José Afonso wurde am 2. August 1929 in der Hafenstadt Aveiro geboren und verlebte einen Teil der Jugend in Angola und Mosambik. Ab 1940 lebte er als Schüler und Student an der alten Universität Coimbra. Dort begann er früh, den traditionsreichen Fado de Coimbra zu singen – Balladen, die nur entfernt mit dem bekannteren Fado in Lissabon verwandt sind und Liebe und Studentenleben besingen. 1956 erschien seine erste Schallplatte. Nach Abschluss des Studiums wurde er als Lehrer tätig, an verschiedenen Orten Portugals, dann auch vier Jahre in Mosambik, wo er den Widerstand gegen das Kolonialregime erlebte. Nach seiner Rückkehr nach Portugal wurde er der bedeutendste Sänger der Opposition. Während seines Wirkens wurde er von der GeheimpolizeiPIDE überwacht und musste seine Schallplatten im Ausland aufnehmen.
Am 25. April 1974 wurde kurz nach Mitternacht sein offiziell verbotenes Lied Grândola, Vila Morena im Radio gesendet: Dies war das vereinbarte Signal für die eingeweihten Soldaten und Zivilisten des Movimento das Forças Armadas (MFA), sich gegen die Diktatur zu erheben – die Nelkenrevolution begann. In den nachfolgenden Jahren war José Afonso als Unterstützer der Revolution tätig, er sang im In- und Ausland und unterstützte Selbstverwaltungsprojekte, ohne parteipolitisch gebunden zu sein.
José Afonso hat nach Ende seiner Zeit in Coimbra eine große Zahl von Liedern komponiert und gedichtet. Seine Musik ist vom Fado, von Volkslied und Kunstlied sowie von der in Afrika erlebten Musik geprägt. Die Themen seiner Lieder sind vielfältig, zentrale Themen sind Treue und Solidarität der Menschen.
Die letzten Jahre seines Lebens kämpfte José Afonso gegen fortschreitende Amyotrophe Lateralsklerose. Er starb am 23. Februar 1987 in der Hafenstadt Setúbal. Seine Kompositionen blieben in den folgenden Jahren lebendig. Auch der große Anteil seiner unvertonten Lyrik (mehr als die Hälfte des Gesamtwerks) erhält zunehmend Beachtung. Nach einer ersten 1985 in Wien veröffentlichten philologischen Dissertation erschien 2013 in Hamburg die erste Doktorarbeit über das erhaltene lyrische Gesamtwerk (Gedichte und Lieder) José Afonsos. Musiker unterschiedlicher Stilrichtungen wie Jazz, Hip-Hop oder Punk griffen sie auf.
Diskografie
Alben
1960: Balada do Outono, Rapsódia
1962: Baladas de Coimbra, Rapsódia
1963: Dr. José Afonso em Baladas de Coimbra, Rapsódia
1964: Ó Vila de Olhão, EMI/Valentim de Carvalho (single)
1964: Cantares de José Afonso, Columbia/Valentim de Carvalho
1976: José Afonso in Hamburg, Portugal Solidaritat
1978: Enquanto há força, Orfeu
1979: Fura Fura, Orfeu
1981: Fados de Coimbra e Outras Canções, Orfeu
1983: Como se Fora seu Filho, Orfeu
1983: Ao Vivo no Coliseu, Orfeu
1983: Zeca em Coimbra, Foto Sonoro
1985: Galinhas do Mato, Orfeu
Albumveröffentlichungen nach seinem Tod
1987: Os vampiros, Edisco
1993: Zeca Afonso no Coliseu, Strauss
1997: Baladas e canções, EMI (2nd edition)
2001: José Afonso, Movieplay
2010: José Afonso ao vivo no Coliseu RTP/CNM (Teilauflage mit DVD, Edition seines letzten Konzertes 1983)
Chartplatzierungen nach seinem Tod
Zu Lebzeiten von José Afonso sind keine Chartdaten verfügbar. Nach seinem Tod platzierten sich ab 2007 sowohl Wiederveröffentlichungen als auch neue Kompilationen in Portugal in der Hitparade.