Liggeringen

Liggeringen
Wappen von Liggeringen
Koordinaten: 47° 46′ N, 9° 2′ OKoordinaten: 47° 46′ 29″ N, 9° 1′ 38″ O
Höhe: 555 m ü. NHN
Fläche: 10,79 km²
Einwohner: 1000 (2012)
Bevölkerungsdichte: 93 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Postleitzahl: 78315
Vorwahl: 07732

Das Dorf Liggeringen ist ein Stadtteil der baden-württembergischen Großen Kreisstadt Radolfzell am Bodensee im Landkreis Konstanz in Deutschland.

Geographie

Geographische Lage

Liggeringen liegt auf einer Höhe zwischen 540 und 570 m ü. NHN am Südhang des Bodanrücks und ist der höchstgelegene Ortsteil von Radolfzell. Er liegt rund fünf Kilometer nordöstlich von Radolfzell.

Gemarkung

Zur Gemarkung Liggeringen gehören das Dorf Liggeringen[1], sowie der „Hirtenhof“, Hof „Mühlsberg“ und Hof „Röhrnang“.

Geschichte

Liggeringen wurde 806 als Lütteringen erstmals erwähnt. Der Ortsname Liutegarninga, erstmals in einer unverfälschten Kaiserurkunde vom 28. November 946 erwähnt, lässt als Gründer einen Alemannen namens Liutger vermuten. 1939 wurden fünf merowingische Gräber bei Hof Röhrnang gefunden, die eine alemannische Gründung im 6./7. Jahrhundert nahelegen.[2]

Schon früh gehörte der Ort zum Kloster Reichenau, doch gab es bis 1135 die Herren bzw. die Maier von Liggeringen als Edelfreie. Das Niedergericht war teilweise an die Herren von Bodman verpfändet, die den Ort und die Vogtei ab dem 16. Jahrhundert endgültig besaßen. 1744 bis 1774 war der Ort vorübergehend an das Heilig-Geist-Spital Konstanz (heute: Spitalstiftung Konstanz) verpfändet. 1806 kam der Ort an Baden und wurde 1807 dem Bezirksamt Konstanz zugeordnet.

Zur Zeit des Nationalsozialismus war Liggeringen eine Hochburg der NSDAP. Bei der Reichstagswahl im Juli 1932 errangen die Nationalsozialisten einen Stimmenanteil von 66,1 % (Baden: 36,9 %,[3] Deutsches Reich: 37,3 %), gefolgt von der Zentrumspartei mit 25,1 %.[4]

Am 21. Juni 1943 war Liggeringen Schauplatz eines britischen Nachtbombardements. Die Royal Air Force flog an diesem Tag einen Angriff auf den Rüstungsbetrieb Luftschiffbau Zeppelin GmbH in Friedrichshafen. Einer der 60 gestarteten Bomber hatte durch ein Unwetter über Nordfrankreich den Anschluss an die anderen verloren und wich der massiven Luftabwehr vor Erreichen des Zieles nach Süden aus. Um sicher wieder landen zu können, entledigte er sich seiner Bombenlast über dem Dorf Liggeringen. Bilanz des Luftangriffs: Es gab acht Todesopfer und eine Reihe von Verletzten. Fast alle Häuser im Ort waren betroffen, 25 Häuser wurden komplett zerstört, 50 andere beschädigt. Noch Jahre nach dem Angriff standen sie als Trümmer im Dorf, andere Häuser wurden von Bautrupps aus Radolfzell wieder notdürftig repariert. Der Todesopfer wird weiterhin regelmäßig (Stand 2024) zum Jahrestag gedacht, auf dem Liggeringen Friedhof sind diese prominent im Eingangsbereich beigesetzt.[5][6][7][8][9]

Später war Liggeringen eine selbstständige Gemeinde im Landkreis Konstanz. Im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg wurde sie am 1. Januar 1974 nach Radolfzell eingemeindet.[10]

Einwohnerentwicklung

Hatte der Ort 1792 eine Einwohnerzahl von 361,[11] entwickelte sich im 19. Jahrhundert die Einwohnerzahl auf etwa 400 bis 500 Einwohner. Am 6. Juni 1961 waren es 546 und am 27. Mai 1970 624 Einwohner. Im Jahr 2012 waren es rund 1000 Einwohner.

