Dieser Artikel behandelt das Lübecker Patriziergeschlecht; zum namensgleichen braunschweigische Adelsgeschlecht siehe Lüneburg (Adelsgeschlecht).
Lüneburg ist der Name eines ursprünglich aus der Hansestadt Lüneburg stammenden Geschlechts, das im Lübecker Patriziat aufstieg, in dieser Stadt aus der exklusiven Zirkelgesellschaft heraus über Generationen Ratsherren und Bürgermeister stellte und im 18. Jahrhundert im Mannesstamm erloschen ist.
Als Stammvater der Familie gilt der 1461 verstorbene Bürgermeister Johann Lüneburg. Sein Grab befindet sich im Unterchor der Katharinenkirche. Die Grabplatte aus Messing ist eine flämische Arbeit und gehört als solche zu den herausragenden und sehenswerten Stücken ihrer Art in Lübeck. Die Umschriften der Grabplatte und die Inschriften im Stein führen auch die weiteren hier bis 1498 beerdigten Mitglieder der Familie Lüneburg auf.[1]
Danach beerdigte die Familie in der Jakobikirche. Epitaphien befanden sich sowohl in der Jakobikirche wie auch in der Marienkirche. Sie haben sich nicht erhalten.
Joachim und Hieronymus Lüneburg gehörten 1580 zu den Erneuerern der während der Reformationszeit eingegangenen Zirkelgesellschaft als Zusammenschluss alteingesessener Familien des Lübecker Patriziats. 1641 gehören die Lüneburgs zu den Familien in der Zirkelgesellschaft, deren Adel durch den Kaiser bestätigt wird.
Letzter des Geschlechts in Lübeck war der Bürgermeister Anton von Lüneburg, der nach seinem Tode 1741 im Lübecker Dom beerdigt wurde.[2] Sein dortiges barockes Epitaph enthielt die lateinische Inschrift:
„IV et quod excurrit secula Lubecae floruit et quinque consules, bis quinque vero senatores numeravit.“
Von 1393 bis Anfang des 16. Jahrhunderts besaß die Familie den Lüneburger Hof in der oberen Beckergrube (heutige Hausnr. 10, an dieser Stelle befindet sich heute das Theater Lübeck).[4]Johann Lüneburg († 1474) gehörte auch das Gut Paddelügge. Im August 1463 verkaufte er zusammen mit seinem Bruder Bertram die Lachswehr an die Stadt Lübeck.
Johann Lüneburg († 1529) wurde auch als „Hans Luneborch Caterinen Sone achter S. Jacob“ bezeichnet. Der Namenszusatz lässt den Rückschluss auf seinen Wohnsitz hinter der Jakobikirche also in der Königstraße zu; aufgrund des derzeitigen Standes der Lübecker Hausforschung wird er im Haus Königstraße 5 gewohnt haben, also zwischen Berthold Kerkring und Nikolaus Broemse.[5] Die heute dokumentierten Malereien im Hause aus dieser Zeit dürften daher auf Johann Lüneburg als Auftraggeber zurückgehen.[6]
Im 17. und 18. Jahrhundert waren die Lübschen Güter Groß Steinrade, Roggenhorst, Krempelsdorf, Moisling, Niendorf und Reecke, Mori und Eckhorst im Besitz der Familie.
Wappen
In Blau drei goldene Schachtürme (2, 1). Auf dem Helm ein blaugekleideter Mannesrumpf mit blau-silberner abfliegender Kopfbinde. Die Helmdecken sind blau und gold.[7] Das Wappen von Hieronymus Lüneburg mit drei zinnenbewehrten Türmen befindet sich an der Großen Orgel der Jakobikirche, wo dieser zum Zeitpunkt der Erneuerung der Orgel 1575 einer der drei Kirchenvorsteher war. In der gleichen Kirche befindet sich im Norderschiff das Wappen eines nicht ratssässigen Mitglieds der Familie mit blauem Schild und silbernen Türmen. Die ratssässigen Familienmitglieder führten hingegen goldene Türme.[8]
Wappenvariante der ratssässigen Familienmitglieder
Wappenvariante der nicht ratssässigen Familienmitglieder
Siegel des Bürgermeisters Alexander Lüneburg (1302)
Alexander Lüneburg (1560–1627)
Anton von Lüneburg (1678–1744)
Literatur
Georg Wilhelm Dittmer: Genealogische und biographische Nachrichten über Lückeckische Familien aus älterer Zeit, Lübeck 1859, S. 56ff. (Digitalisat)
Johannes Baltzer, Friedrich Bruns: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Freien und Hansestadt Lübeck. Herausgegeben von der Baubehörde. Band III: Kirche zu Alt-Lübeck. Dom. Jakobikirche. Ägidienkirche. Verlag von Bernhard Nöhring, Lübeck 1920. Unveränderter Nachdruck 2001: ISBN 3-89557-167-9
Max Hoffmann: Die Lübecker Patrizierfamilie Lüneburg, in: Mitteilungen des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 12 (1905–1906), S. 131–144.
Carl Friedrich Wehrmann: Das Lübeckische Patriziat. In: Zeitschrift des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde 5 (1888), S. 293–392
↑Vollständiger Text mit Erläuterung und Übersetzung bei: Adolf Clasen: Verkannte Schätze – Lübecks lateinische Inschriften im Original und auf Deutsch. Lübeck 2002, S. 176 ff. ISBN 3-7950-0475-6
↑Nach Bau- und Architekturgeschichte, Stadtentwicklung in Lübeck (Datenbank BASt) wurde seine zweite Frau Anneke = Anna geb. Kortsack 1531 Eigentümerin, ihr gemeinsamer Sohn der Bürgermeister Hieronymus/Jeronymus Lüneburg 1564 Eigentümer; von letzterem bestätigt Fehling, er habe das Haus seines Vaters bewohnt.
↑Nach J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch. Teil III, 3: Der Adel der Freien Städte Hamburg, Bremen und Lübeck. Nürnberg: Bauer und Raspe 1871, S. 14; Abb. auf Tafel 13.
↑BuK III, S. 337, Fußnote 6 unter Hinweis auf Jacob von Melle: Noticia majorum. Leipzig 1707, S. 84 (Anm.)
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