Kiem Pauli (* 25. Oktober1882 in München; † 10. September1960 in Wildbad Kreuth; eigentlich Emanuel Kiem,[1][2][3] nach älteren Angaben auch Paul Kiem)[4][5] war ein Musikant und Volksliedsammler, der wesentlich zur Wiederbelebung der bayerischen Volksmusik in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts beitrug.
Kiem Pauli wuchs in München auf, die Mutter starb früh, seine Kindheit bezeichnete er selbst als „alles, nur nicht schön“. 1903 gründete Michael Dengg die Tegernseer Bauernbühne, Kiem arbeitete dort als Musiker und Kassierer, schließlich auch als Schauspieler.
Dies war der Auslöser, der Kiem Pauli dazu brachte, bisher nur mündlich weitergegebene bayrische Volksmusik zu sammeln. Kiem, der neben der Zither auch Harfe und Gitarre spielte, reiste ab 1927 mit dem Fahrrad von Hof zu Hof durch Oberbayern und ließ sich Lieder vorsingen, die er notierte und 1934 als Sammlung oberbayrischer Volkslieder in Buchform veröffentlichte. Begleitet wurde er auf vielen seiner Reisen vom Münchner Musikwissenschaftler Kurt Huber, der die Lieder oft auf einem der ersten Phonographen aufnahm.
Möglich wurden die Reisen erst durch Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern und Erbprinz Albrecht von Bayern, die er über Thoma kennenlernte. Über sie hatte Kiem ein Haus und eine Unterstützung, die ihm das Wanderleben erlaubten.
1929 organisierte Kiem ein Preissingen im Gasthaus Überfahrt in Rottach-Egern. Im schriftlichen Bewerbungsverfahren wurden fast 1000 Lieder eingesandt – ein Schatz für den Volksmusiksammler Kiem und der eigentliche Erfolg des Preissingens am 29. und 30. März 1930, das weite Beachtung fand und sogar im Rundfunk übertragen wurde.
Kiem Pauli, der seit dem Ersten Weltkrieg an einem Magen-Darm-Leiden kränkelte, führte sein Werk auch in den folgenden Jahren fort und veröffentlichte bis zu seinem Tod im Jahr 1960 in Wildbad Kreuth weitere Bücher und Volksmusiksammlungen.
Karl Edelmann: Der Kiem Pauli. Das Volkslied und die Volksmusik in Oberbayern. In: Ernst Schusser (Hg.): Karl Edelmann und sein Leben mit der Volksmusik. München 1998, S. 62–65.
Sepp Eibl: 1. Oberbayerisches Preissingen in Egern am Tegernsee. Eine Dokumentation in Text und Bild. Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1980, ISBN 3-475-52292-6.
Benno Eisenburg: Der Kiem Pauli. In: Joachim F. Angerer (Hrsg.): Klingendes Tal. Valley 1996, S. 187–194.
Paul Ernst Rattelmüller: Der Kiem Pauli. In: Bund der Bayerischen Gebirgsschützen-Kompanien (Hrsg.): Schwarz fest im Aug, im Herzen weiß und blau. Wolnzach 2001, S. 118–122.
Annette Thoma (Hrsg.): Das Volkslied in Altbayern und seine Sänger. Ein Geburtstagsbuch für den Kiem Pauli. Callwey, München 1952.
Annette Thoma: Kiem Pauli. In: Straubinger Kalender (1992), S. 167–177.
↑Laut Taufurkunde und Schulzeugnissen geboren als „Emanuel“, siehe: Bezirk Oberbayern (Hrsg.): Kiem Pauli (1882–1960). Leben und Sammelwerk. München 1987, 3. korrigierte und erweiterte Auflage, München 1995, S. 6.