Kiel Hauptbahnhof ist der wichtigste Bahnhof der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Der Hauptbahnhof verfügt als Kopfbahnhof über 8 Bahnsteiggleise und ist zentraler Knotenpunkt für den Regional- und Fernverkehr. Es gibt regelmäßige Verbindungen zu anderen Städten in Schleswig-Holstein sowie zu größeren Städten in Deutschland, wie Hamburg und Berlin.
Der Hauptbahnhof befindet sich direkt an der Kieler Förde, wobei die Fähranleger nach Oslo und Göteborg nur wenige hundert Meter entfernt liegen. Westlich des Hauptbahnhofes befindet sich am Sophienblatt die zentrale Busstation der Stadt, über die eine Vielzahl von Buslinien verkehren. An den Bussteigen, im Hauptbahnhof sowie auf dem Bahnhofsvorplatz sind täglich mehr als 100.000 Menschen unterwegs.
Mit täglich etwa 37.000 Reisenden und Besuchern pro Tag ist er ist nach Fahrgastaufkommen zusammen mit Lübeck Hauptbahnhof einer der beiden größten Bahnhöfe in Schleswig-Holstein.[1]
Standort 1843–1902 und Neubau am heutigen Standort
Der erste Kieler Bahnhof wurde 1843 bis 1846 am Ziegelteich (zugeschüttet zwischen 1865 und 1876), rund 500 Meter nördlich des jetzigen Standortes, errichtet. Es war ein zweigeschossiger Bau. Er befand sich auf dem Westende der heutigen Straße Stresemannplatz und erstreckte sich bis in das heutige Gebäude Andreas-Gayk-Straße 31 (Hauptpost/Tourist-Information). Die Gleise führten die heutige Auguste-Victoria-Straße entlang und reichten bis an die Jensenstraße, die die Straße Klinke, heute Andreas-Gayk-Straße, mit der Kaistraße verband und damit quer über den heutigen Innenhof der Hauptpost führte.[2]
Dieser Bahnhof war dem wachsenden Verkehr, besonders dem eines Reichskriegshafens, zu dem Kiel 1871 erklärt worden war, nicht mehr gewachsen. Darum wurde südlich ein neuer Bahnhof geplant. Der jetzige Standort verbesserte die Zufahrtsmöglichkeit zum Hafen für den Straßenverkehr. Der Bau begann 1895.
Der westliche Teil des damals viergleisigen Kopfbahnhofs (Gleis 3 und 4) wurde 1899 fertiggestellt. Bis dahin verkehrten noch Züge durch eine Lücke im Ostflügel zum alten Bahnhof. Nach Eröffnung des neuen Bahnhofes konnte der Verkehr zum alten Bahnhof eingestellt werden, der Ostflügel (Gleis 1 und 2) folgte 1900. Der alte Bahnhof wurde 1902 abgerissen. Auf der Ostseite des neuen Empfangsgebäudes entstanden Fürstenzimmer. Für deren Ausgestaltung gab Kaiser Wilhelm II. Direktiven: Vorbild sollte die Innendekoration seiner Jacht Hohenzollern sein.[3] Von hier führte die Kaisertreppe, kombiniert mit einer geschwungenen Auffahrt angelegt, auf kürzestem Weg zum Hafenbecken mit dem Anleger für die kaiserliche Jacht. Die endgültige Fertigstellung des langgezogenen Westflügels (Gleis 5 und 6) und der Bahnsteighalle dauerte noch bis 1911, da unter anderem zunächst das Kieler Stadtkloster, ein Armenhaus am Sophienblatt, abgerissen werden musste.
Am 2. Oktober 1927 erhielt der Bahnhof, der bis dahin nur „Kiel“ hieß, die Bezeichnung „Kiel Hbf“.[4]
Im Jahre 1944 wurden der Hauptbahnhof und die angrenzenden Prachtbauten bei einem schweren Bombenangriff durch die Alliierten schwer beschädigt. Ab 1950 wurde der Bahnhof in vereinfachter Form wiederaufgebaut. Dabei entstand im östlichen Teil des Empfangsgebäudes ein Restaurant, so dass die Kaisertreppe nicht mehr als Zugang nutzbar war.
Veränderungen Bahnhofsumfeld 1949–1999
In den 1950er Jahren wurde das Bahnhofsumfeld umgestaltet. Insbesondere wurde die westlich des Bahnhofs gelegene zuführende Straße Sophienblatt stark verbreitert. Dazu wurden die Gebeine des 1793 angelegte St.-Jürgen-Friedhof 1955 umgebettet und die 1904 gebaute St.-Jürgen-Kirche abgerissen.
Vor den Olympischen Sommerspielen 1972 wurde auf der Nordseite des Bahnhofsvorplatzes ein hochgelegtes Parkdeck errichtet, unter dem sich ebenerdig der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) befand. Die fußläufige Verbindung zwischen dem Bahnhofsgebäude und dem ZOB über den Vorplatz erfolgte mittels eines überdachten Fußgängersteges als leichte Stahlkonstruktion, die aus dem Haupteingangsbogen des Bahnhofes herausführte und in die aufgestelzte, gegenüberliegende Parkebene mündete. Im Bahnhof wurden auf dem Querbahnsteig sowie rund um die Eingangshalle verschiedene Verkaufspavillons errichtet, dazu auch in der historischen Eingangshalle (Nordeingang) und den danebenliegenden Wartehallen jeweils eine zusätzliche Ebene eingezogen, die die historische Raumhöhe halbierte.
