Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW

Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW (LAFP NRW)

Staatliche Ebene Land
Stellung Landesoberbehörde
Aufsichtsbehörde Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen
Gründung 1. Juli 2007
Hauptsitz Selm, Nordrhein-Westfalen
Behördenleitung Christine Frücht, ab dem 29.05.2024 Polizeipräsidentin in Bochum
Bedienstete ca. 1.600
Netzauftritt lafp.polizei.nrw

Das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen (kurz LAFP NRW) ist eine der drei Landesoberbehörden der Polizei Nordrhein-Westfalen, neben dem Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) und dem Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW). Das LAFP NRW ist der zentrale Bildungsdienstleister der Polizei NRW, mit Standorten in ganz Nordrhein-Westfalen. Darüber hinaus übt das LAFP NRW Aufsichtsaufgaben über die Kreispolizeibehörden (KPB) aus und hat eine aufsichtsunterstützende Funktion für das Ministerium des Innern des Landes NRW (IM NRW).

Geschichte

Standort Selm-Bork

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ab 1951 auf Basis eines Verwaltungsabkommens mit dem Bund auch Nordrhein-Westfalen mit der Errichtung von Bereitschaftspolizeieinheiten. Am 26. November 1951 marschierte die neu gegliederte 1. Hundertschaft von Münster nach Selm-Bork. Hier bezog sie die noch intakten Gebäude der ehemaligen Luftwaffenmunitionshauptanstalt Bork, die von 1936 bis 1939 errichtet worden war. 1952 folgen die 2., 3. und die 4. Hundertschaft. Im Laufe der 1950er Jahre wurden weitere Wirtschaftsgebäude errichtet.

1969 wurde die Liegenschaft in Selm-Bork zur Direktion der Bereitschaftspolizei NRW (BPD), mit der Folge, dass ihr sämtliche Abteilungen der Bereitschaftspolizei des Landes NRW unterstellt wurden. In den 1970er Jahren wurden moderne Unterkünfte mit 1197 Unterbringungsmöglichkeiten, eine Dreifachsporthalle, eine Schwimmhalle, eine Mensa und ein Heizkraftwerk neu errichtet.

1975 wurde der Werbe- und Auswahldienst der Direktion der Bereitschaftspolizei in Bork unterstellt.

1981 wurde die Film- und Bildstelle von der Bereitschaftspolizei-Abteilung Essen zur Direktion der Bereitschaftspolizei in Bork verlegt.

In den 1990er Jahren wurde die Bereitschaftspolizei in Nordrhein-Westfalen abermals neu organisiert. Die Bereitschaftspolizei verließ den Standort Selm und wurde den Kreispolizeibehörden angegliedert. Die neu gegründete Direktion für Ausbildung der Polizei NRW (PAD) übernahm die Leitungsaufgaben der polizeilichen Ausbildung, das Polizeiausbildungsinstitut Selm (PAI) die Ausbildung in Selm-Bork.

Am 11. September 2003 wurden die bisherigen Polizeieinrichtungen PAI Selm, PAI Schloß Holte-Stukenbrock, PAI Brühl und Linnich, die Polizeifortbildungsinstitute (PFI) Münster, PFI Neuss sowie die Landespolizeischule für Diensthundführer im neu errichteten Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW (IAF NRW) zusammengeführt. Damit verloren die bisherigen einzelnen Standorte ihre Eigenständigkeit. Seitdem hat die Leitung der neu strukturierten Behörde ihren Hauptsitz am Standort in Selm-Bork.

Am 1. Juli 2007 wurde das IAF NRW in die neu geschaffene Landesoberbehörde Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW überführt.[1]

Bildungszentrum „Carl Severing“ Münster

1919 errichtete ein Organisationsstab der rheinisch-westfälischen Sicherheitswehr fünf Polizeischulen in ehemaligen Kriegsgefangenenlagern in Münster und Ostwestfalen: zwei im Lager Haus Spital bei Münster-Nienberge, zwei im sog. Rennbahnlager in der Nähe Hammer Straße in Münster und eine im Sennelager nördlich von Paderborn.

