Carl Jay Shapiro war ein Sohn des Umzugsunternehmers und Handelsvertreters Joseph Shapiro und der Sarah Omansky. Er besuchte in Chicago und Baltimore die Schule und begann ein Studium an der University of Virginia, wo er unter dem offenen Rassismus und Antisemitismus litt. Er wechselte für ein Klavierstudium an das Peabody Institute der Johns Hopkins University, ohne das Studium mit einer Prüfung abzuschließen. Sein erster Band mit Gedichten erschien 1935 als Privatdruck, 1940 druckte die Zeitschrift Poetry einige seiner Gedichte.
Nach Kriegsende heiratete er 1945 seine Literaturagentin Evalyn Katz, er war später noch zweimal verheiratet.
1946/47 war er Consultant for Poetry der Library of Congress.
1948 wandte er sich öffentlich gegen die Vergabe des Bollingen Prize for Poetry an den Faschisten und Antisemiten Ezra Pound und antwortete 1950 mit dem provokativen Titel Poems of a Jew auf die Überlebensfragen nach dem Holocaust. Er veröffentlichte 1960 in Paris den Essay The Greatest Living Author über Henry Miller und dessen Wendekreis des Krebses, kurz bevor das Buch in den USA von der Zensur freigegeben wurde und mit seinem Vorwort in den Druck kam.[1]
Shapiro war von 1950 bis 1956 Herausgeber der einflussreichen Zeitschrift Poetry. Er lehrte Literatur von 1948 bis 1950 an der Johns Hopkins University, danach an der University of Nebraska-Lincoln, wo er 1956 bis 1966 auch als Herausgeber des Literaturmagazins Prairie Schooner fungierte. Er lehrte 1966 bis 1968 an der University of Illinois und von 1968 bis 1985 an der University of California (Davis). 1994 kehrte er nach New York zurück.
Shapiro schrieb zunächst im traditionellen Stil eines W. H. Auden. Er rezipierte später Walt Whitman und William Carlos Williams, experimentierte mit offenen Gedichtformen und forschte auch zu linguistischen Aspekten der Poetik. Shapiro geriet in Vergessenheit und sein Eintrag verschwand 1976 zu seiner Verärgerung aus der Neuauflage der Anthologie The Oxford Book of American Verse.
Er veröffentlichte einen Roman und eine zweibändige Autobiografie.
Schriften (Auswahl)
Lyrik
Poems. Baltimore : Waverly Press, 1935
Person, Place, and Thing. New York : Reynal & Hitchcock, 1942
The Place of Love. Melbourne, 1943
V-Letter and Other Poems (1944)
Essay on Rime (1945)
Trial of a Poet. To F. O. Matthiessen, New York : Reynal & Hitchcock, 1947
John Updike: Karl Shapiro: Selected Poems, in: Due Considerations. Essays and Criticism. London : Penguin, 2008, S. 169–179
Lee Bartlett: Karl Shapiro : a descriptive bibliography ; 1933–1977. New York : Garland, 1979, ISBN 0-8240-9812-9
Karl Shapiro, in: Jules Chametzky u. a. (Hrsg.): Jewish American literature : a Norton anthology. New York : Norton, 2001, ISBN 0-393-04809-8, S. 553–557
Harry J. Cargas: Daniel Berrigan and contemporary protest poetry. New Haven, Conn. : College & Univ. Pr., 1972, S. 31–46