Der Naturschutzbund Deutschland hatte bereits 2006 die Ausweisung der Liebenauer Kiesgruben als Naturschutzgebiet beantragt. Dies wurde damals vom Landkreis Nienburg als zuständige untere Naturschutzbehörde aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt.
Seit Anfang 2012 lief ein Verfahren, das Gebiet als Naturschutzgebiet „Liebenauer Gruben“ auszuweisen.[1][2] Die Umsetzung war im Oktober 2012 vorgesehen[3] und am 19. Oktober vom Nienburger Kreistag beschlossen. Der Landkreis kam so seiner Verpflichtung nach, FFH-Gebiete auch national zu sichern. Die Verordnung über das Naturschutzgebiet trat am 20. Dezember 2012 in Kraft. Das Naturschutzgebiet trägt das Kennzeichen HA 221. Zuständige untere Naturschutzbehörde ist der Landkreis Nienburg.
Beschreibung
Das aus vier Kiesgruben bestehende Gelände liegt südwestlich von Nienburg/Weser links der Weser in einer Weserschleife in etwa zwischen Weser-km 260,0 und Weser-km 261,5. Es entstand ab 1969 durch den Nassabbau von Kies und erstreckt sich auf einer Fläche von rund 100 Hektar. Der Kiesabbau in diesem Gebiet wurde 2008 beendet und die Kiesgruben anschließend rekultiviert. Die Kiesgruben, die im Süden des Landschaftsschutzgebietes „Wesermarsch“ liegen, sind größtenteils Bestandteil des FFH-Gebietes „Teichfledermausgewässer im Raum Nienburg“.
Die Kiesgruben sind durch Verbindungskanäle untereinander und mit der Weser verbunden. Sie unterliegen so der Flussdynamik und werden bei Weserhochwasser regelmäßig überschwemmt.[4] An Teilen der Kiesgruben haben sich bereits wieder Auwaldgesellschaften angesiedelt. Eine vorher landwirtschaftlich genutzte Fläche wurde vom NABU Deutschland zu einem Hartholzauenwald aufgeforstet.
Die bis zu 10 Meter tiefen Kiesgruben wurden mit bei dem Ausbau der Weser für das Europaschiff angefallenem Material teilweise aufgefüllt,[4] so dass nur noch ein bis zwei Meter tiefe Wasserzonen und Flachwasserbereiche sowie zahlreiche flache Inseln entstanden. Die Flachwasserbereiche sowie Verlandungszonen sollen auch von Röhrichtzonen eingenommen werden. Zusätzlich wurde ein Brutfloß für Flussseeschwalben in einer der Kiesgruben verankert. Daneben wurden auf dem Gelände temporäre Stillgewässer als Lebensraum für Amphibien und Libellen angelegt. Zwischen den Kiesgruben sind Brachen und Grünlandbereiche zu finden. Auf höhergelegenen, trockenen Flächen wachsen Sandmagerrasen.
Die Liebenauer Kiesgruben liegen direkt an einer Alternativroute des Weserradweges. Für die Erlebbarmachung des Gebietes wurde Anfang 2013 ein Aussichtsturm errichtet.[5][6]
Literatur
Frauke Hennek: Natur aus zweiter Hand. In: Naturschutz heute, NABU, Sommer 2021, S. 28–29 (PDF, 1,7 MB).