Das Kölner Dreigestirn ist während einer Session des Kölner Karnevals der offizielle Regent über das närrische Volk und das repräsentative städtische Aushängeschild. Das aus Prinz, Bauer und Jungfrau bestehende Dreigestirn wird auch als Trifolium („Dreiblatt“, von lat.tres „drei“ und folium „Blatt“, botanisch: Klee(blatt)) bezeichnet. Die darstellenden Personen werden jährlich vom Festkomitee Kölner Karneval neu bestimmt.
Das Kölner Dreigestirn als Einheit existiert seit 1870, wird allerdings erst seit 1938 offiziell als „Dreigestirn“ bezeichnet. Seit der Reform des Kölner Karnevals 1823 wurde an die Spitze des Karnevals der Held Carneval gestellt. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde aus dem Helden der Prinz Karneval. Ihm wurde zu Beginn ab und an die Prinzessin Venetia zur Seite gestellt. Diese Figur war nur selten Bestandteil des Kölner Karnevals und verschwand auch rasch wieder. Bauer und Jungfrau erschienen in den ersten Jahren nur dann im Rosenmontagszug, wenn sie sich in das jeweilige Motto integrieren ließen.
Das Kölner Dreigestirn wird von den Karnevalsvereinen gestellt, die dem Festkomitee Kölner Karneval unterstehen, und besteht in der Regel jeweils aus Mitgliedern einer einzigen Gesellschaft. Bei den Bewerbungen werden vor allem Gesellschaften berücksichtigt, die in dem entsprechenden Jahr ein Jubiläum feiern. Jedes Jahr zur Karnevalssession wird ein neues Dreigestirn ernannt. An Weiberfastnacht eröffnet es jeweils um 11:11 Uhr auf dem Alter Markt bzw. heute auf dem Heumarkt in Köln den Straßenkarneval. Begleitet wird das Dreigestirn während der Aufzüge und im Rosenmontagszug von der Prinzen-Garde Köln 1906 e. V. (Begleitkorps des Prinzen Karneval) sowie von der EhrenGarde der Stadt Köln 1902 e. V. (Begleitkorps des Kölner Bauern und der Kölner Jungfrau).
Zudem gibt es noch ein Kölner Kinderdreigestirn. Dieses existiert seit 1965 und war eine Idee von Hans Wallpott, damaliger Präsident der Bürgergarde „blau-gold“ von 1904. Aus diesem Grund wird das Kölner Kinderdreigestirn auch immer von kleinen Gardisten und Pagen in blau-goldenen Uniformen begleitet.
Prinz Karneval
„Seine Tollität“, Prinz Karneval, ist der höchste Repräsentant des Kölner Karnevals. Der Prinz oder Held ist seit 1823 die wichtigste Figur des Rosenmontagszugs. Bei der Proklamation (immer Anfang Januar) durch den Kölner Oberbürgermeister erhält er als Symbol die Pritsche, die er über sein närrisches Volk schwingt. Er fährt im Rosenmontagszug als Höhepunkt immer auf dem letzten Wagen, der auch der größte und prunkvollste des Zuges ist.
Der Bauer (kölsch: Buur), als „Seine Deftigkeit“ angesprochen, symbolisiert die Wehrhaftigkeit der alten Reichsstadt Köln. Er geht auf eine historische Figur zurück[2] und steht damit insbesondere auch für die Befreiung Kölns aus der Macht der Erzbischöfe in der Schlacht von Worringen. So trägt er als Stadtbewahrer auch die Stadtschlüssel an seinem Gürtel, die er bei der Proklamation vom Kölner Oberbürgermeister verliehen bekommt. Des Weiteren trägt der Kölner Bauer einen Dreschflegel in der linken Hand. Auf seinem mächtigen Hut trägt er 125 Pfauenfedern, die die Unsterblichkeit der Stadt Köln darstellen sollen. Die Figur bezieht sich auf den Reichsstand Kölns in der Frühen Neuzeit und reicht weit in die Geschichte der Stadt zurück. In Bezug auf den Karneval setzte sich der Bauer wie die Jungfrau in den 1870er Jahren als fester Bestandteil durch.
