Bendavid war der Sohn des David Lazarus und seiner Ehefrau Chawa, Tochter des Berliner Samtfabrikanten David Hirsch. Nach erfolgreichem Besuch der Berliner Talmudschule begann Bendavid an der Universität Halle Mathematik und Philosophie zu studieren. Später wechselte er an die Universität Göttingen. Als er dort als Hauslehrer tätig war, machte er u. a. die Bekanntschaft mit Georg Christoph Lichtenberg.
Nach Abschluss seines Studiums wirkte Bendavid als Privatdozent. Als solcher ging er Ende 1791 an die Universität Wien und lehrte dort sechs Jahre lang Philosophie. Dabei versuchte er, Immanuel Kants Ideen zu popularisieren.
1797 kehrte er wieder nach Berlin zurück. Seit dieser Zeit schrieb er für verschiedene Zeitschriften und Zeitungen. Anlässlich eines Wettbewerbs prämierte die Akademie der Wissenschaften in Berlin Bendavids Arbeit Über den Ursprung unserer Erkenntnis 1801 mit dem ersten Preis. Ab 1802 engagierte ihn die Haude- und Spenersche Zeitung als politischen Redakteur.
Ab 1806 berief man Bendavid zum Direktor der jüdischen Freischule von Berlin. Dieses Amt hatte er bis 1826 inne. Die Umstrukturierung der Schule in diesem Jahr nahm Bendavid zum Anlass, sein Amt niederzulegen und in Pension zu gehen.
Die Schlussformel seiner Vorträge lautete:
„daß der Tag kommen wird, an dem wir gewiß nicht vernachlässigten Geisteskräfte des Juden zu seiner Besserung, zum Nutzen des Staates und seiner Mitbürger gereichen, und Ein Gott und nur Ein Name der Gottheit wird ausgerufen werden. Bis dahin sey man tolerant […]“
– Lazarus Bendavid: Über die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in Preußen
Ziele und Motive der Reformzeit (1787-1812) Marion Schulte· 2013[1]
Lazarus Bendavid starb 1832 im Alter von 69 Jahren in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Schönhauser Allee. Das Grab ist nicht erhalten.[2]
Schriften
Über die Parallellinien, 1786
Versuch einer logischen Auseinandersetzung des mathematischen Unendlichen, 1789 (Digitalisat)
Etwas zur Charakteristik der Juden, 1793
Versuch über das Vergnügen, 1794
Vorlesungen über die Critik der reinen Vernunft, 1794
Vorlesungen über die Critik der practischen Vernunft, 1796 (Digitalisat)
Vorlesungen über die Critik der Urtheilskraft, 1796
Beyträge zur Kritik des Geschmacks, 1797
Vorlesungen über Die Metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft, 1798 (Digitalisat)
Dominique Bourel: Lazarus Bendavid und die Akademie zu Berlin. In: Europäische Sozietätsbewegung und demokratische Tradition. 1996, S. 1454–1462
Dominique Bourel: Lazarus Bendavids Bildungsweg und seine Tätigkeit als Direktor der jüdischen Freischule. In: Jüdische Erziehung und aufklärerische Schulreform. 2002, S. 359–367
Armin Erlinghagen: Zur Situation der Philosophie in Deutschland um 1800. Kritische und kommentierte Ausgabe eines unveröffentlichten Briefs von Lazarus Bendavid, in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 64 (2012), H. 2, S. 152–175.
Harald Lordick; Beata Mache: „Großartig urbane Bildung“. Der Aufklärer Lazarus Bendavid. In: Kalonymos. 15, Nr. 3, 2012, S. 6–10 (Online).
Harald Lordick: Porträt eines Typografen. Eine aufschlussreiche Quelle zu Lazarus Bendavid und Moses Samuel Lowe. In: Kalonymos. 16, Nr. 2, 2013, S. 7–11 (Online).