Dieser Artikel befasst sich mit den herausragenden frühchristlichen Autoren. Der historische Vertreter einer Kirchengemeinde wird unter Kirchvater behandelt.
Als Kirchenvater (von lateinischpater ecclesiae zu altgriechischπατὴρ ἐκκλησιαστικόςpatḗr ekklēsiastikós) wird ein christlicher Autor der ersten acht Jahrhunderte n. Chr. bezeichnet, der entscheidend zur Lehre und zum Selbstverständnis des Christentums beigetragen hat und deshalb mit dem Ehrentitel Kirchenlehrer ausgezeichnet wurde, und dessen Leben als heiligmäßig gilt.
Gemeinhin wird die Epoche der Kirchenväter gleitend abgegrenzt. Formal setzt sie dort ein, wo Autoren nicht mehr selbst an der Produktion neutestamentlicher und urchristlicher Schriften beteiligt sind, sondern bereits beginnen, diese Schriften zu kommentieren. Die Zeit der Kirchenväter endet mit der Spätantike – die Kirchenväter werden dann selbst zur literarischen Quelle und theologischen Autorität.
Katholische Kriterien für Kirchenväter, Kirchenlehrer und Kirchenschriftsteller
Die katholische Kirche beurteilt einen Kirchenvater anhand der folgenden vier Kriterien:
orthodoxa doctrina: die Väter gelten als Zeugen der Einheit des Glaubens und Bewahrer der Offenbarung, weil sie von einem allgemeinen Konzil oder in öffentlichen, an die Kirche gerichteten Dokumenten von Päpsten oder von einigen der bekannteren Kirchenväter als Autorität des Glaubens zitiert oder in den ersten Jahrhunderten in Kirchen öffentlich gelesen wurden. Das schließt nicht aus, dass es Ungenauigkeiten im Ausdruck gibt oder dass sie bestimmte Punkte des Glaubens theologisch noch nicht ganz verstanden haben, sondern bedeutet, dass die Väter keine häretischen oder schismatischen oder Werke mit schweren inhaltlichen Mängeln schrieben; d. h. nicht völlige Irrtumsfreiheit, sondern treue Lehrgemeinschaft mit dem Lehramt der katholischen Kirche.
sanctitas: kanonisiert oder als heilig betrachtet im Sinne der altchristlichen Heiligenverehrung
ecclesiae declaratio: aus kirchlichen Verhandlungen und Kundgebungen implizit erkennbar
Kirchenlehrer müssen stets angesehene und anerkannte Dogmatiker der Theologie sein. Ihre Lebensdaten spielen dabei keine Rolle. Die genauen Kriterien für diese Gruppe lauten:
orthodoxa doctrina: siehe oben
eminens doctrina: bedeutsame Lehraussagen
insignis vitae sanctitatis: ein hoher Grad von Heiligkeit
expressa ecclesiae declaratio: explizit von der katholischen Kirche kanonisiert
eminens eruditio: herausragende Bildung
Alle großen Kirchenväter sind Kirchenlehrer, auch die des Orients. Durch Hinzunahme weiterer verdienter Dogmatiker wurde der Kreis der Kirchenlehrer auf inzwischen 36 erweitert. Sie können durchaus der Eigenschaft der antiquitas genügen, wie Hilarius von Poitiers oder Leo der Große zeigen.
Eine dritte Gruppe wird von der katholischen Kirche als Kirchenschriftsteller bezeichnet; das sind frühchristliche Autoren, die nicht als orthodox oder heilig gelten. Zu dieser Gruppe gehören Origenes und Tertullian.
Die evangelische Theologie kennt einen Begriff des Kirchenvaters nicht in dem Sinne, dass die Kirchenväter als Autoritäten neben die Bibel treten. Die Kirchenväter werden unter die Väter und Mütter im Glauben subsumiert.
Kirchenväter in der Kunst
In der abendländischen Kunst werden insbesondere zwei verschiedene Vierergruppen dargestellt (vgl. Kirchenlehrer):
Eine selten dargestellte Vierergruppe, die in einer gewissen Beziehung zu den Kirchenvätern steht, sind die „Vier Weltweisen“.
Bekannte Darstellungen, vor allem der lateinischen Kirchenväter, finden sich auf Kanzeln, etwa der gotischen Kanzel im Wiener Stephansdom. Auf dem Kanzelkorb befinden sich Darstellungen der vier Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Gregor der Große und Hieronymus, die gleichzeitig die vier Temperamente und vier Lebensalter symbolisieren.
Berthold Altaner: Patrologie: Leben, Schriften und Lehre der Kirchenväter. Herder, Freiburg im Breisgau / Basel / Wien 1980 (unveränderter Nachdruck 1993, ISBN 3-451-23273-1).