Kölner Jungfrau
Die Jungfrau, „Ihre Lieblichkeit“, wird als beschützende Mutter Colonia im Kölner Dreigestirn immer von einem Mann dargestellt, da der Kölner Karneval früher eine reine Männergesellschaft war.[3] Lediglich 1938 und 1939 musste die Rolle auf Anweisung der NSDAP von einer Frau dargestellt werden. Ab 1872 wurde dem Kölner Prinzen und der Jungfrau der Kölner Bauer zur Seite gestellt. Aus diesem Grund fahren Bauer und Jungfrau an Rosenmontag immer gemeinsam auf einem prunkvollen Wagen. Um der weiblichen Rolle gerecht zu werden, ist ein Bart oder ein Schnäuzer nicht erlaubt.
Die Kölner Jungfrau trägt eine Krone, die wie ein Zinnenkranz aussieht (auch Mauerkrone genannt). Ihre Krone und ihre Jungfräulichkeit symbolisieren die Uneinnehmbarkeit der Stadt Köln, als diese noch von einer halbkreisförmigen Stadtmauer umschlossen war. Das römische Gewand der Jungfrau erinnert an die römische Kaiserin Agrippina die Jüngere, die gemäß den Annalen des Tacitus als die Gründerin der Stadt Köln gilt. Bei der Proklamation erhält die Kölner Jungfrau als Symbol einen silbernen Spiegel.[4][5] Der Spiegel wird der Jungfrau erst seit 1993 bei der Proklamation überreicht, „damit sie ihre Schönheit und ihren Charme kontrollieren kann“. Das Symbol geht auf eine Idee von Oberbürgermeister Norbert Burger zurück, damit die Jungfrau nicht leer ausging, wenn der Prinz die Pritsche und der Bauer die Stadtschlüssel erhielten.[6]
Auftritte des Kölner Dreigestirns
Das Kölner Dreigestirn hat je nach Länge der Session bis zu 400 Auftritte zu absolvieren. Gut die Hälfte dieser Auftritte finden in sozialen Einrichtungen wie beispielsweise Pflege- und Kinderheimen, Krankenhäusern und Hospizen statt. Es werden ebenso die Bezirksregierung Köln, die Bundeswehr so wie auch das Finanzamt besucht. Wo das Dreigestirn auftaucht, wird es regelmäßig enthusiastisch empfangen. Dabei ist es egal, welche Person in der jeweiligen Rolle steckt.
Das Dreigestirn zieht immer mit einer Abordnung der Prinzen-Garde Köln 1906 e. V. auf. 15 Gardisten dieser Korpsgesellschaft werden, täglich wechselnd, dem Dreigestirn als „Schutzwache“ zur Seite gestellt. Fester Bestandteil des Gefolges sind der Prinzenführer, der Chef der Equipe sowie drei Adjutanten. Prinz, Bauer und Jungfrau haben jeweils einen eigenen Adjutanten. Der Adjutant des Prinzen Karneval wird immer von der Prinzen-Garde Köln 1906 e. V. gestellt. Die Adjutanten des Kölner Bauern und der Kölner Jungfrau kommen traditionell aus der EhrenGarde der Stadt Köln 1902 e. V.
Das Kölner Dreigestirn beim Rosenmontagszug
Beim Kölner Rosenmontagszug nimmt das Kölner Dreigestirn eine zentrale Rolle ein. Es ist der Höhepunkt der närrischen Parade, die ca. 5 Stunden an den Narren vorüberzieht. Die letzten beiden Gruppen bilden immer die EhrenGarde der Stadt Köln 1902 e. V., die vor dem Prunkwagen von Bauer und Jungfrau reitet, und die Prinzen-Garde Köln 1906 e. V., die den Prinzen begleitet.
Verzicht, Rücktritte und Entlassungen
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In der Geschichte der Kölner Dreigestirne kam es einige Male dazu, dass einzelne Figuren oder sogar ganze Dreigestirne das Amt nicht antraten, ihr Amt niederlegen mussten oder zurücktraten.
