Joachim Daerr
Dieser Artikel behandelt den deutschen Maler Joachim Daerr; zu dem deutschen Diplomaten und Botschafter siehe Hans-Joachim Daerr.
Joachim Daerr (* 8. Mai 1909 in Groppendorf; † 30. Januar 1986 in Witten) war ein deutscher Landschaftsmaler, Graphiker und Kunsterzieher.
Leben
Joachim Daerr war ein Sohn des ab Sommer 1909 in Putbus auf Rügen als Schlossprediger und später als Superintendent wirkenden Theodor Johannes Karl Daerr (* 1877). Der Vater war zugleich Religionslehrer am Pädagogium Putbus und hatte seinen Wohnsitz am Putbuser Circus 11.[1] Nach der Schulzeit 1916–1929 in Putbus absolvierte er 1929–1932 ein Studium an der Staatlichen Kunstschule für Textilindustrie Plauen bei Karl Hanusch, Johannes Avenarius, Walther Löbering und Otto Lange, wo er sich besonders mit Entwürfen für Spitzen und der Weberei beschäftigte. Es folgte 1932–1934 eine Lehre als Dekorationsmaler in Dresden. 1934–1937 besuchte er die Staatliche Hochschule für Kunsterziehung in Berlin-Schöneberg. Hier lernte er seine spätere Frau, die Holzschneiderin und Graphikerin Hildegard Daerr (geb. Bremer; * 30. Oktober 1913 in Berlin; † 2004) kennen.[2] Neben dem Besuch der Schöneberger Schule bestritt er ein Studium in Kunstgeschichte, Französisch und Geographie an der Berliner Universität, das er 1938 mit dem Staatsexamen abschloss. Danach war er im Schuldienst tätig, u. a. als Referendar am Pädagogium in Putbus.
In der Zeit des Nationalsozialismus war Daerr Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Seine Teilnahme an 14 großen Ausstellungen ist belegt.[3] Auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen in München fanden seine Bilder das Interesse führender Nationalsozialisten, u. a. Hitler, Karl Brandt, Heinrich Himmler und Theo Memmel erwarben Druckgrafiken Daerrs.
Daerr nahm 1940–1942 als Soldat der Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teil. Ab 1942 war er wieder Kunsterzieher im höheren Schuldienst, bis 1946 in Putbus und ab 1947 in Bergen, zudem betätigte er sich als Illustrator. 1958 verließ er mit seiner Frau die DDR und wurde Gymnasiallehrer für Kunst und Geographie am Ruhr-Gymnasium in Witten. Nach seiner Pensionierung 1975 unternahm er zahlreiche Reisen, die ihn durch Europa, nach Asien, Afrika und Amerika führten.
Werk
Dank seiner vielseitigen Ausbildung konnte sich Joachim Daerr in sehr unterschiedlichen Metiers betätigen: Er war Landschaftsmaler, Graphiker, Lithograph, Holzschneider, Radierer, Zeichner, Dekorationsmaler, Textilkünstler und – in seinem Hauptberuf – Kunsterzieher. In seinem künstlerischen Werk war er hauptsächlich der Landschaft verbunden. Er fertigte seine Arbeiten als Lithographie, in Sepia, Feder oder Bleistift,[4] wobei er eine vom Verismus angeregte, detailgenaue Darstellung mit Betonung der Struktur und organischen Formen bevorzugte.[2] Auch in seiner Malerei treten zeichnerische Elemente hervor, etwa beim Auftrag der Farbe in feinen Strichlagen.[2] Joachim Daerr gehörte neben Bernhard Feistel (1898–1976) zu den sogenannten Hiddensee-Freunden von Elisabeth Büchsel, die wie sie die Inspiration der Insel für ihr künstlerisches Schaffen nutzten.[5] Neben Hiddensee gehörten Rügen und die Insel Vilm zu den Motivgebern.
„In seinem umfangreichen graphischen Werk ist ein breites Motivfeld eindringlich künstlerisch interpretiert: Rügensche Kreideküste, kleine Inselhäfen, Wege übers Land, Küstenstreifen, Baumgruppen, Windmühlen, Boote – nicht die umtriebigen Badeorte, nicht der moderne Verkehr. Vornehmlich mit Lithographie, Sepia, Feder, Bleistift hat er in feiner Linie, mehr noch in sehr sensiblen graphischen Strukturen manch stillen Winkel oder etliche weite Ausblicke graphisch verdichtet geformt.“
Werke (Auswahl)
- Schmale Heide auf Rügen. 1937
- Fischerboot in Lauterbach. 1940
- Hiddensee. 1940
- Alter Schuppen in Neuendorf. 1942
- Netze auf Rügen. 1943
- Baumgruppe auf der Insel Vilm. 1947
- Steilküste. 1948[6]
- Naturschutzgebiet Insel Vilm. 1953, Aquarell 45 × 49,5 cm[7]
Das Stralsund Museum hat 19 Werke in seinem Besitz, unter anderem die Werke:[8]
- Blick Wobbanzer Höhe nach Vilmnitz. 1947, Sepia
- Baumgruppe auf dem Vilm. 1947
- Blick vom Wreechner Weg nach dem Vilm. 1947, Sepia
- Steilküste. 1948, Bleistift
- Hiddensee 1. 1952
- Morgennebel auf Mönchgut. 1952, Aquarell
Ausstellungen (unvollständig)
Beteiligungen
Einzelausstellungen
Literatur
- Daerr, Joachim. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 23, Saur, München u. a. 1999, ISBN 3-598-22763-9, S. 378.
- Daerr, Joachim. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953 (archive.org – Leseprobe).
- Daerr, Joachim. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9.
- Daerr, Joachim. In: Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 1928 f.
- Klaus Haese: Positionen vorpommerscher Künstler zwischen 1880 und 1950. In: Bernfried Lichtnau (Hrsg.): Bildende Kunst in Mecklenburg und Pommern von 1880 bis 1950. Lukas Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-86732-061-0, S. 63–64.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑
Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 1930.
Theodor Johannes Karl Daerr (* 1877), 1906–1909 Pastor in Groppendorf, ab 1909 in Putbus, ab 1939 Superintendent des Kirchenkreises Garz.
- ↑ a b c d e f
Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. Siehe Literatur.
- ↑
Martin Papenbrock, Anette Sohn, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar 2000, ISBN 3-89739-041-8.
- ↑ a b
Klaus Haese: Positionen vorpommerscher Künstler zwischen 1880 und 1950. Siehe Literatur.
- ↑ a b
Büchsel und Freunde. Malerei und Grafik aus eigenen Beständen. Kulturhistorisches Museum Stralsund, 2012.
- ↑
Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon. Hinstorff Verlag, Rostock 2011, ISBN 978-3-356-01301-6, S. 1928 f.
- ↑ a b
Dritte Deutsche Kunst-Ausstellung, Dresden 1953. 1. März bis 30. April, Albertinum an der Brühlschen Terrasse. Verlag der Kunst, Dresden 1953 (SLUB).
- ↑ a b c d e
Joachim Daerr. In: Maler auf den Inseln. Siehe Weblinks.
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Nachweis im Katalog des GBV.
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Nachweis im Katalog des GBV.
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Nachweis im Katalog des GBV.
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