Kellyanne Elizabeth Conway (geb. Fitzpatrick, * 20. Januar1967 in Camden, New Jersey) ist eine US-amerikanischeJuristin und Meinungsforscherin. Bekannt wurde sie als republikanische Wahlkampfstrategin. Bei der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016 war sie zunächst im Team von Ted Cruz, danach wurde sie Wahlkampfmanagerin von Donald Trump. Sie ist die erste Frau in der Geschichte der USA, die Leiterin eines erfolgreichen Präsidentschaftswahlkampfs war. Im Dezember 2016 ernannte Trump sie zu seiner Beraterin („Counselor to the President“).[1] Im August 2020 kündigte sie ihren Rücktritt zum Ende des Monats an.[2] Conway war vor ihrer Tätigkeit für Trump Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin des von ihr gegründeten Meinungsforschungsinstituts The Polling Company Inc./Woman Trend.[3] Mit dem 20. Januar 2017 trat sie vom Vorsitz zurück.
Kellyanne Elizabeth Fitzpatrick wurde am 20. Januar 1967 in Camden, New Jersey als Tochter von Diane (geb. DiNatale) und John Fitzpatrick geboren.[4][5] Ihr Vater war irischer Herkunft und besaß eine kleine Logistikfirma, ihre Mutter, die italienischer Abstammung war, arbeitete als Bankangestellte. Die Eltern ließen sich scheiden, als sie drei Jahre alt war.[6]
Sie wurde von ihrer Mutter, der Großmutter und zwei unverheirateten Tanten in der Waterford Township in New Jersey erzogen und schloss ihre Schulbildung 1985 an der St. Joseph High School in Hammonton ab. Ihre Erziehung war katholisch geprägt.[4][7][8]
Nach ihrem Universitätsabschluss arbeitete Conway als Assistentin des Richters Richard A. Levie am Obersten Gericht des District of Columbia. Vier Jahre lang arbeitete sie außerdem als adjunct professor an der juristischen Fakultät der George Washington University.[12][13] Später war sie in der Meinungsforschung bei der Wirthlin Group, die den Republikanern nahesteht, und bei dem konservativen DemoskopenFrank Luntz beschäftigt.
Neben der Erhebung und Vermarktung von Umfrageergebnissen trat sie mit politischen Kommentaren in zahlreichen Fernsehsendern auf, darunter bei CNN, Fox News und Fox Business. Sie nahm als Gesprächspartnerin an politischen Sendungen wie Good Morning America, Real Time with Bill Maher, Meet the Press und Hannity teil. Im Jahr 2012 arbeitete sie für den Republikaner Todd Akin.
Im August 2015 wurde Conway Leiterin des Super-PAC für den Präsidentschaftskandidaten Ted Cruz, das von dem Hedgefonds-Manager Robert Mercer finanziert wurde. Nachdem Donald Trump sich die Nominierung als Kandidat gesichert hatte, wurde das Komitee zum Make America Number 1 PAC (informell oft Defeat Crooked Hillary PAC) umbenannt und auf die Unterstützung Trumps ausgerichtet.
Am 1. Juli 2016 engagierte Trump Conway als Beraterin im Hinblick auf Wählerinnen. Bereits seit November 2015 hatte er mit Katrina Pierson eine Frau als Sprecherin für seine Wahlkampagne beschäftigt. Am 17. August 2016 wurde Conway Trumps leitende Wahlkampfmanagerin.[15] Seit dessen Sieg gilt sie als erste Frau in Amerika, die erfolgreich eine Präsidentschaftskampagne geleitet hat. Nach dem Amtsantritt von Donald Trump wurde Conway als Beraterin in das Executive Office of the President of the United States berufen.
Ihren Rücktritt während des Wahlkampfs zur Präsidentschaftswahl 2020 begründete sie im August 2020 damit, mehr Zeit für ihre Familie haben zu wollen. Gleichzeitig zog sich ihr Mann, der Trump-Gegner George Conway, aus einer republikanischen Initiative gegen Trump zurück. Zuvor hatte die zu diesem Zeitpunkt 15 Jahre alte Tochter des Paars über Twitter Kritik am geplanten Auftritt der Mutter beim Parteitag der Republikanischen Partei geübt. Sie schrieb von Egoismus und davon, dass ihre Mutter über Jahre gesehen habe, wie ihre Kinder litten.[2][16]
Im Januar 2017 erklärte Conway in der Sendung Meet the Press im Zusammenhang mit der Diskussion zu den Zuschauerzahlen bei Trumps Amtseinführung, was ihr Gesprächspartner Chuck Todd als Unwahrheit („falsehood“) bezeichne, seien nur „Alternative Fakten“ („alternative facts“) gewesen, auf die Pressesprecher Sean Spicer hingewiesen habe.[18] Dafür wurde sie heftig kritisiert. Ein Blogbeitrag auf der konservativen Zeitschrift American Thinker dagegen nahm sie in Schutz, da der Ausdruck alternative facts im Rechtswesen üblich sei.[19] Andererseits berichtete der britische Guardian, dass eine Suche nach diesem Ausdruck in mehreren juristischen Datenbanken erfolglos geblieben war.[20]
Bowling-Green-„Massaker“