1999: Das Reiterkorps Jan von Werth 1925 sollte 1999 das Dreigestirn stellen (Günter Clotten als Prinz, Rüdiger Becker als Bauer und Heinz Wittemann als Jungfrau). Kurz nach Bekanntgabe des designierten Dreigestirns wurden Betrugsvorwürfe gegen Clotten öffentlich. Er trat daraufhin sein Amt nicht an. Einige Tage später zogen auch seine beiden Mitstreiter aus Solidarität ihre Kandidatur zurück. Am 9. November konnten dann drei Kandidaten aus der KG UHU Köln-Dellbrück als neues Dreigestirn 1999 präsentiert werden. Die Vorwürfe gegen Clotten stellten sich einige Monate später als falsch heraus.
1986: Kurz nach der Proklamation musste die Kölner Jungfrau Helmi (Helmut Lengert) ihr Amt wegen schwerwiegender Differenzen niederlegen. Er wurde durch Hans-Dieter Salchert (Bereits Jungfrau 1983) ersetzt.
1985: Die Kölnische KG 1945 sollte zur Feier des 40. Jubiläums das Dreigestirn stellen. Auf Grund von Unstimmigkeiten innerhalb des designierten Trifoliums machten diese jedoch wieder einen Rückzug. Daraufhin hatte das Reiterkorps Jan von Werth die Möglichkeit, kurzfristig ein Dreigestirn zum 60. Geburtstag der Gesellschaft zu nominieren.
1983: Drei Tage vor der Proklamation verzichtete der designierte Prinz Rudi I. (Hans Rudolf Eser) auf den Titel, da ihm falsche Abrechnungen bei Kurzzeitarbeitern in seinem Unternehmen vorgeworfen wurden. Er wurde durch Kurt Ludes ersetzt.
1977: Die EhrenGarde der Stadt Köln 1902 stellte anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums das Dreigestirn. Drei Wochen nach der Proklamation legte Prinz Paul I. auf Grund eines Todesfalls in der Familie sein Amt nieder. Ihm folgte Claus Kegelberg (bereits Prinz der Session 1973).
1961: Die frisch proklamierte Jungfrau Theodora (Theodor Esser) trat wegen Vorwürfen in Zusammenhang mit Kriegsgefangenschaft zurück. Ihr Amt übernahm die Vorjahres-Jungfrau Josef Schneider.
Erwähnenswertes
2021 und 2022: Aufgrund der COVID-19-Pandemie-bedingten Absage der Session 2021 ist ein Dreigestirn für zwei Sessionen im Amt.
1908 und 1909: Die Jungfrau der Session 1908 wird 1909 Prinz Karneval.
1908, 1909 und 1911: Das Reiterkorps der Prinzen-Garde Köln 1906 e. V. hat sich 1908 von der Prinzen-Garde abgespalten und nannte sich „Leibgarde des Prinzen Karneval“ und stellte in den vorgenannten Sessionen das Dreigestirn. 1912 schlossen sie sich wieder der Muttergesellschaft an.
Darstellung der Kölner Jungfrau durch Männer
Das Kölner Dreigestirn wird traditionell von Männern dargestellt, auch die Rolle der Jungfrau. Ausnahmen waren die Jahre 1938 (Paula Zapf) und 1939 (Else Horion) als auf Grund eines Erlasses durch die NSDAP sämtliche Frauenrollen im Karneval durch Frauen darzustellen oder abzuschaffen waren. Die Frauenkostümierung, die in die Nähe der Homosexualität gestellt wurde, passte nicht ins Männerbild der Nationalsozialisten.
Nach dem Krieg wurde die Rolle aber wieder von Männern besetzt, im Gegensatz zu der des Funkenmariechens, die bis heute von Frauen übernommen wird. Im Kinderdreigestirn wird, anders als bei den Erwachsenen, die Jungfrau von einem Mädchen verkörpert (Ausnahme: 1965 und 1966, in den ersten beiden Jahren).
