Kalju Kruusa ist Mitglied des Estnischen Schriftstellerverbandes und des 2010 wiedergegründeten Estnischen PEN-Clubs. Er lebt in Tallinn.
Werk
Kalju Kruusa debütierte Ende der 1990er-Jahre im Rahmen der Gruppierung Erakkond[1], zu der unter anderem auch die Lyriker Aare Pilv und Kristiina Ehin sowie die Prosaisten Mehis Heinsaar und Berk Vaher zählten. Seinen „lang erwarteten“[2] ersten Gedichtband legte er 1999 vor, und er wurde umgehend mit dem Betti-Alver-Debütpreis ausgezeichnet. Die Kritik lobte ihn als „klassischen Dichter“ und zog Vergleiche zu Villem Grünthal-Ridala, Jaan Kaplinski[3], Viivi Luik[4], Hasso Krull oder Kirsti Oidekivi.[5] Aber auch zu ausländischen Dichtern wie Allen Ginsberg[6] oder Seamus Heaney[7] sah die Kritik später Bezüge. Das Besondere an der Dichtung sei, dass Kruusa „wie ein Medium agiert, er lässt die Welt auf eine Art und Weise durch sich hindurch fließen, dass der scheinbar grenzenlose Bewusstseinsstrom eine Kette von Bilden, Momenten und Stimmungen erzeugt.“[8]
Hierin kann Kruusas „Streben nach Vollkommenheit“[9] gesehen werden, wie er es auch in einem Gedicht ausdrückt: kui sulle kirjutan / ei taotle ma muud / tyde[10] kui tunde / tabamise täpsust ('wenn ich dir schreibe / strebe ich nach keiner anderen / Wahrheit als der Genauigkeit / das Gefühl zu treffen'; Treffamisi, S. 42). Diese Genauigkeit versucht er durch die Vermischung von Sprachen, durch eine eigenwillige Syntax und Interpunktion und durch das Stehenlassen von durchgestrichenen Sätzen zu erreichen. Auch verwendet er teilweise eine eigene Orthographie, in der der estnischen Buchstabe õ, der einen ungerundeten Mittelvokal bezeichnet, mit einem y wiedergibt. Dieses Graphem existiert im Estnischen nicht und wird bisweilen von verschiedenen Autoren für verschiedene Laute, meistens jedoch für das ü, benutzt.[11]
Es scheint, als würde eine einzige Sprache dem Dichter nicht reichen, und so tauchen gelegentlich auch japanische Schriftzeichen auf. In der Überschrift seiner fünften Gedichtsammlung wurden chinesische Schriftzeichen verwendet. Deren Titel kann man in der Transkription als 'Ing wer tee' lesen und als 'Ingwertee' auffassen, in der Übersetzung aus dem Chinesischen jedoch als 'Geist Blut Tee'[12] interpretieren. Somit ist das Fremde nicht mehr fremd, wie es noch bei Ilmar Laaban der Fall war, der eine seiner Sammlungen Eigene Dichtung und Fremdes (1990) nannte. Kruusa gibt seinen Sammlungen den Untertitel Eigenes und Bekanntes.[13]
Deswegen ist Kalju Kruusas Dichtung explizit als „Sprachdichtung“ bezeichnet worden. Hasso Krull zufolge gibt es ein spezifisches „Kaljukruusaisch, was gleichzeitig Estnisch ist, aber genauer, empfindlicher und nuancierter als das gewöhnliche.“[14]
Margus Ott: Kruusa hõng, in: Vikerkaar 6/2009, S. 7–8/2013, 144–149.
Rebekka Lotman, Miikael-Aadam Lotman: Üks imetleb kuud, teine imeb näppu, in: Keel ja Kirjandus 4/2014, 304–308.
Veronika Kivisilla: Kruusagi mindgi liigutabgi, in: Looming 11/2014, S. 1574–1590.
Mihkel Kaevats: Taskud Kruusa täis, tripp…, in: Looming 6/2015, S. 879–881.
Weblinks
Hasso Krull: Rock Gravel. Kalju Kruusa as a Public Figure, in: Estonian Literary Magazine 39 (Autumn 2014), S. 12–15 [1]
Einzelnachweise
↑Zu übersetzen als „Eremitschaft“, vgl. Cornelius Hasselblatt: Geschichte der estnischen Literatur. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2006, S. 788.
↑Mart Velsker: Meelega tehtud raamat, in: Vikerkaar 5–6/2000, S. 149.
↑Ivar Sild: Klassika võidukäik, in: Keel ja Kirjandus 5/2000, S. 364–365.
↑Janika Kronberg: Luule kui juhus, in: Eesti Päevaleht 11. Dezember 1999, S. 9.
↑Mart Velsker: Meelega tehtud raamat, in: Vikerkaar 5–6/2000, S. 149.
↑Hasso Krull: Kalju Kruusa ainuline aken, in: Sirp vom 19. November 1999, S. 7.
↑Mariliin Vassenin: Kui süda on ainuke loll, in: lugu 7 (2011), S. 26.