Weislinger studierte an der 1701 gegründeten Jesuitenakademie in Straßburg. Ab 1711 war er dort Privatdozent. 1713 ging er zum Philosophiestudium an die damals ebenfalls von Jesuiten geführte Universität Heidelberg und zum anschließenden Theologiestudium mit dem Ziel der Priesterweihe wieder nach Straßburg. 1726 wurde er Pfarrer in Waldulm, 1730 in Kappelrodeck. 1750 ließ er sich wegen Krankheit emeritieren.
Weislingers theologisches Interesse galt der antiprotestantischen Polemik. Seine erfolgreichste Schrift Friss, Vogel, oder stirb[2] über die Ekklesiologie verfasste er bereits 1722[3] als Privatgelehrter ohne Weihe und Amt, worauf er im Vorwort Bezug nimmt. Sein Stil ist oft scharf und angriffslustig, was er mit dem Hinweis auf Luthers Stil rechtfertigt.[4] Den katholischen Zeitgenossen galt er als „Riese“ (gigas) auf dem konfessionellen Kampfplatz. Im lutherischen und reformierten Lager wurde er immerhin zur Kenntnis genommen, wie Zitate und Erwiderungen belegen. Öffentliches Aufsehen erregte die Kontroverse zwischen Weislinger und dem lutherischen Pfarrer in Nieder-WiesenJohann Philipp Fresenius.
Weislingers 1730 in Augsburg und Konstanz erschienene Schrift Huttenus delarvatus, das ist Warhaffte nachricht von dem authore oder Urheber der verschreyttn Epistolarum obscurorum virorum, Ulrich von Hutten (1488-1523). wurde durch die Glaubenskongregation 1732 auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt.[5]
↑Vgl. dazu: Michael Weise: Vom "Apostel des Satans" zum "Vater im Glauben". Die katholische Sicht auf Luther als Spiegel des konfessionellen Mit- und Gegeneinanders, in: Wichmann-Jahrbuch 58/59 (2018/2019) N.F. 15, S. 65–94, hier: S. 81f.
↑Weislinger, Johann Nikolaus. In: Jesús Martínez de Bujanda, Marcella Richter: Index des livres interdits: Index librorum prohibitorum 1600–1966. Médiaspaul, Montréal 2002, ISBN 2-89420-522-8, S. 938 (französisch, Digitalisat).