Leutstetten war eine Gemeinde in Oberbayern, die im Jahr 1978 im Zuge der Gebietsreform in Bayern der Stadt Starnberg angegliedert wurde. Diese wurde nach dem kleinen Weiler benannt.
Das Gebiet der ehemaligen Gemeinde ist heute ein Stadtteil und eine Gemarkung von Starnberg. Neben dem Dorf Leutstetten gehört dazu das Dorf Einbettl (die beiden Dörfer sind mittlerweile baulich zusammengewachsen) sowie die vier kleineren Ortsteile Mühlthal, Petersbrunn, Schwaige und Wildmoos.
Leutstetten befindet sich etwa drei Kilometer nördlich von Starnberg und 20 Kilometer südlich von München, zwischen Starnberg und dem Würmtal. Das Ortszentrum von Starnberg ist mit dem Auto in circa zehn Minuten zu erreichen, das Zentrum von München über die Bundesautobahn 95 in circa 15 Minuten. Die nächstgelegene S-Bahn-Haltestelle ist der Bahnhof Starnberg-Nord in etwa drei Kilometer Entfernung.
Auf der Gemarkung von Leutstetten befinden sich Reste einer Villa rustica, eines römischen Gutshofes aus dem 2. Jahrhundert.
Die erste urkundliche Erwähnung geht auf die Zeit um 800 zurück. Leutstetten ist damit wesentlich älter als Starnberg selbst, welches erst 1226 urkundlich erwähnt wird. Leutstetten wird als Luicilstat (bedeutet so viel wie „kleine Wohnstätte“) zum ersten Mal in einer Schenkungsurkunde der Äbtissin Kysilla vom Kloster Notre Dame in Soissons genannt.
Das Schloss Leutstetten ist erst seit 1875 im Besitz der Wittelsbacher: Prinz Ludwig von Bayern, also der spätere König Ludwig III. erwarb es am 20. Januar 1875 von Baron von Walden. Auch die Prinzessin Elisabeth, die spätere Kaiserin von Österreich (Sissi), weilte vor ihrer Hochzeit am 24. April 1845 mit Kaiser Franz Joseph I. einige Male im Schloss Leutstetten. Die Verlobung der beiden fand allerdings nicht – wie in der Literatur gelegentlich behauptet – in Leutstetten statt, sondern in der Kaiservilla in Bad Ischl.
Die Schlossgaststätte Leutstetten (im Eigentum von Luitpold Prinz von Bayern) ist vor allem im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel bei Fahrradfahrern und Wanderern auf ihrem Weg von München zum Starnberger See. Einige Meter entfernt befindet sich die kleine Kirche St. Alto, erbaut im romanischen Stil. Sehenswert in St. Alto ist der „Pfingstaltar“, gefertigt von einem alten Meister gegen Ende des 15. Jahrhunderts (Erasmus Grasser oder Schüler). In Volkskundlerkreisen ist die Holztafel von 1643, die drei heiligen Schwestern gewidmet ist, berühmt, da sie die heidnischen Namen der drei Bethen nennt: Ainpet, Gberpet, Firpet.[2]
Etwas südlich der Kirche liegt das Schloss Leutstetten. Eine Besichtigung der Schlossanlage und des Parks ist jedoch nicht möglich. Schräg gegenüber auf der Straße nach Wangen liegt der sogenannte Samerhof, ein zweigeschossiger denkmalgeschützter Satteldachbau der im Jahr 1908 durch den bekannten Münchner Architekten Emanuel von Seidl ausgebaut und erweitert wurde.[3]
Auf dem bekannten Radweg von München–Maxhof durch den Forstenrieder Park zum Starnberger See gelangt man nach Leutstetten und schließlich östlich des Leutstettener Mooses zu den Überresten eines römischen Gutshofes, der Villa rustica von Leutstetten(⊙48.018611.3705).
Literatur
Günter Baumann: Leutstetten – Die aufregende Geschichte eines „königlich-bayerischen Dorfes“, Verlagsgemeinschaft Anarche 1989
Stadtverwaltung Starnberg (Hrsg.): Rundflug über Starnberg, Buchendorfer Verlag, München 1983.
↑Astrid Becker: Die heiligen Schwestern von Sankt Alto Artikel in der Starnberger Lokalausgabe der Süddeutschen Zeitung, Online-Version vom 21. Dezember 2017, abgerufen am 27. Dezember 2017.