Das Haus wurde 1904/05 von Zimmermeister Wilhelm Köstner erbaut. Bauleiter war Ernst Stephan. 1905 erwarb der Stuckateurmeister Theodor Schäfer das Gebäude.[2] Das Haus ist ein viergeschossiger Bau mit Einfluss aus dem Jugendstil. Die Fassadenarchitektur ist typisch für den Mietwohnungsbau in Arbeitervierteln. Das Haus war ursprünglich ein Zweispänner. Auf einer Etage wohnten jeweils zwei Familien und ein Junggeselle als Kostgänger. Insgesamt bietet die Braunschweiger Straße ein geschlossenes Bild für die Mietsbebauung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert.[2]
Entstehung des soziokulturellen Zentrums
Gerhard Breidenstein, Pfarrer der Evangelischen Studentengemeinde (ESG), erwarb 1977 das Haus, um der Arbeiterselbsthilfe Dortmund (ASD), einer Abspaltung der Dortmunder Selbsthilfe, Wohn- und Arbeitsräume zur Verfügung zu stellen.[3] Nachdem die ASD sich 1979 aufgelöst hatte, wollte Breidenstein das Haus wieder verkaufen, stellte es dann aber einer Gruppe Aktiver zur Verfügung, die darin ein selbstverwaltetes „linkes Zentrum“ für Dortmund einrichten wollten. Anfang 1979 wurde der gemeinnützige Verein Langer August – Verein zur Förderung der politischen Bildung und kulturellen Freizeitarbeit gegründet. Breidenstein blieb vorerst Hauseigentümer, die nutzenden Gruppen verwalteten das Haus aber selbst und trugen die Kosten (Darlehenszinsen und -tilgungen, Steuern und Gebühren). Mitte November 1979 eröffnete das nun auch Langer August genannte Haus offiziell mit einem Bierfest. Der Name erinnert an den Dortmunder Widerstandskämpfer und KommunistenKurt Schmidt, der in der Nähe gewohnt hatte und von seinen Freunden aufgrund seiner Körpergröße „Langer August“ genannt wurde.
Seit 1983 ist Deutschlands ältestes Lesben- und Schwulenzentrum, das 1972 gegründete Kommunikationscentrum Ruhr (KCR), in einem Gebäude im Hinterhof angesiedelt. 1988 erwarb der Verein das Haus. 1991 wurden die Räumlichkeiten der DFG/VK durchsucht. Ihr wurde vorgeworfen, am Hauptbahnhof ein Flugblatt verteilt zu haben, in dem Soldaten im Falle ihrer Einziehung zum Golfkrieg zur Desertion aufgefordert wurden. Ende 1997 bezog der Wissenschaftsladen Dortmund mit seinem Internetprojekt FREE die dritte Etage.[6] Seit 2005 nutzte der HackerspaceChaostreff Dortmund (CTDO) einen Raum im Hinterhof. 2008 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Der Chaostreff Dortmund zog 2010 vom Raum im Hinterhof in die zweite Etage des Hauses. 2012 erweiterte der Chaostreff seine Räumlichkeiten und nutzt seitdem die gesamte zweite Etage mit fünf Räumen.
Im Langen August ansässig sind u. a. der Wissenschaftsladen Dortmund, das Internetprojekt FREE, die Ortsgruppe Dortmund und der Landesverband der DFG/VK, der Hackerspace Chaostreff Dortmund und zwei Archive. Im Erdgeschoss befindet sich ein Café und unter dem Dach ein Seminarraum.[13][14] Das Kommunikationscentrum Ruhr (KCR) befindet sich im Hinterhof.[15]
↑Mitglieds-Zentren in Dortmund. Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultureller Zentren NW, archiviert vom Original am 12. Februar 2015; abgerufen am 15. April 2020.
↑ abSvenja Schrickel: Anlage zur Denkmalliste. Objekt Braunschweiger Straße 22 44145 Dortmund. Hrsg.: Stadt Dortmund. 25. August 2008.
↑Wir sind umgezogen. In: Klüngelkerl. Dortmunder Volksblatt. Juni 1978.
↑Gerhard Breidenstein: An alle Gruppen im „Langen August“ sowie an alle Spender. 2. September 1982 (im Archiv des Langen Augusts).
↑Quelques documents internes d’INGEROP. Attaque – Chronique de la guerre sociale en France, archiviert vom Original am 6. Juli 2018; abgerufen am 6. Juli 2018 (französisch, enthält die meisten Dokumente, wegen derer die Hausdurchsuchung erfolgte).