Traditions-Gemeinschaft ehemaliger Prinzen, Bauern und Jungfrauen
In der 1928 gegründeten[7] Traditions-Gemeinschaft ehemaliger Prinzen, Bauern und Jungfrauen[8] sind die Kölner Ex-Tollitäten organisiert. Ausnahmen sind jedoch die beiden weiblichen Jungfrauen Paula Zapf und Else Horion, denen die Aufnahme verweigert wurde.[9][10][11] Die Gemeinschaft gilt als eine Art Adelsclub, da man ihr nicht, ohne vorher im Dreigestirn aktiv gewesen zu sein, beitreten kann.[12] Sie ist eine Ordentliche Gesellschaft im Festkomitee Kölner Karneval.[13]
Die Große KG 1823 e. V. Als Prinz war Gustav Boisserée vorgesehen. Er erkrankte jedoch zwei Tage vor Karneval. Es konnte schnell Ersatz gefunden werden.
1865
Jean Jean Klein
unbekannt
unbekannt
Die Große KG 1823 e. V.
1864
Johann Josef Johann Josef Fischer
Die Große KG 1823 e. V.
1863
Ludwig Ludwig Ebeler sen.
unbekannt
Anton Leinen
P, J: Die Große KG 1823 e. V.
1862
1861
Wegen Landestrauer um König Friedrich Wilhelm IV. fiel der Zug aus.
Es ging wieder ein Zug, aber es fehlte die Organisation. Vermutlich war es wie 1852 nur eine Kappenfahrt allerdings ohne Motto.
1852
Der Rosenmontagszug war immer noch verboten. Es fand aber eine Kappenfahrt statt.
1851
Der Karneval fiel aus, da die Polizei befürchtete, im Karneval könnten sich staatsgefährdende Elemente verbergen.
1850
1849
1848
1847
1846
1845
1844
1843
1842
Der Zug fiel wegen Uneinigkeit im Comité aus.
1841
1840
1839
1838
1837
1836
1835
1834
Plötzlich tritt der Held wieder in Erscheinung. Von ihm wird berichtet, er habe sich um die Streitigkeiten im Comité gekümmert und dem Karneval wieder zu Ansehen verholfen. In den folgenden Jahren nehmen auch Bauer und Jungfrau wieder am Zug teil.
1833
Eigentlich wollte man das zehnjährige Jubiläum feiern, aber durch Uneinigkeit im Comité kam kein einheitlicher Zug zustande. So zogen am Rosenmontag verschiedene kleine Züge durch die Stadt.
1832
1831
Aus dem vornehmen Helden Carneval wurde der derbe Hanswurst. Von ihm gibt es keine Namen und auch keine Hinweise darauf, ob er von einer Person mehrere Jahre dargestellt wurde.
1830
Der Karneval fiel aus, da der Einfluss der Regierung auf den Karneval immer stärker wurde. Lieder und Reden wurden überwacht und auch die Karnevalszeitung wurde zensiert. Daraufhin resignierten die Organisatoren.
Held Carneval nimmt wieder mit der Venetia am Zug teil. Bauer und Jungfrau sind nicht im Zug dabei.
1825
Bauer nimmt erstmals am Zug teil, ist auch unabhängig von Prinz und Jungfrau
Jungfrau nahm am Zug teil. Namen sind aus den ersten Jahren nicht übermittelt.
Der Held trat nicht in Erscheinung. Der Bevölkerung sagte man, er besuche die Prinzessin Venetia in Italien.
1824
Venetia Simon Oppenheim, Bankier Er stellte die Venetia mehrere Jahre nacheinander dar. Sie nimmt erstmals am Zug teil, jedoch unabhängig vom Helden.
In den Anfangsjahren stand dem Helden Carneval stets die Prinzessin Venetia zur Seite. Sie begleitet den Helden, wenn auch in den letzten Jahren unregelmäßig, bis zur Jahrhundertwende.
Casino Gesellschaft: Der romantische Karneval. Aus den ersten Jahren nach der Reform des Kölner Karnevals sind uns kaum Namen überliefert, da immer die Figur und nicht der Mensch dahinter im Mittelpunkt stand.