Karl Lohmann kam als fünftes Kind einer westfälischen Landwirtsfamilie zur Welt. Er nahm ein Studium der Chemie an der Universität Münster auf und schloss dieses 1924 an der Georg-August-Universität Göttingen mit der Promotion ab. Während seines Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Alemannia Münster.[1] An der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg absolvierte er außerdem ab 1931 ein Medizinstudium, das er 1935 mit der medizinischen Promotion beendete.[2] Von 1924 bis 1937 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Nobelpreisträger Otto Meyerhof an den Kaiser-Wilhelm-Instituten für Biologie und medizinische Forschung in Berlin und Heidelberg tätig. Anschließend fungierte er von 1937 bis 1951 als ordentlicher Professor für Physiologische Chemie und Direktor des Physiologisch-Chemischen Instituts an der Humboldt-Universität zu Berlin. Karl Lohmann war während der Zeit des Nationalsozialismus kein Mitglied der NSDAP, der SA oder der SS.[3] Vorwürfe zu Verstrickungen mit dem NS-Regime[4] sind, wie Quellenstudien ergaben, nicht belegbar.[5] In seinen Personalakten wurde seine humanistische Gesinnung und der von ihm gewahrte Abstand zum nationalsozialistischen Regime betont.[6]
Karl Lohmann war verheiratet mit Helene Müller (1899–1980), der Tochter eines Lüneburger Sanitätsrates, und Vater von zwei Töchtern. Er starb 1978 in Ost-Berlin.
Wissenschaftliches Wirken
Karl Lohmann entdeckte 1929 das Adenosintriphosphat (ATP) und entwickelte Methoden zur Isolierung von ATP und zur Bestimmung des ATP-Gehalts von biologischen Geweben. Nach ihm benannt ist die „Lohmann-Reaktion“, die reversible Phosphatübertragung von Kreatinphosphat auf Adenosindiphosphat (ADP) durch die Creatin-Kinase unter Bildung von ATP. Dabei handelte es sich um die erstmalige Beschreibung einer gruppenübertragenden Enzymreaktion im Stoffwechsel.
Karl Lohmann wurde 1938 auf Initiative von Otto Meyerhof zum auswärtigen wissenschaftlichen Mitglied des Heidelberger Kaiser-Wilhelm-Instituts für medizinische Forschung ernannt, was er bis 1948 war.[9] 1949 wurde er ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der späteren Akademie der Wissenschaften der DDR, und 1955 der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Die Humboldt-Universität verlieh ihm zweimal einen Ehrendoktortitel (1960 Dr. agr. h.c., 1966 Dr. med. h.c.).
Die Lohmann-Medaille ist eine Auszeichnung für Mediziner, die der Koordinierungsrat der Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaften der DDR verlieh.[11]Anne Lise Schubel erhielt sie zum 80. Geburtstag.
Lohmann, Karl. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 222/223.
Biographien. Karl Lohmann. In: Heinz Bielka: Geschichte der medizinisch-biologischen Institute Berlin-Buch. Zweite Auflage. Springer-Verlag, Berlin und Heidelberg 2002, ISBN 978-3-540-42842-8, S. 175–177
Katrin Dorothea Reiche: Über den Entdecker des Adenosintriphosphats Karl Lohmann (1898-1978) – Biochemiker, Hochschullehrer und Förderer der experimentellen Medizin. Diss. Humboldt-Univ. 2004.
↑Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 301.
↑Eberhard Hofmann: Otto Meyerhof und Karl Lohmann - Wegbereiter der heutigen Biochemie im Schatten ihrer Zeit. In: Acta Historica Leopoldina. N. 55, 331–382 (2010), S. 342
↑Ute Deichmann: Flüchten - Mitmachen - Vergessen. Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit. Wiley-VCH, Weinheim 2001, S. 435
↑Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Zweite Auflage. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-10-039310-4, S. 118
↑Eberhard Hofmann: Otto Meyerhof und Karl Lohmann - Wegbereiter der heutigen Biochemie im Schatten ihrer Zeit. In: Acta Historica Leopoldina. N. 55, 331–382 (2010), S. 365
↑Eberhard Hofmann: Otto Meyerhof und Karl Lohmann - Wegbereiter der heutigen Biochemie im Schatten ihrer Zeit. In: Acta Historica Leopoldina. N. 55, 331–382 (2010), S. 366
↑Eberhard Hofmann: Otto Meyerhof und Karl Lohmann - Wegbereiter der heutigen Biochemie im Schatten ihrer Zeit. In: Acta Historica Leopoldina. N. 55, 331–382 (2010), S. 370
↑Heinz Bielka: Geschichte der medizinisch-biologischen Institute Berlin-Buch. Zweite Auflage. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg 2002, ISBN 978-3-540-42842-8, S. 175–177
↑1948 wurde das KWI für medizinische Forschung in die Max-Planck-Gesellschaft überführt.