Am 20. November 1920 wurde per Erlass des preußischen Innenministers Carl Severing die Polizeischule Münster im Rennbahnlager gegründet, und zwar mit Zuständigkeit für die Schutzpolizei der Provinz Westfalen und den Regierungsbezirk Düsseldorf. Nach einem Großfeuer im Rennbahnlager Ende Februar 1921 bezog die Schule ein Ausweichquartier im Haus Spital, am 18. Mai 1922 schließlich die neue Unterkunft in der Grevener Str. 69–71. Eine Nebenstelle wurde von 1923 bis 1925 in Höxter eingerichtet.

1926 erhielt Bonn eine Polizeischule für die Rheinprovinz. Die Polizeischule Münster bekam jetzt die offizielle Bezeichnung Staatliche Polizeischule Münster.[2] Sie belegte ab 1928 einen Teil, ab 1930 die gesamte Aegidiikaserne. Im April 1934 wurde sie als Landespolizeischule der Landespolizei zugeordnet, im Oktober 1934 als Landespolizeiabteilung Teil der Polizeigruppe Dortmund.

Am 9. April 1935 wurde sie in das Generalkommando der Wehrmacht übernommen, so dass am Standort Münster keine Polizeischule mehr existierte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lief in der neu gegründeten Zentral-Polizeischule für die britische Zone in Hiltrup (heute: Deutsche Hochschule der Polizei) der 1. Polizei-Fachlehrer-Überprüfungslehrgang für etwa 30 Polizeibeamte. Der Leiter dieser Polizeischule erhielt den Auftrag zur Gründung einer Polizeischule im Haus Spital. Am 5. September 1945 fand im Beisein von Vertretern der alliierten Militärregierung die offizielle Eröffnung der Polizeischule statt. Sie erhielt Bekanntheit unter dem Namen Regional-Polizeischule-Münster.[3]

Mit dem 1. Januar 1947 wurde die deutsche Polizei der britischen Oberhoheit entzogen. Sie unterstand von nun an den deutschen Stellen, glich in ihrer Organisation aber weiterhin dem englischen Vorbild. Die damals in Münster, Düsseldorf, Bonn und Wuppertal bestehenden Polizeischulen unterstanden als nunmehrige Landes-Polizeischulen unmittelbar dem neu gebildeten Land Nordrhein-Westfalen.[4] Am 15. Februar 1947 erhielt die Regional-Polizeischule Münster die Bezeichnung Landes-Polizeischule Münster (LPS).[5]

Am 5. April 1949 begann auf dem Gelände der ehemaligen Schlieffen-Kaserne an der Weseler Straße der Schulbetrieb und am 26. April 1945 wurde sie als Landespolizeischule Carl Severing in Gegenwart des Namensgebers eröffnet. Sie existierte bis zum 31. Oktober 1974, in den letzten fünf Jahren parallel zur Höheren Landespolizeischule Nordrhein-Westfalen, die am 1. Oktober 1969 auf dem gleichen Gelände ihren Betrieb aufnahm.

Nach dem Auslaufen der Landespolizeischule und der Übernahme all ihrer Gebäude wurde sie ab dem 1. Januar 1975 zur Höheren Landespolizeischule „Carl Severing“ (HLPS), die von 1985 bis 2003 eine Fortbildungsstätte in Essen als Außenstelle Schloß Schellenberg betrieb.

Ab 15. März 1996 erfolgte die Umbenennung in Polizeifortbildungsinstitut „Carl Severing“ Münster (PFI „CS“ Münster) mit Standorten in Essen-Schellenberg, Selm-Bork, Hemer, Linnich und Teveren.

Am 11. September 2003 wurde es als Bildungszentrum „Carl Severing“ Münster in das neu gegründete Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei NRW (IAF NRW), 2007 in das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung, Personalangelegenheiten der Polizei Nordrhein-Westfalen (LAFP NRW), überführt.

Bildungszentrum "Erich Klausener" Schloß Holte-Stukenbrock

Das Bildungszentrum „Erich Klausener“ befindet sich in Ostwestfalen und liegt in der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock. Die Liegenschaft wird seit Mitte der 60er Jahre für polizeiliche Zwecke genutzt.

