vom 30. Juni 1803 neu festgesetzten Grenzverlaufs erhalten, heute noch teilweise Regierungsbezirksgrenze, Steine bezeichnet mit „Pr.“ (= Preußen) und „P.B.“ (= Pfalz-Bayern) sowie mit fortlaufender Ordnungsnummer
(teilweise in den Gemeindegebieten von Konnersreuth, Pechbrunn, Arzberg, Marktredwitz und Schirnding)
In diesem Abschnitt sind Objekte aufgeführt, die früher einmal in der Denkmalliste eingetragen waren, jetzt aber nicht mehr. Objekte, die in anderem Zusammenhang also z. B. als Teil eines Baudenkmals weiter eingetragen sind, sollen hier nicht aufgeführt werden. Aktennummern in diesem Abschnitt sind ehemalige, jetzt nicht mehr gültige Aktennummern.
In diesem Abschnitt sind Objekte aufgeführt, die früher einmal in der Denkmalliste eingetragen waren, jetzt aber nicht mehr existieren, z. B. weil sie abgebrochen wurden. Aktennummern in diesem Abschnitt sind ehemalige, jetzt nicht mehr gültige Aktennummern.
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Literatur
Detlef Knipping, Gabriele Raßhofer: Landkreis Tirschenreuth (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. BandIII.45). Karl M. Lipp Verlag, Lindenberg im Allgäu 2000, ISBN 3-87490-579-9.
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