Jeju-Air-Flug 2216

Jeju-Air-Flug 2216

Die Unfallmaschine im März 2023

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Überrollen des Landebahnendes nach Bauchlandung, wird untersucht
Ort Flughafen Muan
Datum 29. Dezember 2024
Todesopfer 179
Überlebende 2
Verletzte 2
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Boeing 737-8AS
Betreiber Korea Sud Jeju Air
Kennzeichen HL8088
Abflughafen Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi
Zielflughafen Flughafen Muan
Passagiere 175
Besatzung 6
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Jeju-Air-Flug 2216 (Flugnummer IATA: 7C2216, ICAO: JJA2216) war ein internationaler Flug der südkoreanischen Fluggesellschaft Jeju Air, der am 29. Dezember 2024 von Bangkok in Thailand nach Muan in Südkorea führte. Die eingesetzte Boeing 737-800 verunglückte bei der Landung. Bis auf zwei Überlebende wurden alle der 181 Insassen des Fluges tödlich verletzt.

Flugzeug

Beim Unfallflugzeug handelte es sich um eine Boeing 737-8AS mit dem Luftfahrzeugkennzeichen HL8088 und der Werknummer 37541. Das Flugzeug absolvierte seinen Erstflug am 19. August 2009 und wurde am 4. September 2009 an Ryanair ausgeliefert. Dort flog es mit dem Kennzeichen EI-EFR, bis es im Jahr 2017 durch ein Leasing der SMBC Aviation Capital in die Flotte der Jeju Air überführt wurde. Das Flugzeug war mit Triebwerken des Typs CFM56-7B26 ausgestattet.[1]

Es ist der Unfall mit der zweitgrößten Anzahl von Toten in der Geschichte der Boeing 737 nach dem Lion-Air-Flug 610.[2] Gemessen an der Zahl der Todesopfer handelt es sich zudem um den schwersten Flugunfall Südkoreas.[3] Es ist außerdem der Flugunfall mit den meisten Todesopfern des Jahres 2024.[4]

Passagiere und Besatzung

Insgesamt befanden sich 175 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder an Bord der Maschine. Bis auf zwei thailändische Staatsangehörige waren alle Insassen im Besitz der südkoreanischen Staatsangehörigkeit. Für 41 Passagiere war der Flug eine Rückkehr nach einer fünftägigen Reise nach Bangkok, die von einer Reiseagentur organisiert worden war.[5] Die Besatzung bestand aus zwei Piloten und vier Flugbegleitern. Beim Unfall kamen alle Passagiere, beide Piloten sowie zwei Flugbegleiter ums Leben. Das älteste Todesopfer war 1946, das jüngste 2021 geboren worden.[6] Nur zwei Flugbegleiter (eine Frau und ein Mann),[7][8] die zum Zeitpunkt des Unfalls im hinteren Teil der Maschine, dem größten intakt gebliebenen Rumpfteil, saßen, überlebten den Unfall mit leichten bzw. schweren Verletzungen.[9] Beide Überlebende wurden nach dem Unfall in ein Krankenhaus in Mokpo zur Behandlung gebracht[10] und anschließend in ein Krankenhaus nach Seoul verlegt.[11]

Der Kapitän des Fluges war seit März 2019 im Dienst der Fluglinie und akkumulierte bis zum Unfallzeitpunkt 6.820 Flugstunden, während der erste Offizier des Fluges seit Februar 2023 im Dienst war und 1.650 Flugstunden erbrachte.[12]

Nach dem Unfall kündigte das südkoreanische Verkehrsministerium an, die verstorbenen Opfer in einer temporären Leichenhalle am Flughafen aufbahren zu wollen. Die Identifizierung erfolge in Zusammenarbeit mit Familienangehörigen und Experten. Externe Überführungen seien auch geplant.[13]

Unfallhergang

Flugroute des Flugs Jeju-Air-Flug 2216[14]

Das Flugzeug hob um 2:11 Uhr UTC+7 vom Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi ab und verunglückte um 9:03 Uhr UTC+9[7] bei der Landung in Muan.[4] Das Flugzeug hatte zunächst zu einem ersten Anflug von Süden aus kommend auf die Landebahn 01 (RWY 01) angesetzt; eine Videoaufnahme zeigt eine Flamme, die hierbei aus dem rechten Triebwerk kam. Dieser Anflug wurde durch Durchstarten abgebrochen, und etwas später landete die Maschine in der entgegengesetzten Richtung auf der Landebahn 19 (RWY 19).[15][16] Auf einem Video ist zu sehen, wie die Maschine mit vollständig eingefahrenem Fahrwerk die Landebahn entlangrutscht und deren Ende überschießt, ehe sie bei hoher Geschwindigkeit mit einem Erdwall und einem darauf liegenden Betonfundament kollidiert, auf dem die Antennen des Landekurssenders des Instrumentenlandesystems montiert sind,[4][17] und daraufhin explodiert.[18] Das Flugzeug wurde hierbei fast vollständig zerstört.[19]