Religion

In Liggeringen wurde 1360/1370 eine Pfarrei genannt. Heute gehört die katholische Gemeinde zum Dekanat Konstanz des Erzbistums Freiburg im Rahmen der „Seelsorgeeinheit St. Radolt Radolfzell“. Die Protestanten gehören zur Gemeinde Böhringen. Sie gehört zunächst zum Dekanat Konstanz der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Politik

Ortsvorsteher

Ortsvorsteher ist Hermann Leiz (Stand 2024).

Wappen

Das Wappen von Liggeringen zeigt sich von Rot und Silber geviert.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche St. Georg: Das Langhaus der Pfarrkirche St. Georg wurde 1905 in neuromanischem Stil errichtet und als Kapelle der Chor einer ursprünglich spätgotischen, 1711 bis 1717 barockisierten Kirche einbezogen.[12]
  • Torkel Liggeringen: Bei dem 1756/1757 errichteten Gebäude handelt es sich um einen der letzten von einstmals mehreren Hundert im Bodenseeraum errichteten Torkel zur Weinkelter.[12] Das Fachwerkgebäude mit den Abmessungen von 15,70 Meter Länge und 11,40 Meter Breite bei einer Wandhöhe von 5,50 Meter wurde 2010 saniert.[13]
  • Rathaus

Bildung, Wirtschaft und Infrastruktur

Bildung

In Liggeringen befindet sich ein Kindergarten und seit 1907 eine Grundschule.

Wirtschaft

Das Weingut Hans Rebholz hat seinen Sitz in Liggeringen (Rebfläche 4,5 ha).

Vereine

  • Förderverein der Grundschule Liggeringen e. V.
  • Musikverein Liggeringen 1880 e. V.
  • Narrenverein Moofanger Liggeringen e. V. mit dem Fanfarenzug Liggeringen
  • Sportverein Liggeringen e. V.
  • Verein zur Förderung des Musikvereins Liggeringen e. V.

Infrastruktur

Liggeringen ist Kreuzungspunkt der Landesstraße (L) 220, Kreisstraße (K) 6167 und der K 6100. Der Ort liegt am Bodensee-Radweg.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • 1899: Georg Braun

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben rsp. wirken

  • Paul Wehrle (* 1940), emeritierter Weihbischof im Bistum Freiburg, seit 2012 Subsidiar in Liggeringen
  • Jürgen Klöckler (* 1965), Stadtarchivar von Konstanz, lebt in Liggeringen
  • Internetseite des Ortes Liggeringen. In: radolfzell.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar);.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg. Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2.
  2. Jürgen Klöckler: Geschichtliches über Liggeringen. In: radolfzell.de. Abgerufen am 14. Mai 2024.
  3. Reichstagswahlen 1919-1933 - Wahlkreis Baden. In: wahlen-in-deutschland.de. Abgerufen am 14. Mai 2024.
  4. Reichstagswahl Juli 1932, Resultate@1@2Vorlage:Toter Link/193.197.29.120 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Raimund Hug-Biegelmann, Achim Fenner, Jürgen Klöckler: Der Luftangriff auf Liggeringen am 21. Juni 1943, Stadtarchiv Radolfzell, 1993.
  6. https://www.wochenblatt.net/fileadmin/Archiv/2013/HOE/2013_28_HOE.pdf
  7. Ingeborg Meier: Als die Weltkriegsbomber im Anflug auf Friedrichshafen waren. In: Südkurier vom 10. Oktober 2022
  8. Simon Wöhrle: Als ein Luftangriff das Dorf zum Trümmerfeld machte. In: Südkurier vom 22. Oktober 2022
  9. Jürgen Klöckler: Der Lancaster Master Bomber von Leonard Cain Slee. Neue Erkenntnisse zum britischen Luftangriff auf Liggeringen vom 21. Juni 1943, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 142. Jg. 2024, S. 259–274
  10. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 519 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  11. Philipp Ludwig Hermann Röder: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Schwaben. Ulm/Stettin 1792, S. 62.
  12. a b Liggeringen, Radolfzell am Bodensee, abgerufen am 17. August 2021.
  13. Torkel prägt das Ortsbild, Südkurier, 2. November 2010.

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