Der heutige Stadtteil Kicklingen ist aus den zwei Ortsteilen Kicklingen und Kirstatt gebildet. Im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts ist der Name „Chichlingen“ erstmals schriftlich belegt. Der Ortsteil Kicklingen besaß eine dem heiligen Ulrich geweihte Pfarrkirche, die wohl nach dem Dreißigjährigen Krieg zugunsten der heutigen Pfarr- und WallfahrtskircheUnsere Liebe Frau im Moos im Ortsteil Kirstatt aufgegeben wurde. Ein Kreuz in der Bühlstraße erinnert noch an den Standort der alten Pfarrkirche.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts war Kicklingen im Besitz des Herzogtums Kärnten und kam 1280 an das Herzogtum Bayern. Die Herzöge von Kärnten und später die Herzöge von Bayern vergaben den Kicklinger Besitz als Lehen, deren Inhaber zunächst die Herren von Altheim (1256), später die Herren von Thürheim (bis nach 1447), die Herren von Grafeneck (um 1456), die Familie Raiser (vor 1491) und ab 1517 die Familie Langenmantel waren. 1561 gelangte Kicklingen an Pfalz-Neuburg, das die Landeshoheit ausübte. Die Niedere Gerichtsbarkeit wurde einem Vogt übertragen.
Die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in sechs Quellen erwähnten Herren von Chichilingen kamen nicht aus Kicklingen bei Dillingen. Es handelt sich um welfische Ministeriale aus dem abgegangenen Kicklingen bei Uttenhofen, einem Ortsteil von Ziemetshausen und früheren Besitzschwerpunkt der Welfen. Der ehemalige Standort nordöstlich des Dorfes ist im Liquidationsplan der Gemarkung Uttenhofen aus ca. 1830 (Vermessungsamt Günzburg) als „Kücklinger“ bezeichnet und war bis ins 20. Jahrhundert als „Kicklinger Flur“ bekannt.[1]
In dem um die heutige Pfarr- und Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau im Moos gelegenen Ortsteil Kirstatt gab es im Hochmittelalter einen Adelssitz eines niederen Adelsgeschlechts. Die Herren von Kirstatt sind von 1146 bis 1269/71 nachweisbar. Da 1441 zwei Gasthäuser neben der Kirche belegt sind, geht man davon aus, dass Kirstatt bereits im 15. Jahrhundert Ziel einer Wallfahrt war. 1425 ging Kirstatt in den Besitz des KartäuserklostersChristgarten über und nach der Auflösung des Klosters in der Mitte des 17. Jahrhunderts gelangte es an die Grafen von Oettingen-Oettingen. Diese verkauften Kicklingen, mit dem Kirstatt mittlerweile verschmolzen war, 1701 an die Kartäuser von Buxheim. 1718 erwarb das Dillinger Bartholomäer-Institut die Besitzungen, die das Institut bis zu seiner Aufhebung 1803 im Zuge der Säkularisation innehatte.
Um 1560 bestand Kicklingen aus fünf Höfen, vier Feldlehen, 38 Sölden und sieben Hausgenossenhäuschen. Kirstatt bestand aus einem Hof und drei Sölden. Es gab neun Grundherren, von denen das Kloster St. Ulrich und Afra in Augsburg der bedeutendste war. 1813 bestand Kicklingen aus 83 und 1961 aus 140 Wohnhäusern.
Ehemalige pfalz-neuburgische Vogtei (Kirstattstraße 1), zweigeschossiger Walmdachbau mit risalitartigen Anbauten, von 1760
Bildung
Belege für den Schulunterricht in Kicklingen reichen bis auf die Zeit um 1560 zurück. Heute befindet sich in Kicklingen eine Außenstelle der Grundschule Dillingen.
Weitere Ortsteile
Die Einöde Riedschreinerhof liegt zwei Kilometer nordöstlich von Kicklingen. Sie wurde 1875 gegründet, 1962/63 kam ein zweiter Hof hinzu.
Die Kicklinger Mühle liegt einen Kilometer nordwestlich von Kicklingen an der Glött. Sie wird 1701 erstmals erwähnt. Der Mühlenbetrieb wurde 1964 eingestellt.
Der Schwaighof wird 1354 mit seinem ursprünglichen Namen „Undrach“ erstmals genannt.
Der Weiler Ulrichshart, zwischen Fristingen und Kicklingen gelegen, wurde in den Jahren 1950 bis 1952 von der Bayerischen Landessiedlung an der Stelle des „Großen Exerzierplatzes“ angelegt. Hier wurden vier Höfe mit je 11,4 Hektar für Heimatvertriebene errichtet.
Heidelstetten, als „Haidolfestetin“ um 1150 erstmals erwähnt, besaß eine Pfarrkirche, die nach 1510 verfiel. Der Ort wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aufgegeben.
Rotten, um 1150 als „Ruten“ bezeichnet, ist vermutlich im östlichen Ortsrand aufgegangen.
Landschaftsschutzgebiete
Die Bertenau ist mit einer Fläche von 365 Hektar der größte Riedwald des Donaurieds im Landkreis Dillingen. Seit 1966 ist das Gebiet als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.
Die westlich von Kicklingen gelegenen Schwaighölzer nehmen eine Fläche von 41 Hektar ein. Sie wurden 1968 unter Landschaftsschutz gestellt.
Literatur
Reinhard H. Seitz: Zur Geschichte der Orte im Landkreis Dillingen a. d. Donau. In: Landkreis und Stadt Dillingen ehedem und heute. Landratsamt Dillingen an der Donau (Hrsg.), Dillingen an der Donau 1967, S. 330–333.
Georg Wörishofer, Alfred Sigg, Reinhard H. Seitz: Städte, Märkte und Gemeinden. In: Der Landkreis Dillingen a. d. Donau in Geschichte und Gegenwart. Landkreis Dillingen a. d. Donau (Hrsg.), 3. neu bearbeitete Auflage, Dillingen an der Donau 2005, S. 232–237.
↑Anton Michael Seitz: Die Gemeindewappen. In: Landkreis und Stadt Dillingen ehedem und heute. Landratsamt Dillingen an der Donau (Hrsg.), Dillingen an der Donau 1967, S. 407–408.