Schon um das Jahr 1186 gab es Beginen in der Nähe von Oberschönenfeld. Diese Frauengemeinschaft wurde von Meisterinnen geleitet, von 1186 bis 1192 von der Gräfin Würga und von 1192 bis 1211 von Hildegunde von Brennberg, die dann zur ersten Äbtissin der 1211 mit Unterstützung des Klosters Kaisheim gegründeten Abtei gewählt wurde. Die älteste Urkunde über Schönenfeld, eine päpstliche Bestätigung aller Ordensprivilegien, stammt von 1248.
Die erste Kirche wurde 1262 unter Äbtissin Adelheit I. geweiht. Während des Dreißigjährigen Krieges fanden zwischen 1632 und 1648 Plünderungen und Zerstörungen statt. Der Konvent musste mehrmals fliehen. Von 1718 bis 1721 wurden das Kloster durch den Baumeister Franz Beer und später auch die Kirche in ihrer heutigen barocken Form erbaut. Dieser Zeit entstammt auch die Abteikirche Mariae Himmelfahrt. Begleitend zu den Bauaktivitäten kam es auch zu einer inneren Konsolidierung der Klosterherrschaft. Ausdruck dieser grund- und gerichtsherrlichen Absicherung war 1667 der Erlass einer Policey-Ordnung, die 1775 unter Äbtissin Irmengard II. Stichaner (1774–1803) erneuert wurde. Dort wurden wichtige Fragen des Alltags von der Gottesdienstordnung über den Frondienst bis zum Wirtshausbesuch genau geregelt. Dem Kloster blieb allerdings bis zum Ende des alten Reichs eine Reichsstandschaft im Reichskreis verwehrt. Oberschönenfeld blieb zunächst der vorderösterreichischen Markgrafschaft Burgau unterstellt. Seine Gerichts- und Grundherrschaft dehnte sich auf die beiden benachbarten Dörfer Gessertshausen und Altenmünster aus. 1417 verpflichtete es sich dem Kaiser als Schutzherrn, 1435 begab es sich unter den Schutz der Reichsstadt Augsburg und 50 Jahre später unter den Schutz des Hochstifts Augsburg. Die landesfürstliche Obrigkeit der Markgrafschaft blieb bestehen. Allerdings zog das Hochstift Augsburg im Laufe der Zeit immer mehr Rechte an sich, so dass Oberschönenfeld schließlich 1803 als Teil des Hochstifts Augsburg an das Königreich Bayern überging.[1]
Im Jahr 1803 wurde die Abtei durch die Säkularisation aufgelöst. Der Konvent wurde nun von Priorinnen geführt und verkleinerte sich in den folgenden Jahren bis auf fünf Schwestern. 1836 wurde von KönigLudwig I. von Bayern das Fortbestehen des Klosters genehmigt. König Ludwig III. von Bayern erhob das Kloster 1918 wieder zur Abtei, die päpstliche Genehmigung zu dieser Erhebung wurde 1922 erteilt. 1951 wurden die ersten Missionarinnen nach Brasilien entsandt, die 1963 in Itararé ein eigenes Kloster gründeten.
Klosteranlage
Museen
In den seit 1972 nicht mehr genutzten früheren Stallungen des Klosters errichtete der Bezirk Schwaben 1984 das Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld (seit 2018: Museum Oberschönenfeld). Es präsentiert im Gebäude Volkskundemuseum eine Dauerausstellung zu alltäglichen Lebenswelten in Schwaben von 1800 bis heute und wechselnde kulturhistorische Sonderausstellungen. Die angegliederte Schwäbische Galerie zeigt regelmäßig Kunstausstellungen.
Dort befinden sich auch das 1992 eröffnete Naturpark-Haus des Naturparks Augsburg-Westliche Wälder. Neben dem Kloster wurde von 1974 bis 1980 mit dem „Glaserschusterhaus“ aus Döpshofen ein für die Gegend typisches Staudenhaus wiederaufgebaut und als Museum zugänglich gemacht. Dieses Söldneranwesen ist das letzte strohgedeckte Kleinbauernhaus im Augsburger Umland.
