Er war der Sohn von Francesco Maria Capellini von Wickenburg, genannt Stechinelli (1640–1694), General-Postmeister bzw. Hofbankier der welfischen Herzogtümer und dessen zweiter Gattin Agnes Elisabeth geb. Breiger.[1] Seit 1675 bewohnte die Familie das vom Schwiegervater, Hofrat Breiger, überlassene Haus in Celle, heute bekannt als Stechinelli-Haus.[2] Vom Vater, der 1677 ein Gut in Wieckenberg erworben hatte und 1688 als Reichsfreiherr von Wickenburg geadelt wurde, übernahm der Sohn auch den zusätzlichen Spitznamen „Stechinelli“, der sich auf dessen spindeldürre Beine bezog.
Leben
Johann Franz Capellini von Wickenburg stand zuerst in
hannoveranischen Diensten und wurde Kammerherr des Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm, in Düsseldorf, der ihn 1712 auch zum Geheimen Rat ernannte. 1718 siedelte er mit dem Nachfolger Karl III. Philipp in die Kurpfalz über, wo er sich zunächst am Hof zu Heidelberg, dann in Mannheim aufhielt. 1738 avancierte der Freiherr zum Präsidenten der Kurfürstlichen Geistlichen Administration, einem sehr wichtigen, gemischtkonfessionellen Regierungsgremium, das alle Kirchengüter verwaltete und beaufsichtigte.[3] Mit Übernahme dieses Amtes zog er wieder nach Heidelberg, wo er 1752 verstarb. Capellini von Wickenburg war verheiratet mit Maria Ottilia Ludovika geb. Blankart von Ahrweiler, mit deren kinderlosem Bruder Johann Otto Friedrich Blankart von Ahrweiler dieses Geschlecht 1712 im Mannesstamm erlosch.[4][5]
Historische Bedeutung erlangte Johann Franz Capellini von Wickenburg durch die Herausgabe seines 2-bändigen Werkes „Thesaurus Palatinus“. Vermutlich angeregt durch die Übernahme des Präsidentenamtes bei der Geistlichen Administration begann der Adelige systematisch Ansichten von Bauwerken, von Grabdenkmälern in Kirchen, dortige Inschriften, Glockenbeschriftungen und ähnliche historische Dinge zu sammeln, zu katalogisieren und zeichnerisch festzuhalten. Er beauftragte auch seine Angestellten ihm derartiges, das sie bei ihren Dienstreisen entdeckten, mitzuteilen. So entstand die 2-bändige Sammlung „Thesaurus Palatinus“, die heute eine wichtige Quelle vieler verlorener Denkmäler bzw. Inschriften ist.[7] An den beiden großformatigen Bänden waren verschiedene Zeichner beteiligt, u. a. Peter Friedrich de Walpergen und Theodor Gottfried Thum. Die Darstellungen sind häufig in Form von Rötelzeichnungen überliefert und entstanden zwischen 1747 und 1752. Der erste Band konzentriert sich auf Heidelberger und Mannheimer Gebäude bzw. Denkmäler, der zweite Band enthält überwiegend Epitaphien bzw. Inschriften aus der Kurpfalz sowie den größeren Städten Mainz, Trier, Speyer und Worms.
Die beiden Originalbände befinden sich heute im Geheimen Hausarchiv des Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München unter der Signatur Hs. 317.
Literatur
Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 9, Leipzig 1870, S. 562 (Digitalisat).
Adolf von Oechelhäuser: Der Thesauarus Palatinus in München. In: Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses 3, 1896, S. 68–127 (Digitalisat).
Rheinische Vierteljahrsblätter, Band 5, 1935, S. 233, Universität Bonn, Institut für Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande; (Ausschnittscan 1), (Ausschnittscan 2).
Heinrich Ihme: Südwestdeutsche Persönlichkeiten. Ein Wegweiser zu Bibliographien und biographischen Sammelwerken, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1988, ISBN 3-17-010288-5, S. 128 (Google Books).
↑Heiko Lass: Hof und Medien im Spannungsfeld von dynastischer Tradition und politischer Innovation zwischen 1648 und 1714. Celle und die Residenzen im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (= Rudolstädter Forschungen zur Residenzkultur Band 4). Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2008, ISBN 3-422-06862-7, S. 101 (Google Books); Mannheimer Geschichtsblätter, Band 13 (1912), Nr. 3, Sp. 62 (online).