Zuvor befanden sich auf dem Gelände von 1941–1945 das Kriegsgefangenenlager STALAG 326 der deutschen Wehrmacht; von 1946–1947 das Internierungslager Eselheide für deutsche Kriegsgefangene und von 1948–1970 das Sozialwerk Stukenbrock zur Aufnahme von deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten.

Ein Teil der Gebäude aus diesen Zeiten bestehen heute noch und stehen unter Denkmalschutz.

Seit der Mitte der 60er Jahre wird das Gelände durch die Polizei NRW genutzt.

Im Bildungszentrum „Erich Klausener“ befinden sich heute verschiedene Einrichtungen zur Aus- und Fortbildung der Polizei NRW.

Unter anderem werden fachpraktische Ausbildungsinhalte für Kommissaranwärterinnen und -anwärter des gehobenen Polizeivollzugsdienstes durchgeführt.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich des Diensthundwesens.

Die Diensthundführer des Landes NRW erhalten hier durch zahlreiche Einführungs- und Anpassungsfortbildungen eine umfassende Qualifizierung. Zudem wird vor Ort der eigene Nachwuchs an Diensthunden gezüchtet.

Behördenleiter

  1. Dieter Schmidt (2007–2015)
  2. Michael Frücht (2015–2021)[6]
  3. Christine Frücht (2022–Mai 2024)[7]

Standorte und Liegenschaften

LAFP NRW – Liegenschaft Selm

Das LAFP NRW hat seinen Hauptsitz in Selm, darüber hinaus gibt es Liegenschaften und Standorte in Brühl, Neuss, Schloß Holte-Stukenbrock und Münster.

Ort Bezeichnung
Selm-Bork LAFP NRW Selm
Brühl Bildungszentrum Brühl
Neuss Bildungszentrum Neuss
Schloß Holte-Stukenbrock Bildungszentrum „Erich Klausener“ Schloß Holte-Stukenbrock
Münster Bildungszentrum „Carl Severing“ Münster
Hemer Trainingszentrum Hemer
Hagen Standort Hagen (Landespolizeiorchester NRW)
Everswinkel Trainingszentrum Everswinkel
Teveren Trainingszentrum Teveren
Mönchengladbach Trainingszentrum Rheindahlen

Für das Fahrsicherheitstraining unterhält das LAFP NRW Trainingszentren in Everswinkel und Teveren.

Angrenzend an die Liegenschaft am Hauptsitz in Selm, hat das LAFP NRW, auf dem ehemaligen Gelände des von der Bundeswehr aufgegebenen Gerätedepots Selm-Bork, ein Trainingszentrum eingerichtet, auf dem Übungen der Aus- und Fortbildung stattfinden.

Aufgaben

Das LAFP NRW hat vielfältige Aufgaben[8], insbesondere

Die Polizei NRW unterhält als einzige deutsche Landespolizei eine eigene Diensthundzucht beim LAFP NRW in der Liegenschaft in Schloß Holte-Stukenbrock. Hier sind auch die speziellen Spürhunde (Leichenspürhunde, Brandmittelspürhunde, Mantrailinghunde) der Polizei NRW zentral untergebracht, welche die einzigen operativen Kräfte des LAFP NRW darstellen.

Auch das Landespolizeiorchester NRW ist dem LAFP NRW zugeordnet.

Organisation

Leitungsstab

  • Sachgebiet Leitungsstab 1: Führung und Steuerung, zentrale Poststeuerung, Grundsatzangelegenheiten, Behördenstrategie und -controlling
  • Sachgebiet Leitungsstab 2: Organisationsentwicklung, Behördenstrategie und -controlling, E-Government, Innenrevision, Geheimschutz, Projektmanagement, Prozessmanagement, Gremien, Notfallmanagement
  • Sachgebiet Leitungsstab 3: Presse- und (landeszentrale) Öffentlichkeitsarbeit, landeszentrales Genehmigungsverfahren Medien, Online-Kommunikation
  • Sachgebiet Leitungsstab 4: Landespolizeiorchester NRW

Abteilung 1 – Fachbereich Fortbildung Gefahrenabwehr / Einsatz

  • Dezernat 11: Einsatzbewältigung im täglichen Dienst
  • Dezernat 12: Einsatzbewältigung in besonderen Lagen
  • Dezernat 13: Auslandsverwendungen
  • Dezernat 14: Diensthundwesen