Gastwirtschaft
Bei dem Kloster befindet sich ein schöner Biergarten mit mächtigen, alten Kastanienbäumen.
Klosterbäckerei
Zur Klosteranlage gehört auch eine Bäckerei. Sie befindet sich seit 1982 im sanierten Naturpark-Haus (ehemaliger Rinderstall) und ist mit einem Holzofen und einem Elektroofen ausgestattet.[2] Die dort von den Schwestern hergestellten Ein- und Zwei-Kilo-Brotlaibe werden sowohl im Kloster als auch in einigen Geschäften in der Region zum Verkauf angeboten.
Hans Frei (Hrsg.): Oberschönenfeld. Kloster und Museum. (= Schriftenreihe der Museen des Bezirks Schwaben; Bd. 31). Kunstverlag Fink, Lindenberg 2002, ISBN 3-89870-084-4.
Wilhelm Neu, Frank Otten: Landkreis Augsburg. [Kurzinventar] (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 30). München 1970, S. 224–244.
Karl Puchner: Die Urkunden des Klosters Oberschönenfeld (= Schwäbische Forschungsgemeinschaft. Reihe 2, Band 2). Verlag der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Augsburg 1953.
Wolfgang Wüst (Hrsg.): Die "gute" Policey im Reichskreis. Zur frühmodernen Normensetzung in den Kernregionen des Alten Reiches, Band 1: Der Schwäbische Reichskreis, unter besonderer Berücksichtigung Bayerisch-Schwabens, Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-05-003415-7, S. 259–273 (Oberschönenfelder Policeyordnungen).
Michael Ritter: Das Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld, Landkreis Augsburg. In: Werner Schiedermair (Hrsg.): Klosterland Bayerisch Schwaben. 2. erw. Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2008, ISBN 978-3-89870-127-3, S. 348–353.
Werner Schiedermair (Hrsg.): Kloster Oberschönenfeld. Auer, Donauwörth 1995, ISBN 3-403-02578-0.
Theodor Wiedemann: Urkundliche Geschichte des Frauenklosters Oberschönenfeld, in: Anton Steichele (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Bisthums Augsburg. Band 2, Augsburg 1852.
[Anonym]: Geschichte des Frauenklosters Ober-Schönefeld, in der Markgrafschaft Burgau, in: Schwäbisches Archiv. 2. Band, 2. Stück, 1792, S. 228–235 (Digitalisat, Alternative).
Abtei Oberschönenfeld (Hrsg.): Abtei Oberschönenfeld. Ältestes Frauenkloster des Zisterzienserordens in Deutschland. 1211–1961. Eine Rückschau auf 750 Jahre. Oberschönenfeld 1961.
Beate Spiegel (Hrsg.): Hier steht der Himmel offen. 800 Jahre Kloster Oberschönenfeld. Mit Beiträgen von Ancilla Betting u. a. Gessertshausen 2011 (= Schriftenreihe der Museen des Bezirks Schwaben. Band 44), ISSN0935-4433.
Peter Stoll: Zum Anteil von Joseph Mages und Johann Joseph Anton Huber an der malerischen Ausstattung der Zisterzienserinnenklosterkirche Oberschönenfeld. Universität Augsburg, 2009 (Volltext).
Oberschönenfeld, Kleiner Kunstführer Nr. 575, 1952, 4., neu bearbeitete Auflage 2015, Schnell & Steiner GmbH, Regensburg, ISBN 978-3-7954-7020-3.
↑Pankraz Fried und Gerhard Fürmetz: Obrigkeit und Ökonomie: Grundzüge der herrschafts-, sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung des Klosters Oberschönenfeld bis zur Säkularisation. In: Werner Schiedermair (Hrsg.): Kloster Oberschönenfeld. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2011, ISBN 978-3-89870-685-8, S.43.
↑Ihr genaues Rezept bleibt ein Geheimnis. Schwester Maria Gratia backt seit 1984 das Oberschönefelder Holzofenbrot. In: Augsburger Allgemeine, 11. Januar 2018.