Am 2. Februar 2017 rechtfertigte Conway in einem Interview mit Chris Matthews beim Nachrichtensender MSNBC die von Trump erlassene Executive Order 13769, durch die Menschen aus sieben muslimisch geprägten Ländern in Nordafrika und dem Nahen Osten die Einreise in die Vereinigten Staaten verweigert wurde, mit dem angeblichen „Bowling-Green-Massaker“, das 2011 zwei Iraker durchgeführt haben sollen. Tatsächlich hat es gar nicht stattgefunden.[21] Zwar wurden 2011 in Bowling Green zwei Iraker, Mohanad Shareef Hammadi und Waad Ramadan Alwan,[22] festgenommen und 2013 wegen „umfangreicher terroristischer Aktivitäten gegen US-Soldaten im Irak“[23] zu Haftstrafen von 40 Jahren und lebenslänglich verurteilt.[24] Diese Aktivitäten bestanden aus dem Versuch, Geld und Waffen an al-Qaida im Irak zu senden,[25] die dort dann gegen US-Soldaten eingesetzt werden sollten. Ein Terroranschlag in Bowling Green wurde aber weder verübt noch geplant.[26][27] Zudem handelte es sich bei diesem Vorgang um eine Sting-Operation des FBI.[28][29]
Das Interview führte zu starker Kritik. So verzeichnete etwa Twitter rund 363.000 Tweets mit dem Hashtag „Bowling Green Massacre“. Conway erklärte am Morgen nach dem Interview, dass ihr ein Versprecher unterlaufen sei.[21] Sie sagte, sie hätte besser von [Bowling Green] „terrorists“ und „plot“ (Verschwörung) sprechen sollen.[30][31][32] Tatsächlich verwendete Conway die „Massaker“-Formulierung aber noch in zwei weiteren Interviews.[33][34]
Kommerzielle Werbung
Im Februar 2017 zog Conway erneut öffentliche Kritik auf sich, nachdem sie in einem Interview mit Fox News dazu aufgefordert hatte, Produkte aus der Modelinie von Trumps Tochter Ivanka Trump zu kaufen: „Los, kaufen Sie Ivankas Zeug. […] Ich mach jetzt mal kostenlos Werbung: Kaufen Sie alle es noch heute, Sie finden es im Internet.“[35] Von Kritikern wurde Conways Verhalten als unethische Verquickung von kommerziellen Interessen und politischer Macht bzw. als Lehrbuchbeispiel für Missbrauch einer Regierungsfunktion bezeichnet. Pressesprecher Sean Spicer erklärte, Conway sei deswegen „ein Rat erteilt“ worden.[36]
Sonstiges
Die beiden Moderatoren der MSNBC-Show Morning Joe teilten Mitte Februar 2017 mit, Conway künftig nicht mehr in ihre Sendung einzuladen. Zur Begründung sagte Moderatorin Brzezinski, jedes Mal, wenn sie Conway im Fernsehen gesehen habe, sei etwas verschoben, unangebracht oder falsch gewesen.[37]
Conway lehnt Abtreibung ab. 1996 äußerte sie: „Wir sind für das Leben. Der Fötus hat uns besiegt. Wir sind mit Ultraschallbildern aufgewachsen. Wir wissen, was Leben ist, wenn wir es sehen.“[39] 2017 trat sie als Rednerin auf dem March for Life auf, einer Protestveranstaltung gegen Abtreibung und die Roe-v.-Wade-Entscheidung des Obersten Bundesgerichts.[40]
2014 gab sie mit anderen eine Denkschrift für die Amnesty-nahe Gruppe FWD.us heraus, in der sie Möglichkeiten zur Einbürgerung illegaler Einwanderer in den USA befürwortete.[41]
Privates
Conway ist noch mit dem Anwalt George T. Conway III verheiratet[42] und hat vier Kinder. Ihr Ehemann gilt als erbitterter Kritiker von Donald Trump[43][44][45] und stellte dessen geistigen Zustand mehrfach in Frage.[46] Trump bezeichnete ihn hingegen als „Ehemann aus der Hölle“.[2] Im März 2023 gaben George und Kellyanne Conway bekannt, dass sie sich nach 22 Jahren getrennt haben.[47]
Am 2. Oktober 2020 wurde Conway positiv auf das Covid-19-Virus getestet, am selben Tag wie Donald und Melania Trump. Sie hatte in der Woche zuvor bei einer Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses direkt hinter Melania Trump gesessen. Bei der Veranstaltung war
Amy Coney Barrett als Richterkandidatin des Präsidenten für das Oberste Gericht der USA vorgestellt worden. Viele Gäste trugen keine Masken und hielten keinen Abstand zu anderen Teilnehmern, auch Conway nicht.[48][49]
mit Celinda C. Lake, Catherine Whitney: What Women Really Want. How American Women Are Quietly Erasing Political, Racial, Class, and Religious Lines to Change the Way We Live. Free Press/Simon & Schuster, New York 2005, ISBN 0-7432-7382-6.
↑ abMichelle Brunetti: Trump strategist Kellyanne Conway has deep roots in South Jersey. In: Press of Atlantic City. 17. Oktober 2016, abgerufen am 16. Februar 2021: „Marie DiNatale and grandmother Antoinette DiNatale in a brick rancher just off the White Horse Pike in the working-class Atco section of Waterford Township in Camden County. She attended St. Joseph's High School, just 10 miles east down the pike in Hammonton.“
↑ abElinor Burkett: In the Land of Conservative Women. In: The Atlantic. September 1996, abgerufen am 16. Februar 2021.
"We’re pro-life. The fetus beat us. We grew up with sonograms. We know life when we see it." Pro-Life ist der Name und Slogan der Abtreibungsgegner in den USA.The fetus beat us ist wahrscheinlich eine Anspielung auf die gleichlautende Publikation Candace Crandalls, in der sie den Niedergang der Pro-Choice-Bewegung diagnostiziert und ihr ironisch die Feststellung zuschreibt, dass der Fötus den Kampf um die Abtreibung gewonnen habe.