Johannes Brassicanus (eigentlich Kölli, Köl, Kohl oder Koehl; * nach 1475 in Konstanz; † 21. März1514 in Wildbad) war ein deutscher Humanist, Gelehrter und Grammatiker.
Johannes Brassicanus war wohl der Sohn des Hans Kölli (urk. 1480–1490, † vor 1500), der lt. den Konstanzer Steuerbüchern damals der einzige Namensträger Kölli in Konstanz war. Aus Brassicanus’ Ehe mit der Cannstatter Vogtstochter Dorothea Vogler stammten die Kinder:
Dorothea Köhl (* um 1510), verheiratet um 1536 mit Albrecht Zorn, Kammerschneider und Gewölbeverwalter in Stuttgart; Ahnen Friedrich Schillers
Johann Alexander Brassicanus (* 1493 in Cannstatt; † 1539 in Wien), Kaiserlicher Hofpfalzgraf, Professor der Zivilprozesse in Wien
Johann Ludwig Brassicanus (* um 1509 in Tübingen; † 1549 in Wien), Jus-Professor in Wien, Berater von Königin Maria von Ungarn
Margarete Brassicanus (* nach 1511)
Leben
Brassicanus war Präzeptor in Tübingen, im Jahre 1500 wurde er lateinischer Schulmeister in Cannstatt, ab 1509 war er Leiter der Tübinger Lateinschule.
1508 publizierte er die „Institutiones Grammaticae“, eine systematische Darstellung der lateinischen Grammatik und ein wichtiges Werk seiner Zeit. Er beschrieb eine der wichtigsten humanistischen Büchersammlungen Europas, die Bibliotheca Corviniana (2000 Bände), die König Matthias Corvinus (1458–1490) hatte aufbauen lassen.[1]
Anmerkungen
Thilo Dinkel und Günther Schweizer: Vorfahren und Familie des Dichters Friedrich Schiller, Stuttgart 2005, S. 88: Die in manchen Veröffentlichungen verbreitete falsche Behauptung, Johannes Köl heiße ursprünglich Kölburger, ist dadurch entstanden, dass sein Enkel Johann Philipp, Sohn des Ludwig, in Wien geadelt wurde und dabei den Namenszusatz „von Kölburg“ erhielt.[2]
profesto Dyonisii: [8.10.]1489 immatr. in Tübingen als „Johannes Köl de Constantia, pauper“, März 1491 Bacc. (alias Brassicanus), August 1493 Mag. (Köll);.... Lehrer Melanchthons, Freund Heinrich Bebels; Verfasser der Grammatik Institutiones grammaticae elimatissimae ..., erstmals 1508 erschienen, umstrittener Bestseller, bis 1519 15 mal gedruckt.[3]
Literatur
Stahlecker: Beitraege zur Geschichte des hoeheren Schulwesens in Tuebingen, W.V.H. 1906, Seite 4 flg.