Auch zum 1988 errichteten Einkaufszentrum Sophienhof wurde ein Fußgängersteg ausgehend vom Empfangsgebäude angelegt, was die Architektur des Gebäudes beeinträchtigte. Genauso zwei außen am Bahnhof angebrachte geschlossene Fußgängerstege links und rechts der Eingangshalle im Norden, die von den Kielern wegen ihres Aussehens scherzhaft „BH“ genannt wurden.
Auf der Ostseite zum Hafen hin wurde 1994/1995 das Erlebniszentrum CAP mit mehreren Restaurants und einem Großkino errichtet. Es verfügt über einen direkten Zugang auf Bahnsteighöhe vom östlichsten Bahnsteig. Das Cap erhielt im Jahr 2010 bereits seinen zweiten Umbau – im Wesentlichen eine erneute Veränderung der Passage und der Eingangsbereiche unter Beibehaltung der Lokalitäten, seit einigen Jahren u. a. auch eine Bowlingbahn und eine Discothek.
1995 wurde die Bahnstrecke Richtung Hamburg elektrifiziert. Seitdem starten und enden hier täglich auch ICE-Züge.
Seit Bahnhofsumbau 1999
Im Jahr 1999 begann ein umfassender Umbau des Bahnhofs. Unter anderem erhielt er eine neue Empfangshalle. Die Zwischenebene der historischen Eingangshalle wurde entfernt und damit die einstige Raumhöhe wiederhergestellt. Der Fußgängersteg zum ZOB und die Außenstege an der Nordseite des Bahnhofs sind ersatzlos abgerissen worden, der Fußgängersteg zum Sophienhof wurde durch eine Stahl-Glas-Konstruktion ersetzt. Der umgestaltete Bahnhofsvorplatz und die Empfangshalle am Querbahnsteig mit zahlreichen Geschäften wurde zur Kieler Woche im Juni 2004 eingeweiht. Auch die Kaisertreppe im Osten wurde wieder hergestellt. Wegen finanzieller und technischer Schwierigkeiten wurde der Umbau mehrmals unterbrochen und erst im Mai 2006[5] mit der Fertigstellung einer neuen Bahnsteighalle abgeschlossen; nur über dem Querbahnsteig ist noch die alte und sanierte Bahnhofshalle erhalten. Die Gesamtkosten des Umbaus betrugen rund 60 Millionen Euro. Die Kosten der Bahnsteighalle wurden mit rund 30 Millionen Euro beziffert.[5]
Das Parkdeck mit dem noch bis 2016 darunter befindlichen ZOB wurde 2009–2010 im Süden – zum Bahnhof hin – um knapp ein Drittel reduziert (Teilabriss) und dort ein Hotel errichtet.
Ab 2013 hat es einen erneuten Umbau des Bahnhofs mit der Entstehung der Gleise 2b und 6b gegeben. Gleis 2b wurde außerhalb der Halle am Bahnsteig der Gleise 1 und 2 realisiert, der zu einem Zungenbahnsteig umgebaut wurde; für Gleis 6b gilt das Gleiche am Bahnsteig der Gleise 5 und 6. Die Bahnsteige wurden nötig, um den zusätzlichen Verkehr in der Relation Kiel–Rendsburg und der Relation Kiel–Schönberger Strand bewältigen zu können.[6] Die Arbeiten waren im Oktober 2014 weitgehend beendet.[7]
2016 wurde das einst mit dem Bahnhof verbundene Parkdeck über dem ZOB abgerissen, um folgenden Neubauten Platz zu machen: Einem neuen, schmaleren Parkhaus zum Stresemannplatz hin, einem neuen ZOB an der Viktoriastraße und einem weiteren Hotel an der Kaistraße.
Kiel Süd–Schönberger Strand (eigene Strecke erst ab Abzweigstelle Kiel Hbf Ss). Von 1897 bis 1911 sowie von 1954 bis 1981 endeten die Personenzüge der Kiel-Schönberger Eisenbahn im Hauptbahnhof. Vor allem in den Sommermonaten verkehren Sonderzüge nach Schönberger Strand. Ab September 2013 verkehrte hier an Schultagen ein Schülerzug zum neu errichteten Haltepunkt Kiel Schulen am Langsee, seit 2017 gibt es regelmäßigen Verkehr bis Kiel-Oppendorf.
Stillgelegte und abgebaute Strecke
Auch die Züge der Kleinbahn Kiel–Segeberg hatten ab 1. Juli 1954 ihren Endpunkt im Hauptbahnhof, allerdings wurde der Verkehr auf dieser Strecke 1961 eingestellt.
↑Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Torsten Herbst, Frank Sitta, Dr. Christian Jung, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/19475 – Verlässlichkeit des Schienenverkehrs an Knotenbahnhöfen. Band19, Nr.20455, 29. Juni 2020, ISSN0722-8333, S.9 (BT-Drs. 19/20455).
↑Hedwig Sievert, Kiel Einst und Jetzt — Vom Kanal bis zur Schwentine, G. Mühlau Verlag Kiel, 1964, Bilder 1a/60a/60b
↑Paul Seidel: Der Kaiser und die Kunst. Reichsdruckerei, Berlin 1907, S. 44.
↑Amtliche Mitteilungen der Geschäftsführenden Verwaltung. In: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen, 67. Jahrgang, Nr. 34 (25. August 1927), S. 951.