Ermittlungen

Nach Angaben des südkoreanischen Verkehrsministeriums wurden die Flugschreiber des Flugzeugs noch am Tag des Absturzes geborgen.[20] Der Sprachrekorder sei in relativ gutem Zustand, der Flugdatenschreiber jedoch beschädigt.[21] Einige Tage nach dem Unfall gab es unter Luftfahrtsicherheitsexperten auch eine Diskussion über die Frage, warum sich 250 Meter nach dem Ende der Start- und Landebahn eine Betonmauer befand. Die Landung sei „so gut, wie eine Landung ohne Landeklappen und Fahrwerk nur sein kann“ gewesen: „die Flügel waren waagerecht, die Nase nicht zu hoch, um ein Abbrechen des Hecks zu vermeiden“, und das Flugzeug hatte beim Rutschen über die Landebahn keinen ernsthaften Schaden davongetragen. Wäre die rigide Betonmauer innerhalb des Walls am Ende der Start- und Landebahn nicht gewesen, hätte möglicherweise die große Mehrheit der Flugzeuginsassen überlebt.[22][23] Der Flugsicherheitsexperte und Pilot Christian Beckert äußerte ebenso seine Verwunderung über die Positionierung der Betonmauer in der Auslaufzone der Landebahn und bekundete, dass ein Engineered Materials Arrestor System den Aufprall wahrscheinlich hätte verhindern bzw. abbremsen können.[24]

Siehe auch

Commons: Jeju-Air-Flug 2216 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Boeing 737 NG / Max – MSN 37541 HL8088. Airfleets.net, 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  2. Yohannes Lowe, Daniel Lavelle , Rebecca Ratcliffe, Petra Stock, Graham Russell: South Korea plane crash: all except two are presumed dead on Jeju Air flight carrying 181 people, say authorities – live updates. In: the Guardian. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  3. Ju-min Park, Hongji Kim, Hyunsu Yim: Fiery crash kills at least 177 in worst airline disaster in South Korea. In: Reuters. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  4. a b c Flugunfalldaten und -bericht B737-8AS HL8088 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 30. Dezember 2024.
  5. Jeju Air accident involves 41 package tour customers from travel agency. In: ChosunBiz. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  6. '21년생 세살 아기도' 가족 여행객 다수, 탑승자 명단마저 슬픔... 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (koreanisch).
  7. a b Flugzeug mit 181 Menschen an Bord bei Notlandung verunglückt – nur zwei Überlebende. In: Der Spiegel. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.
  8. Kim Seung-yeon: (8th LD) At least 124 dead, 2 rescued in Jeju Air plane crash in Muan. In: Yonhap News Agency. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  9. Simon Hradecky: Crash: Jeju B738 at Muan on Dec 29th 2024, gear up landing and overrun. In: Avherald.com. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  10. Mathilda Heller, Shir Perets: All but two presumed dead after South Korean plane carrying 181 crashes. In: The Jerusalem Post. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  11. Südkorea: Fast 180 Tote bei Flugzeugabsturz in Muan. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.
  12. 179 dead in S. Korea's worst-ever aviation disaster. 29. Dezember 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024 (englisch).
  13. 국토교통부 : 네이버 블로그. Abgerufen am 29. Dezember 2024 (koreanisch).
  14. Frances Mao (London), Jake Kwon, Jean Mackenzie (Muan): South Korea plane crash kills 179 with investigation into cause under way. In: bbc.com. BBC News, 30. Dezember 2024, abgerufen am 30. Dezember 2024 (englisch).
  15. Drama in Südkorea: Zwei Tage vor Todesflug gab es in der Boeing 737 von Jeju Air bereits einen Notfall. In: focus.de. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.
  16. Crash: Jeju B738 at Muan on Dec 29th 2024, gear up landing and overrun. In: The Aviation Herald, avherald.com. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  17. Death toll rises to 127 after plane crashes at South Korean airport. NBC News, 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (amerikanisches Englisch).
  18. Flugzeug schießt über Landebahn hinaus – 179 Tote, 2 Überlebende. In: Focus. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.
  19. Offenbar nur zwei Überlebende nach Flugzeugunglück in Südkorea. In: tagesschau.de. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024.
  20. Barney Davis: South Korea plane crash: All we know so far. In: The Independent. 29. Dezember 2024, abgerufen am 29. Dezember 2024 (englisch).
  21. Ermittlungen zu Flugzeugunglück in Südkorea: Betonmauer im Fokus. Abgerufen am 1. Januar 2025.
  22. David Mercer: Why was there a wall near runway at S Korea plane crash airport? In: BBC News. 30. Dezember 2024, abgerufen am 31. Dezember 2024 (englisch).
  23. Marco Müller: Das Flugzeugunglück in Südkorea wirft Fragen auf. In: Deutsche Welle. 29. Dezember 2024, abgerufen am 31. Dezember 2024.
  24. South Korea orders airline safety probe after worst domestic crash kills 179 – Reuters

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