Abteilung 2 – Fachbereich Fortbildung Kriminalität / Verkehr

  • Dezernat 21: Kriminalfachliche Einführungsfortbildung
  • Dezernat 22: Kriminalfachliche Spezialfortbildung / Wissenschaftliche und operative Unterstützung
  • Dezernat 23: Cybercrime / Kriminaltechnische Querschnittsaufgaben
  • Dezernat 24: Verkehrsunfallaufnahme und Verkehrsunfallbearbeitung
  • Dezernat 25: Verkehrsunfallprävention/Opferschutz und Verkehrsüberwachung

Abteilung 3 – Fachbereich Fortbildung Führung/Management/Technik, Gesundheitsmanagement und Psychosoziale Unterstützung

  • Dezernat 31: Führung und Zusammenarbeit, Fortbildung für Führungskräfte
  • Dezernat 32: Recht, Verwaltungsangelegenheiten und Management
  • Dezernat 33: Ratsausbildung
  • Dezernat 34: Konfliktmanagement, Werteorientierung, IKK, BGMPol und PSU
  • Dezernat 35: Digitale Kompetenzen, Informations- und Kommunikationstechnik

Abteilung 4 – Ausbildung und Koordinierung Bachelor

  • Dezernat 41: Ausbildung Selm
  • Dezernat 42: Ausbildung Brühl
  • Dezernat 43: Ausbildung Schloß Holte-Stukenbrock

Abteilung 5 – Landeszentrale Personalangelegenheiten, Grundsatzangelegenheiten Fortbildung

  • Dezernat 51: Allg. Personalangelegenheiten, Zentralstelle Regierungsbeschäftigte im Polizeidienst (Z RBP), Beschwerdemanagement, Disziplinarrecht, Polizeiärztlicher Dienst, Personalangelegenheiten LG 2.2, landesweite Beurteilungsangelegenheiten
  • Dezernat 52: Fachaufsicht Fortbildung, Audits, Landesweites Bildungs- und Medienmanagement
  • Dezernat 53: Landeszentrale Personalwerbung und -auswahl

Zentralabteilung

  • Dezernat ZA 1: Haushalts- und Wirtschaftsangelegenheiten, Vergabestelle, Schadenangelegenheiten, wirtschaftliche Angelegenheiten, Behördliches Gesundheitsmanagement
  • Dezernat ZA 2: Interne Personalangelegenheiten, interne Fortbildung
  • Dezernat ZA 3: Bau- und Liegenschaftsangelegenheiten, Veranstaltungsmanagement, IuK-Technik, Kfz-, Waffen- und Geräteangelegenheiten, Verpflegungsangelegenheiten

Einzelnachweise

  1. LAFP NRW vom Gestern zum Heute - Eine Chronik der Jahrzehnte / 2. Auflage Januar 2008
  2. Landes-Polizeischule „Carl Severing“ Münster (Hrsg.): Die Geschichte der Polizeischule Münster (Westf.) 1920–1960. E. Sommer-Verlag, Ahlen 1961, S. 51.
  3. Landes-Polizeischule „Carl Severing“ Münster (Hrsg.): Die Geschichte der Polizeischule Münster (Westf.) 1920–1960. E. Sommer-Verlag, Ahlen 1961, S. 92.
  4. Landes-Polizeischule „Carl Severing“ Münster (Hrsg.): Die Geschichte der Polizeischule Münster (Westf.) 1920–1960. E. Sommer-Verlag, Ahlen 1961, S. 102.
  5. Landes-Polizeischule „Carl Severing“ Münster (Hrsg.): Die Geschichte der Polizeischule Münster (Westf.) 1920–1960. E. Sommer-Verlag, Ahlen 1961, S. 105.
  6. Presse und Mediathek MIK NRW (Memento des Originals vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mik.nrw.de
  7. Christine Frücht wird Polizeipräsidentin in Bochum | Land.NRW. Abgerufen am 29. Juli 2024.
  8. Internetauftritt Polizei NRW http://www.polizei.nrw.de/lafp/artikel__9122.html
  9. Bewerbungsportal Polizei NRW https://www.polizeibewerbung.nrw.de/

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