Es liegt am Ostrand von Schlehdorf am nördlichen Rand der Bayerischen Alpen und in unmittelbarer Nähe des Kochelsees. Das auf dem Areal befindliche Klostergebäude mit Gästehaus und Klosterladen wurde 2020 von der Ordensgemeinschaft veräußert. Der Verkauf betraf nicht die Klosterkirche und die Realschule der Diözese München und Freising.[1]
Das St. Dionysius und später St. Tertulin geweihte Kloster wurde 763/772 durch die Huosi, ein in der Region ansässiges Adelsgeschlecht, gegründet. Es gilt als Nachfolgekloster von Scharnitz, das vermutlich zwischen 769 und 772 abgebrannt ist. Erster Abt ist Arbeo, der spätere Abt von Freising, sein Nachfolger war Atto von Freising, ebenfalls den Huosi zugehörig.[2] Daraus wurde geschlossen, dass dieses Kloster quasi als „Hauskloster“ der Huosi gedacht war. Der Huosi Gaio, Sohn des Poapos, schenkte 799 seinen Besitz im Inntal im pagus Poapintal sowie in Langenpettenbach an das Kloster Schlehdorf.[3]
Bis ins 10. Jahrhundert war es ein Benediktinerkloster, dann ein Kollegiatstift, und zwar ab 1140 ein Augustiner-Chorherrenstift. Von 1717 bis 1725 wurde das Kloster zu einer barocken, dreigeschossigen Dreiflügelanlage erweitert und umgebaut. Die zwischen 1773 und 1780 erbaute Stiftskirche wird dem Münchner Baumeister Balthasar Trischberger zugeschrieben.
1803 wurde das Kloster Schlehdorf im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Die Klostergebäude wurden verkauft.
Die Hofstelle der Dominikanerinnen am Kloster wurde Ende 2020 an die Öko-Genossenschaft Klostergut Schlehdorf e.G. verkauft.[4] Die landwirtschaftlichen Flächen kaufte die Öko-Genossenschaft Ende 2021. Diese landwirtschaftlichen Flächen waren schon ab 2012 von der Öko-Genossenschaft bewirtschaftet worden. Anfang 2023 kaufte die Genossenschaft vom Kloster auch den Karpfsee.[5]
Reihe der Pröpste der Augustiner Chorherren
Die Liste ist wegen fehlender Urkunden sehr unvollständig.[6]
Das Schlehdorfer Kreuz in der Heilig-Kreuz-Kapelle mit einer lebensgroßen Figur des Christus ist um das Jahr 970 entstanden und gehört damit zu den ältesten Monumental-Kruzifixen der Christenheit.
Die Missions-Dominikanerinnen haben am 28. November 2019 das historische Gebäude für 4,2 Millionen Euro an die Wohnungsbaugenossenschaft (Wogeno) München veräußert. Die Wogeno hat für den Kauf die Tochtergesellschaft „Cohaus Kloster Schlehdorf GmbH“ mit Sitz in Schlehdorf gegründet, die als neue Eigentümerin eine Umgestaltung und Neuausrichtung des Gebäudes im Inneren durchführt mit dem Ziel, Wohnen, Arbeiten und öffentliche Veranstaltungen ab September 2020 anzubieten. Die Klosterkirche und die Realschule sind nicht tangiert. Die Ordensgemeinschaft ist in einen Neubau gezogen.[8][9]
Literatur
Georg Paula, Angelika Wegener-Hüssen: Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen (= Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]: Denkmäler in Bayern. BandI.5). Karl M. Lipp Verlag, München 1994, ISBN 3-87490-573-X.
Roland Linck, Florian Becker: Radarprospektion bringt Vorgängerkloster in Schlehdorf ans Licht. In: Das archäologische Jahr in Bayern 2012. Herausgegeben vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und von der Gesellschaft für Archäologie in Bayern. Theiss, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8062-2859-5, S. 124–126 (online, abgerufen am 28. November 2023).
↑Joachim Jahn: Ducatus Baiuvariorum. Das bairische Herzogtum der Agilolfinger. Hiersemann, Stuttgart 1991, ISBN 3-7772-9108-0, S. 273.
↑Wilhelm Störmer: Adelsgruppen im früh- und hochmittelalterlichen Bayern. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1972, ISBN 3-7696-9877-7, S. 96.
↑Eva-Maria Werner: Neues Leben in alten Gemäuern. In: kontinente, Jg. 58 (2023), Heft 1 (Januar / Februar), Beilage mittendrin, S. II–V, hier S. III.
↑Michael Hartig: Die oberbayerischen Stifte, Band I: Die Benediktiner-, Cisterzienser- und Augustiner-Chorherrenstifte. Verlag vorm. G. J. Manz, München 1935, DNB560552157, S. 236 f.
↑Franz Besnard: Literaturzeitung für die katholische Geistlichkeit, 25. Jahrgang: Dritter Band: Juli, August, September. Druck und Verlag von Joseph Thomannn, Landshut 183, S. 128.