Klara Blum wuchs als Tochter des Bukowiner Großgrundbesitzers und langjährigen Landtagsabgeordneten Josef Blum und der aus Stanislau (Galizien) stammenden Cipre Kaner-Maschler in einer wohlhabenden jüdischen Familie in Czernowitz auf. Ihre Mutter ließ sich scheiden und flüchtete 1913 mit ihrer Tochter nach Wien, da Klara aus finanziellen Gründen dem Vater zugesprochen worden war. Klara besuchte das Mariahilfer Mädchengymnasium und arbeitete nach der Matura 1922 als Privatlehrerin.
In den frühen 1920er Jahren war sie mit Alfred Adler und dessen sozialdemokratischen Anhängern in Kontakt gekommen. Sie besuchte Adlers Kurse im Ottakringer Volksheim und nahm an individualpsychologischen Diskussionsrunden im Café Siller teil. Die aufgeschlossene Haltung der Adler-Schüler in Bezug auf die Frauenthematik regte sie an und fand Eingang in ihre Texte.
1923 nahm sie das Studium der Psychologie an der Universität Wien auf, das sie jedoch aus wirtschaftlichen Gründen abbrechen musste. Sie arbeitete als Journalistin für verschiedene Zeitungen. Als überzeugte Zionistin ging sie 1929 nach Palästina, kehrte jedoch schon bald enttäuscht nach Österreich zurück. Im gleichen Jahr wurde sie Mitglied der SDAP und engagierte sich vor allem für die Frauenemanzipation.
In den frühen 1930er Jahren schrieb sie Rezensionen über die Schriften von Sophie Lazarsfeld und Alice Rühle-Gerstel, die sich für Frauenrechte einsetzten. 1932 hielt sie im Verein für Individualpsychologie einen Vortrag zum Thema Pubertät und 1933 stellte sie sich für individualpsychologische Sprechstunden in der Alserstrasse 71 zur Verfügung.[1]
In der Sowjetunion veröffentlichte Klara Blum mehrere Gedichtbände in deutscher Sprache. 1937 hatte sie eine kurze Liebesbeziehung mit dem chinesischen Journalisten und Regisseur Zhu Rangcheng (Chinesisch: 朱穰丞; pinyin: Zhū Rángchéng), die bestimmend für Blums weiteres Leben sein sollte. Als Zhu nach vier Monaten spurlos verschwand, wollte Blum nicht an einen Zusammenhang mit den stalinistischen Verhaftungswellen glauben, sondern vermutete ihren Geliebten auf einer Geheimmission in der Republik China. Tatsächlich war Zhu nach seiner Verhaftung durch die sowjetischen Behörden in ein sibirischesLager gebracht worden, wo er 1943 starb. Bis 1945 wurde Blum die Ausreise aus der Sowjetunion verweigert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelangte Klara Blum über die Stationen Warschau, Prag, Budapest, Bukarest und Paris schließlich 1947 mit Hilfe des jüdischen Hilfskomitees nach Shanghai in die Republik China (ab 1949 Volksrepublik). Sie glaubte unbeirrt weiter daran, dass Zhu noch am Leben sei, und ließ sich auf der Suche nach ihm in China nieder. 1952 wurde sie Professorin für deutsche Sprache und Literatur an der Universität in Nanjing, 1957 an einer Hochschule in Guangzhou. 1954 nahm die bis zu ihrem Lebensende überzeugte Kommunistin die chinesische Staatsbürgerschaft an und trug den Namen Zhu Bailan. Es erschienen noch einige deutschsprachige Werke von ihr in der DDR, darunter der Roman Der Hirte und die Weberin, in dem sie ihre Beziehung zu Zhu Rangcheng schilderte.
Im Jahr 2008 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) die Klara-Blum-Gasse nach ihr benannt.
Blum, Klara (Dshu Bai-lan). In: Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Von den Anfängen bis 1945. Monographisch-biographische Darstellungen. Verlag Sprache und Literatur, Halle (Saale) 1963, DNB453033660, S. 105–106.
Blum, Klara (Chinese Name ‘Dshu Bai-lan’). In: Herbert A. Strauss, Werner Röder et. al. (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Volume II / Part 1: A–K. The Arts, Sciences, and Literature. K. G. Saur, München (u. a.) 1983, S. 123 (Voransicht des Buches bei Google Books).
Nora Chelaru: Klara Blum als Feuilletonistin und Journalistin für die „Ostjüdische Zeitung“ (1924–1929). In: Andrei Corbea-Hoișie / Ion Lihaciu / Markus Winkler: Zeitungsstadt Czernowitz. Studien zur Geschichte der deutschsprachigen Presse der Bukowina (1848-1940). Parthenon, Kaiserslautern / Mehlingen 2014, ISBN 978-3-942994-07-1 (PDF, 6,2 MB auf academia.edu).
Nora Chelaru: Das zionistische Judenbild der Klara Blum in den Periodika „Ostjüdische Zeitung“ (Czernowitz) und „Der jüdische Arbeiter“ (Wien), 1924-1933. Studie und Texte. In: Andrei Corbea-Hoișie / Sigurd Paul Schleichl: Kulturen an „Peripherien“ Mitteleuropas (am Beispiel der Bukowina und Tirols). Ed. Universităţii “Alexandru Ioan Cuza”, Iaşi 2015, ISBN 978-606-714-122-1, und Hartung-Gorre, Konstanz 2015, ISBN 978-3-86628-528-6 (PDF, 20,5 MB auf academia.edu).
Lothar Quinkenstein: Erinnerung an Klara Blum. Essays und Kritiken aus der Mitte Europas. Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2015, ISBN 978-3-86110-587-9, S. 171–188.
Claus Stephani: „Grüne Mutter Bukowina“. Deutsch-jüdische Schriftsteller der Bukowina. Eine Dokumentation in Handschriften, Büchern und Bildern. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 22. April bis zum 25. Juni 2010. Haus des Deutschen Ostens, München 2010, ISBN 978-3-927977-27-3.
Yang Zhidong: Klara Blum – Zhu Bailan (1904–1971). Leben und Werk einer österreichisch-chinesischen Schriftstellerin. Lang, Frankfurt am Main [u. a.] 1996 (= Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte; 55), ISBN 3-631-30062-X (Zugleich Dissertation an der Universität Siegen 1995).
4 Gedichte von Klara Blum (Nacht in der Krim, 1937; Pflaumenblüte, 1938; Brief nach China, 1940; Mondmelodie, 1948) in: Deutsche Dichterinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Gedichte und Lebensläufe. Hrsg. und eingeleitet von Gisela Brinker-Gabler. Fischer, Frankfurt am Main 1978, S. 337–343.