Joachim Seyppel war der Sohn eines kaufmännischen Angestellten und einer Putzmacherin. Er besuchte das Grunewald-Gymnasium[1] in Berlin-Grunewald, wo er 1938 sein Abitur machte. Anschließend studierte er Germanistik und Philosophie an den Universitäten in Berlin, Lausanne und zuletzt in Rostock, wo er 1943 promoviert wurde. Ab 1943 nahm er als Soldat im Sanitätsdienst am Zweiten Weltkrieg teil. 1944 wurde er von einem Kriegsgericht wegen Wehrkraftzersetzung zu 9 Monaten Haft mit „Frontbewährung“ verurteilt; im Mai 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft[2], aus der er im Herbst 1945 entlassen wurde.
Seyppels Verhältnis zu den DDR-Machthabern wurde schon bald getrübt durch seine Kritik an den sozialen Missständen im Lande, seinen Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und sein Engagement für die DissidentenRobert Havemann und Stefan Heym. 1978 teilte Seyppel dem zuständigen Dramaturgen des Rundfunks der DDR, für den er Radio-Features schrieb, unverblümt mit, dass er mit den gegenwärtigen Tendenzen in der DDR-Kulturpolitik nicht einverstanden sei.[3] Das Regime reagierte mit Schikanen, die vor allem in einer Einschränkung von Seyppels Publikationsmöglichkeiten und seiner Reisefreiheit bestanden. Im Juni 1979 wurde er aus dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen, durfte allerdings bereits im Juli 1979 mit einem Drei-Jahres-Visum in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen, wo er sich nunmehr niederließ.[4] 1982 wurde er von der DDR ausgebürgert.
Von 1950 bis 1982 war Seyppel mit der Schriftstellerin Jeannette Lander verheiratet; die Trennung erfolgte bereits 1971. Aus der Ehe erwuchsen zwei Kinder.
Von 1982 bis zu seinem Tode im Jahre 2012 war Seyppel mit Tatjana Rilsky verheiratet. Das Paar hatte einen Sohn.
Werke
Buchautor
Die Systematisierung der Schauspielkunst in Deutschland zwischen 1750 und 1850, Rostock 1943
Flugsand der Tage, Berlin 1947
Ferdinands absoluter Standpunkt, Berlin 1948
Dekadenz oder Fortschritt, Schlehdorf/Obb. 1951
Ausdrucksformen deutscher Geschichte, Schlehdorf/Obb. 1952
Schwenckfeld, knight of faith, Pennsburg, Pa. 1961
Gerhart Hauptmann, Berlin 1962
William Faulkner, Berlin 1962
Abendlandfahrt, München 1963
T. S. Eliot, Berlin 1963
Nun o Unsterblichkeit, Berlin 1964
Als der Führer den Krieg gewann oder Wir sagen ja zur Bundesrepublik, Berlin [u. a.] 1965
Columbus Bluejeans oder Das Reich der falschen Bilder, München 1965
Hellas, Geburt einer Tyrannis, Berlin 1968
Torso Conny der Große, Wiesbaden 1969
Ein Yankee in der Mark, Berlin [u. a.] 1969
Griechisches Mosaik, Berlin 1970
Fußball-Nachrichten vom Heroengeschlecht an der Gasanstalt, Berlin [u. a.] 1971
Wer kennt noch Heiner Stuhlfauth, München 1973
Umwege nach Haus, Berlin [u. a.] 1974
Abschied von Europa, Berlin [u. a.] 1975
Gesang zweier Taschenkalender, Berlin [u. a.] 1976
Die Unperson oder Schwitzbad und Tod Majakowskis, Berlin 1979
Die Mauer oder Das Café am Hackeschen Markt, Wiesbaden [u. a.] 1981
Ich bin ein kaputter Typ, Wiesbaden [u. a.] 1982
Hinten weit in der Türkei, Wiesbaden [u. a.] 1983
Ahnengalerie, München 1984
Lesser Ury, Berlin 1987
Eurydike oder die Grenzenlosigkeit des Balkans, Frankfurt a. M. [u. a.] 1989
Die Streusandbüchse, Frankfurt a. M. [u. a.] 1990
Die Wohnmaschine oder Wo aller Mohn blüht, Berlin 1991
Trottoir & Asphalt, Berlin 1994
Schlesischer Bahnhof, München 1998
Zeitungsauthor
Außer Anarchie ist alles in Ordnung: Der Schriftsteller Joachim Seyppel auf Rundreise durch ein schwer erschüttertes Land, Kölner Stadt-Anzeiger 1999
Mit dem Linienbus zum Abenteuer: Der Schriftsteller Joachim Seyppel war im Norden des Landes bis an Albaniens Grenze unterwegs, Kölner Stadt-Anzeiger 1999
Beobachtungen an einer uralten Straße: Die Roemer begannen den Bau der Via Egnatia vor 2000 Jahren
Im Land der Schwarzen Berge, Kölner Stadt-Anzeiger 1999
Hinauf in die Himmelsberge: Weite Steppen, endlose Wüsten - von Bishkek aus zur chinesischen Grenze, Kölner Stadt-Anzeiger 2000
Griechenland wie wir es nicht kennen, 1999
Kirgisien im Aufbruch - aber wohin? Hamburger Abendblatt 2000
Im Land der Skipetaren: Der Schriftsteller Joachim Seyppel bereiste Albanien und Makedonien - ein noch immer fremdes Europa, Hamburger Abendblatt 1996
Herausgeber
Jagen, Reiten, Fischen, Hamburg [u. a.] 1963
Texte deutscher Mystik des 16. Jahrhunderts, Göttingen 1963
Festschrift für Werner Neuse, Berlin 1967 (zusammen mit Herbert Lederer)
↑ Vgl. Joachim Seyppel, Von der Roten Armee gerettet, in: Gustav Trampe, Die Stunden Null. Erinnerungen an Kriegsende und Neuanfang, Stuttgart 1995, S. 152–160, 159.
↑Patrick Conley: Der parteiliche Journalist. Metropol, Berlin 2012, ISBN 978-3-86331-050-9. S. 92.
↑Katrin Hillgruber, DER TAGESSPIEGEL vom 28. Dezember 2012, Grenzgänger zwischen West und Ost, Seite 21.